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#Medien in Russland: Interview mit einem Journalisten

„Medien in Russland: Interview mit einem Journalisten“

In der Nacht zum Sonntag sperrte die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor weitere Onlinemedien, die kritisch über den Angriff auf die Ukraine berichtet haben. Auch die Internetzeitung „Mediazona“, die sich seit ihrer Gründung 2013 auf das russische Polizei- und Justizsystem spezialisiert hat, erhielt Nachricht über die Zensuranordnung. Mit einem ihrer Redaktionsmitglieder haben wir darüber gesprochen, wie es weitergeht. Sein Name muss anonym bleiben. Von Kriegsbeginn und Zensur wurde er in der armenischen Hauptstadt Jerewan überrascht, wo er sich aufhielt, um für einen geplanten Aufenthalt in der EU die zweite Biontech-Impfung zu bekommen.

Wie geht es Ihnen?

In der Nacht des Kriegsausbruchs lag ich nach der Impfung mit Fieber im Bett, ein surrealer Moment. Ich wollte nur einige Tage in Jerewan bleiben, um mich von der Impfung zu erholen und dann nach Moskau zurückkehren. Dieser Plan war mit der Kriegsnachricht natürlich hinfällig. Ich hatte meinen Pass und andere Dokumente bei mir, deswegen entschied ich zu bleiben.

Für die Freiheit: Trotz Massenverhaftungen demonstrieren die Menschen in Moskau, St. Petersburg und anderen russischen Städten.


Für die Freiheit: Trotz Massenverhaftungen demonstrieren die Menschen in Moskau, St. Petersburg und anderen russischen Städten.
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Bild: dpa

In Jerewan sind im Moment sehr viele Russen gestrandet, weil es keine Direktflüge aus Russland nach Georgien gibt – dem im Moment populärsten Ziel vieler, die Russland verlassen wollen. Die Cafés sind voll mit Menschen, die Reiserouten und Fluchtpläne diskutieren. Alle haben in großer Eile das Land verlassen und versuchen nun herauszufinden, ob und wie sie nach Tiflis kommen können oder ob es besser ist, erst einmal zu bleiben. Der Wohnungsmarkt ist zusammengebrochen. Ich habe zum Glück Gastgeber, die mir eine Verlängerung meines Aufenthalts erlaubt haben. Wer gestern oder heute ankam, hat große Schwierigkeiten, eine Bleibe zu finden.

In der Nacht zum Sonntag hat die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor den Zugang zu Ihrer Zeitung „Mediazona“ blockiert, die Website ist aber immer noch online. Wie geht es weiter?

Wir haben uns entschieden, unsere Arbeit fortzusetzen. Die Verbote treffen jeden im unabhängigen medialen Raum, von lokalen Publikationsorganen, die über Proteste in Nowosibirsk oder Krasnojarsk berichten, bis hin zu unseren landesweiten, „föderalen“ Publikationsplattformen. Da werden keine Unterschiede mehr gemacht. Bis letzte Nacht waren etwa zwei Dutzend Publikationen wegen ihrer Berichterstattung über den Krieg blockiert worden; wir haben dann um ein Uhr nachts eine E-Mail von Roskomnadsor erhalten mit der Aufforderung, rechtswidrige Inhalte von unserer Homepage „Mediazona“ zu entfernen – „absichtlich falsche, gesellschaftlich bedeutsame Informationen, von denen die Bedrohung einer Störung der öffentlichen Ordnung ausgeht, insbesondere Informationen und Materialien über den angeblichen Angriff Russlands auf das Hoheitsgebiet der Ukraine“. Die russischen Staatsanwaltschaften und Roskomnadsor versuchen, die Verwendung des Begriffs „Krieg“ zu unterdrücken. Der bevorzugte Begriff ist „special operation“. Jeder versteht, dass das eine Fiktion ist, um das Ausmaß der Ereignisse herunterzuspielen. Wie auch immer man es bezeichnet: Es ist Krieg. Und wir können nicht anders, als es auch so zu nennen. Wir haben auf unserer Internetseite eine Übersicht über die täglichen Ereignisse, mit allen tagesaktuellen Nachrichten, und dort sprechen wir von „Kriegstag eins“, „Kriegstag zwei“ und so weiter. Wir wollen unsere Arbeit fortsetzen. Wir sind in Russland verboten, reguläre Nutzer mobiler Netzwerke und stabiler Provider können auf unsere Website nicht zugreifen. Aber viele unserer Leser können mit VPN und anderen Technologien umgehen, mit denen sich die Blockaden umgehen lassen. Roskomnadsor hat sich darauf vorbereitet und bemüht sich, auch VPNs, Proxys und Dienste wie Cloudflare zu blockieren. Wir wissen nicht, wie erfolgreich dieses Bemühen ist. Bis vor Kurzem haben wir keine Probleme beim Zugriff auf blockierte Websites wie „Meduza“ und andere gesehen. Im Moment können wir nur hoffen, dass die Leute unsere Konten in den sozialen Netzwerken abonnieren und VPNs nutzen. Außerdem haben wir gerade eine App entwickelt, die wir über App Stores zugänglich machen. Wir hoffen, für unsere Inhalte so viele Zugangsmöglichkeiten wie möglich eröffnen und offenhalten zu können.

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