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#Wie die Grünen die CDU geschlagen haben

Wie die Grünen die CDU geschlagen haben

Man könne das Haus gar nicht verfehlen, sagt Catherine Kern am Telefon. „Es ist das mit den vielen Photovoltaikanlagen auf dem Dach.“ Ein paar Stunden später ist von weitem klar, dass in dem orangefarbenen Haus mit den vielen Photovoltaikanlagen auf dem Dach eine Wahlsiegerin lebt. An einem Baum im Vorgarten hat Kern ihr Wahlplakat mit einer klaren Botschaft befestigt: „Für Klimaschutz und Menschenrechte“.

Kim Björn Becker

Rüdiger Soldt

Dass Kern gewinnt, wird am späten Sonntagabend klar. Der Wahlkreis Hohenlohe im Norden Baden-Württembergs war immer in der Hand der CDU. Jetzt wechselt der Wahlkreis die Farbe, von Schwarz auf Grün, die Direktkandidatin Catherine Kern gewinnt zwei Punkte hinzu und kommt auf 28,7 Prozent der Stimmen, die CDU erreicht nur 24,4 Prozent.

Am Vormittag danach empfängt die Siegerin gut gelaunt im Wohnzimmer ihres Hauses. Kern macht sich keine Illusionen, dass ihr Einzug in den Stuttgarter Landtag vor allem etwas mit der Beliebtheit von Winfried Kretschmann zu tun hat. „Wir haben einen starken Ministerpräsidenten, er genießt viel Vertrauen“, sagt Kern. Sie schätzt, dass sich die gut 28 Prozent der Stimmen im Kreis in etwa so zusammensetzen: „23 Prozent für Kretschmann und fünf Prozent für mich.“ Kerns Themen sind klassische Sujets der Grünen. „Ich möchte, dass der Klimaschutz vorankommt“, sagt sie. Sonnen- und Windenergie müssten ausgebaut werden. Und die Digitalisierung müsse überall ankommen.

Der Verlierer sitzt am Montagmorgen in der Lobby des Stuttgarter Maritim-Hotels. Dort trifft sich später die Landtagsfraktion. Arnulf Freiherr von Eyb (CDU) ist seit zehn Jahren für den Hohenlohekreis im Landtag. Bevor er zum ersten Mal antrat, hatte fast jeder Zweite in dem ländlichen Gebiet für die CDU gestimmt. Er schaffte den Sprung ins Parlament 2011 mit komfortablen 40 Prozent – damals war ihm noch die SPD auf den Fersen, die Grünen kamen erst danach. Das änderte sich vor fünf Jahren. Da gewann von Eyb gegen Kern, mit einem Prozentpunkt Vorsprung. „Machen wir uns nichts vor, Herr Kretschmann kommt bei den Leuten gut an“, sagt von Eyb.

Als er vor zehn Jahren Abgeordneter wurde, kamen noch 60 CDU-Abgeordnete direkt über die Wahlkreise in den Landtag, jetzt waren es nur zwölf von insgesamt 42. Es ärgere ihn, dass sich die CDU im Südwesten vor gut zwei Jahrzehnten viele grüne Themen habe „wegnehmen“ lassen. Den Klimaschutz könne man sich zum Beispiel nur leisten, wenn die Wirtschaft stimme, ist von Eyb überzeugt. Deshalb gehöre zur Umweltpolitik immer auch die Wirtschaftskompetenz der CDU. Von Eyb sagt, er schätze Catherine Kern menschlich. „Politisch halte ich sie für eine Traumtänzerin.“

Wahlplakat der Grünen-Politikerin Catherine Kern


Wahlplakat der Grünen-Politikerin Catherine Kern
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Bild: F.A.Z.

Am Esstisch der Gewinnerin in Hohenlohe sitzt am Montagvormittag auch Mario Dietel. Er hat den Wahlkampf der gebürtigen Britin, die seit den achtziger Jahren in Deutschland lebt, mitorganisiert – vor allem im Netz. „Ich glaube, diese Einstellung hat die CDU den Sieg im Hohenlohekreis gekostet“, sagt er. Kern wünscht sich, dass ihre Träume Wirklichkeit werden: „Hier im Kreis haben die Menschen vor allem dort für die Grünen gestimmt, wo in den vergangenen Jahren Naturflächen versiegelt wurden“, sagt sie. Den Grünen falle die Aufgabe zu, die Fehler der Konservativen auszubügeln.

Während man in der CDU darauf hofft, mit dem politischen Ruhestand Kretschmanns in ein paar Jahren wieder bessere Chancen zu haben, müssen die Grünen in Stuttgart entscheiden, mit wem sie regieren wollen, mit welchen Partnern sie ihren Erfolg fortsetzen können. Zur Auswahl steht eine Ampelkoalition mit FDP und SPD oder die Fortsetzung der grün-schwarzen Regierung mit der CDU. An diesem Mittwoch führt Kretschmann mit CDU, SPD und der FDP erste Sondierungsgespräche. In der kommenden Woche soll es vielleicht schon eine Entscheidung geben, mit wem Koalitionsverhandlungen aufgenommen werden sollen. Dass der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke am Sonntagabend auf der Regierungsbank Platz nahm und versprach, dass man ihn dort jetzt öfter sehen werde, kam bei Kretschmann weniger gut an.

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