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#Wie gefährlich ist es, die Quarantäne zu verkürzen?

Wie gefährlich ist es, die Quarantäne zu verkürzen?

Zu den neuen Corona-Maßnahmen, die in der Bund-Länder-Runde an diesem Freitag beschlossen werden sollen, zählen voraussichtlich komplett überarbeitete Quarantäne- und Isolationsregelungen für Kontaktpersonen und Infizierte. Die Sorge, dass zu viele Infizierte gleichzeitig die systemrelevanten Bereiche der Infrastruktur lahmlegten könnten, weil sie bis zu zwei Wochen isoliert werden oder als Kontaktperson in Quarantäne gehen müssen, ist inzwischen bei vielen politisch Verantwortlichen groß. Zu den „besonderen Bereichen“ der kritischen Infrastruktur werden unter anderen medizinisches und pflegerisches Personal, Mitarbeiter zur Kinderbetreuung und in Bildungseinrichtungen, bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sowie Beschäftigte in Unternehmen der Telekommunikation, Energie- und Wasserversorgung gezählt.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Doch noch ist nicht klar, wie schnell die Inzidenzen in den nächsten Wochen ansteigen. In einigen früh von Omikron betroffenen Ländern wie Großbritannien oder Dänemark mit Wocheninzidenzen von aktuell teilweise mehr als 2000 Infizierten pro 100.000 Einwohner zeigen sich die Engpässe bereits deutlich. Bei so hohen Fallzahlen erwarten die Epidemiologen auch bei einem statistisch gesehen milderen Verlauf einer Omikron-Infektion sehr viele schwer kranke Covid-19-Patienten.

Datenspezialist Andreas Schuppert von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen sieht Deutschland auch mit seiner guten Betten- und Intensivausstattung keineswegs sicher. Viermal so viele Infizierte wie heute seien grenzwertig, sagt er: „Bei Inzidenzen über 1000 im Land kann es in einigen Regionen so viele Intensivpatienten geben wie auf dem Höhepunkt der Delta-Welle.“

Werden die Tests knapp?

Damit der ohnehin durch Personalmangel betroffene medizinische Sektor und andere öffentliche Bereiche ihren Betrieb aufrechterhalten können, haben bereits viele Länder die Isolationsregeln gelockert und die Fristen nach dem Positivtest oder dem Kontakt mit Infizierten um wenige Tage verkürzt. In den Vereinigten Staaten hatte die Gesundheitsbehörde CDC kurzfristig sowohl die Isolation als auch die Quarantäne für Symptomlose halbiert – von zehn auf fünf Tage. Allerdings hat sie diese Fristen nicht wie etwa in Großbritannien an die Notwendigkeit gekoppelt, dass sich die isolierten Personen freitesten müssen. Begründung: zu geringe Testkapazitäten.

Das Problem sehen auch andere. In dem massiv von Omikron betroffenen Land Israel hat die Regierung wegen massiver Überlastung von PCR-Teststationen die Vorgaben für Corona-Tests gelockert. Von Freitag an müssen nur noch Risikogruppen und Menschen ab 60 Jahre nach dem Kontakt mit einem Corona-Infizierten einen PCR-Test machen. Für alle anderen reicht dann ein Antigen-Schnelltest. Generell gilt dort: Geimpfte sind bei einem negativen Testergebnis von der Quarantäne befreit, Ungeimpfte müssen mindestens sieben Tage in Quarantäne. Bei einem positiven Testergebnis gelten zehn Tage Isolation.

In den USA und darüber hinaus hat die Befreiung von der Testpflicht nach einer verkürzten Isolations- oder Quarantänezeit bei Fachleuten einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Tatsächlich zeigen die aus früheren Wellen abgeleiteten Daten des CDC, dass noch fünf Tage nach einem Positivtest mehr als ein Drittel der Infizierten genug Viren im Nasen- und Rachenbereich enthält, dass Ansteckungen möglich sind. In Veröffentlichungen etwa in den Fachzeitschriften „Lancet“ und „New England Journal of Medicine“ kam heraus, wie individuell unterschiedlich lang die Virenbelastung andauert, zwischen drei und zwanzig Tage. Impfen hilft auch hier enorm. Im statistischen Mittel rechnet man damit, dass Ungeimpfte nach etwa siebeneinhalb Tagen nicht mehr infektiös sind, zweifach Geimpfte schon nach fünfeinhalb Tagen: Die trainierte Immunität der Geimpften bremst etwas die Vermehrung schon im Nasen- und Rachenbereich.

Obwohl es in dieser Hinsicht für Omikron noch nicht genügend Daten gibt, dürfte ein durch Impfung vorbereitetes Immunsystem auch die Infektiosität von Omikron dämpfen – darauf deuten Laborstudien zur Kreuzimmunität von Immunzellen und Antikörpern hin. Allerdings zeigt die steigende Anzahl an Impfdurchbrüchen nach Zweifachimpfungen auch, dass das hoch ansteckende und sich rasend schnell in den oberen Atemwegen vermehrende Omikron-Virus eine inzwischen veränderte Situation gebracht hat.

Die neue Variante vermehrt sich schneller

Omikron vermehrt sich nach der Ansteckung schneller im Nasen- und Rachenraum. Das hat einige Politiker zu der unbegründeten Hoffnung veranlasst, dass das Virus auch schneller wieder verschwindet. Studiendaten dazu gibt es bisher nicht. Virologen befürchten sogar das genaue Gegenteil: Weil Omikron-Infizierte früher die Symptome eines Atemwegsinfekts wie Schnupfen und Husten zeigen, werden sich die Menschen im Schnitt auch früher testen und sodann in Isolation oder Quarantäne gehen. Somit könnte eine größere Zahl an potentiell noch infektiösen Menschen wieder aus Isolation oder Quarantäne entlassen werden.

Ohne die Pflicht zum Test nach Ablauf einer wie auch immer verkürzten Quarantäne- oder Isolationszeit wird nach übereinstimmender Darstellung von Fachleuten das Ansteckungsrisiko kaum beherrschbar sein. Ob ein oder mehrere sorgfältig ausgeführte Antigen-Schnelltests oder die empfindlicheren PCR-Tests dafür am besten geeignet sind, wird derzeit intensiv diskutiert. Schnelltests haben den Vorteil, dass sie leichter und schneller verfügbar sind und die aktuelle Infektiosität des Getesteten anzeigen. Mit PCR könnten zusätzliche Informationen über die Virusmenge ermittelt werden.

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