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#Wie Rap mit Lego Leben rettete

„Wie Rap mit Lego Leben rettete“

Deutschrap ist so etwas wie das akustische Gold der Stunde, das längst nicht mehr in deutschen Radio- und TV-Stationen geschürft wird. Diese Musik findet sich im Netz, öffentlich geteilt, oder per Boombox am Baggersee. Böse Zungen könnten sagen, Lyrics und Sounds seien austauschbar – ähnlich dem Design moderner Autos. Das fördert die nostalgische Sehnsucht nach klaren Kanten – bei Autos und Musik. Und so wie gerade Youngtimer aus den Neunzigern im Wert steigen, besinnt sich die Generation der Fourtysomethings auf ihre musikalischen Wurzeln. Deren Sound wird nicht von Gitarren bestimmt, sondern von Beats und Samples, von Platten und selbstgebauten Mischpulten.

Das Fernsehen versucht, sich nun genau an so einem historischen Orientierungspunkt einzuloggen. Exemplarisch dafür steht Anke Greifeneder, Executive Producer bei Warner Brother Fiction, die im Gespräch mit der F.A.Z. sagt: „Die MTV-Sendung „Yo!MTV Raps“ war damals wie ein Tor zu einer neuen Welt für mich.“ Sie habe zwar mehr Indie gehört, „aber Künstler wie Public Enemy, Notorious B.I.G., Warren G oder in Deutschland die Absoluten Beginner, Freundeskreis haben mich beeindruckt. Hip-Hop war damals etwas Neues. Die Beats haben mich umgehauen. Ich bin ja im Schwarzwald aufgewachsen, und Hip-Hop hat mir gezeigt, wie viel mehr es dort draußen noch gibt.“

Womit die Exposition für Greifeneders „Almost Fly“ solide umschrieben wäre. Die sechsteilige Serie läuft bei Warner TV Serie vom 2. Mai an montags um 21 Uhr. Zum Start gibt es eine Doppelfolge. Sie wende sich an „Nostalgiker, die selbst in den Neunzigern Hip-Hop für sich entdeckt haben“, sagt Greifeneder, „aber auch Musikfans allgemein, die sich in der Leidenschaft wiederfinden, die unsere Hauptfiguren Ben und Walt entwickeln, als sie zum ersten Mal mit amerikanischem Hip-Hop in Berührung kommen. Es geht ja um Musik als Ausdruck eines Lebensgefühls.“ Gleichzeitig sei „Almost Fly“ mit Themen wie „Unsicherheit über die eigene Zukunft, familiärer Druck, Rassismus und erste Liebe“ auch für Jugendliche heute relevant. „Die entdecken die Neunziger auch wieder für sich, gerade die Musik ist angesagter denn je“, sagt Greifeneder.

Echt, kommen die jetzt damit durch?

Leider stellt „Almost fly“ Hip-Hop-Fans auf eine harte Probe. Die Eröffnungsszene an einer Tankstelle in einem Nirgendwo namens Eichfeld ist mit dem Bluesklassiker „I Put A Spell On You“ unterlegt, und es dauert dreißig Minuten, bis eine eigens für die Serie kreierte Hip-Hop-Combo in einer amerikanischen Kaserne die Bühne entert und rappt. Die Begeisterung des Publikums erschließt sich da noch nicht dem Zuschauer, wenn er bis dahin durchgehalten hat. Denn der Spiritus Rector von „Almost Fly“, Florian Gaag, der Idee, Drehbuch und Regie auf sich vereint, hat nicht nur die Welt der Achtziger- und Neunzigerjahre – mit Golf I, Ford Fiesta, 123er Benz, Saab 90 und Ford Fiesta (hier von Jungnazis gefahren) und umhäkelte Klorolle auf der Hutablage – liebevoll wiederauferstehen lassen, er hat auch die Langsamkeit der TV-Inszenierungen der Neunziger wiederentdeckt und sich Zeit gelassen mit der Einführung der Charaktere. Eher mühsam baut Gaag Gag an Gag. Da bereiten sich der vaterlos aufwachsende G.I.-Sohn Ben (Andrew Porfitz) und Walter (Samuel Benito), der introvertierte Sohn des Tankstellenpächters Schuster, und der nerdige Nik (Simon Fabian) auf ein spannungsarmes Leben in der Provinz vor – bis es sie eines Abends wie ein Blitz trifft, als DJ Nasty (David Mayonga alias Roger Rekless) in seinem nahezu außerirdisch erscheinenden Cadillac-Cabrio samt Crew, gehüllt in Hip-Hop-Bässe, ihr junges Leben berührt. Fortan geht es nur noch darum, es zum Gig in die Kaserne zu schaffen – und sei es im Kofferraum der trotteligen, im Stile von Cartoon-Figuren agierenden Kleinstadtganoven, die Al Pacino als Tony Montana aus „Scarface“ verehren. Dass diese bald zu betrogenen Betrügern werden, während die drei bis jetzt vom Leben benachteiligten Jugendlichen als Atomic Trinity todesmutig für den Auftritt auf dem Schulfest proben – auch um endlich Chancen beim anderen Geschlecht zu haben –, all das ruckelt sich so ein und fliegt in einer Spannungshöhe von: Echt, kommen die jetzt damit durch? Verbunden mit der Frage: Kann ein aus Lego gebautes Mischpult mit zwei Märchenplatten Leben retten?

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