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#Windräder im Reinhardswald in Nordhessen sorgen für Streit

„Windräder im Reinhardswald in Nordhessen sorgen für Streit“

Wenn es um den Wald geht, geht es in Deutschland nie bloß um ein paar Bäume. Erst recht nicht, wenn über jenen Wald gestritten wird, welcher der Schauplatz mancher Märchen der Brüder Grimm sein soll. Ein Wald, in dem wohl jener Mord stattfand, der Annette von Droste-Hülshoff zu ihrer Novelle „Die Judenbuche“ inspirierte. „Der Reinhardswald ist ein Kulturerbe“, sagt ein ehemaliger Förster. Es gibt dunkle, beinahe undurchdringliche Stellen mit jahrhundertealten Bäumen in diesem Wald, an denen sich das Märchenhafte noch erahnen lässt.

Für die Menschen in Nordhessen ist der Reinhardswald Teil ihrer regionalen Identität, ein Anziehungspunkt für Touristen. Mit 20.000 Hektar ist es das größte Waldgebiet im waldreichen Hessen. Und jetzt soll hier nach zehn Jahren des erbitterten politischen Streits der größte Windpark des Bundeslandes entstehen – mit 18 Anlagen, die sich auf den Bergkuppen des Waldes drehen werden. Die Befürworter sehen darin einen Schritt, um die Energiewende zu schaffen und den Wald zu retten. Die Gegner warnen vor einer umweltpolitischen Katastrophe und irreversiblen Schäden.

Jeder in diesem Text hat eine persönliche Verbindung zum Reinhardswald. Oliver Penner aus Wesertal, einer Gemeinde am Rande des Waldes, ist hier als Kind mit seinen Eltern Pilze sammeln gegangen. Annette Müller-Zitzke zog vor vielen Jahren wegen ihres Mannes in die Region. Mit ihren Kindern gingen sie oft in den Wald. Er bedeute für sie heute auch Heimat. Penner und Müller-Zitzke engagieren sich in der Bürgerinitiative „Rettet den Reinhardswald“, beide beschwören den Wert des Waldes. Nach ein paar Metern Fußmarsch durch die dichten Baumreihen fragt Müller-Zitzke: „Spüren Sie es?“ An einem sehr heißen Augusttag kühlt der Wald. Auf der schmalen, unbefestigten Schneise wuchern auch nach Wochen des ausbleibenden Regens sattgrüne Gräser.

„Die Natur hat sich die Fläche zurückgeholt”

Penner bleibt bei einer kleinen Pfütze stehen. „Hier haben in der kurzen Zeit Molche gelaicht“, sagt er triumphierend und zeigt auf das stehende Wasser in der tiefen Fahrrinne, die die Rodungsmaschine hinterlassen hat. Penner macht ein Foto. Es ist für ihn ein Beweis dafür, dass man die Natur nur machen lassen muss. Ein paar Meter weiter sieht er sich wieder bestätigt: Wo die Dürre und der Borkenkäfer gut einen Hektar Fichten und Kiefern zerstört haben, die Forstarbeiter dann entfernten, wachsen knapp zwei Jahre später meterhohe Sträucher, haben sich kleine Eichen und Buchen ausgesät. „Die Natur hat sich die Fläche zurückgeholt”, sagt Müller-Zitzke. „Der Wald braucht eine Chance, um sich zu regenerieren.“

Der Reinhardswald ist schwer geschädigt. Über das gesamte Gebiet verteilen sich die sogenannten Kalamitätsflächen. Meist dort, wo bis vor wenigen Jahren Monokulturen waren, sind Brachen oder stehen tote Bäume. An manchen Stellen sollen jetzt Windräder aufgestellt werden, außerdem sind kilometerlange Zufahrtswege geplant, die für die spätere Wartung auch nach der Fertigstellung bleiben werden. Aus Sicht von Landespolitik, Verwaltung und den Projektverantwortlichen ist es eine „Win-win“-Situation: Wo der Wald ohnehin schweren Schaden genommen hat, soll Energie für etwa 100.000 Haushalte produziert werden.

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