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#Es geht um die Einsparwurst

„Es geht um die Einsparwurst“

In der Nürnberger Kulturszene gärt es vernehmlich, seit der Kämmerer vergangene Woche seine Streichliste vorgestellt hat. Fünfzig Millionen Eu­ro sollen gespart werden, davon fünfzehn Millionen über eine Sparliste, der Rest über Personalkosten. Die Kultur soll bis 2026 allein 6,2 Millionen einsparen, das entspricht zwölf Prozent des gesamten Einsparziels. Und da der seit 2008 amtierende Harald Riedel (SPD) auch gleich noch aufgeschrieben hat, was er alles zu kappen gedenkt, war klar, dass es ans Eingemachte gehen könnte.

Die Kunsthalle, ein Museum für in­ternationale Gegenwartskunst, und die Kunstvilla, ein Haus für regionale Kunst, sollen geschlossen beziehungsweise umgenutzt werden. Die großen Publikumsmagneten Die Blaue Nacht, das Bardentreffen und das Klassik Open Air sollen nur noch alle zwei Jahre veranstaltet, das Silvestival, ein kleineres Event zum Jahreswechsel mit Zauberern und Feuershows, soll ganz gestrichen werden. Weiter auf der Liste sind unter anderem ein Bücherbus, die Deutsche Aka­demie für Fußball-Kultur, Dü­rerstadt-Projekte.

Die südafrikanische Band «Ladysmith Black Mambazo» tritt beim «Bardentreffen» am Hauptmarkt auf.


Die südafrikanische Band «Ladysmith Black Mambazo» tritt beim «Bardentreffen» am Hauptmarkt auf.
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Bild: Picture Alliance

Riedels Wumms sitzt, denn er zielt damit auf Publikumslieblinge. Allein das Bardentreffen und Die Blaue Nacht ziehen regelmäßig jeweils rund 150 000 Besucher in die Nürnberger Altstadt. Droht da ein Kahlschlag, ausgerechnet in einer Stadt, die noch vor zwei Jahren glaubte, sich 2025 die Krone einer Europä­ischen Kulturhauptstadt aufsetzen zu können – und dann gegen Chemnitz den Kürzeren zog? Hat der Kämmerers etwas gegen die Kulturbürgermeisterin Julia Lehner von der CSU – weil sie sich vehement für die Ausweichspielstätte der Oper in der ehemaligen NS-Kongresshalle einsetzt, eine Baumaßnahme, die das Stadtsäckel in den nächsten zehn Jahren sehr stark belasten wird?

Im Stadtparlament bilden CSU und SPD eine Mehrheit, eine Zweckgemeinschaft, untermauert von einer Rahmenvereinbarung. Weitere zehn Parteien sitzen im Stadtrat und be­treiben Klientelpolitik für ihre jeweilige Szene. Dennoch kam zunächst von den drei größten Fraktionen (CSU, SPD, Grüne) Widerspruch ge­gen die Sparliste. Von „Kahlschlag“ und „rasieren“ ist die Rede, man er­innert an die Umwegrentabilität von Kulturveranstaltungen, an die verheerende Außenwirkung von Schließungsandrohungen. Die Grünen se­hen Abspeckpotential bei den großen Sommerfestivals.

Erfolgreich mit Drittmitteln

Die Stadt unterhält unter dem Na­men KunstKulturQuartier sieben Häuser beziehungsweise Spielstätten sowie ein Informationszentrum. Im Vergleich zum Gesamthaushalt ist der Kulturhaushalt mit 4,3 Prozent dennoch ein Erdnüsschen. Das frühere Kulturreferat firmiert jetzt unter dem Namen Geschäftsbereich Kultur, für die genannten drei großen Freiluftveranstaltungen liegt das Budget bei 550 000 Euro, den Rest des tatsächlichen Finanzbedarfs von rund 1,5 Millionen Euro hat man sich über Sponsoren, Eintritte und Gastronomielizenzen auf dem Drittmittelweg besorgt. Diese Zuwendungen stehen in dem Augenblick zur Disposition, in dem öffentlich darüber spekuliert wird, ob die Open-Air-Festivals künftig verlässlich stattfinden. Irgend­et­was bleibt immer hängen.

Erst wurde sie aufwendig saniert, ´bald soll sie umgenutzt werden - die Kunstvilla beherbergt regionale Kunst aus Franken.


Erst wurde sie aufwendig saniert, ´bald soll sie umgenutzt werden – die Kunstvilla beherbergt regionale Kunst aus Franken.
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Bild: Picture Alliance

Julia Lehner bekleidet in einer Doppelfunktion das Amt der Zweiten Bürgermeisterin und der Kulturreferentin. Sie ist seit 2002 Berufspolitikerin und als solche nicht un­um­stritten. Seit Jahren kleben Aufkleber an den Laternen „Leider Lehner“, die eine Unzufriedenheit mit ih­rer Politik signalisieren. Aber Kulturpolitik war in Nürnberg schon im­mer ein beliebter Zankapfel. Die nun bedrohte Kunsthalle etwa, kein Pu­blikums­magnet, wollte auch schon einer der Vorgänger im Amt des ak­tuellen Käm­merers, der spätere langjährige Oberbürgermeister Ulrich Maly, verkaufen und einen Discounter dort unterbringen.

In zwei Wochen sind Haushaltsberatungen, vielleicht wird man dann auch erfahren, was genau sich hinter dem Posten „Öffentlichkeitsarbeit, Gästebewirtung“ verbirgt, der mit einer halben Million Euro auf der Streichliste steht. Und schließlich tickt da noch eine andere Uhr ziemlich laut: Im Januar könnte im Bayerischen Landtag ein Untersuchungsausschuss die Arbeit aufnehmen, den Grüne, SPD und FDP einsetzen wollen. Es geht um das Nürnberger Zukunftsmuseum und die Rolle, die der damalige Fi­nanzminister Markus Söder beim Bau und bei der Vergabe des von der Opposition als völlig überteuert kritisierten Mietvertrags gespielt hat.

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