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#Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch

Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch

Kein anderes Zitat eines Dichters und Denkers dürfte sich zur Beschreibung der aktuellen Lage besser eignen als zwei Zeilen aus Friedrich Hölderlins dem Landgrafen von Hessen-Homburg gewidmeten Patmos-Hymne: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Die zweite Welle der Pandemie hat viele Menschen in ihrer Wucht unvorbereitet getroffen. Durch die Langlebigkeit des Unheils frustriert, durch die Einschränkungen des gewohnten Lebens zermürbt und von Sorgen um die Zukunft belastet, werden viele Menschen dieses Weihnachten nicht in festlicher Stimmung begehen. Dass gerade in den Tagen der Trübsal die Impfungen gegen das Virus beginnen, gibt jedoch Anlass, in der aktuellen Gefahr das Rettende wachsen zu sehen.

Vor gut 100 Jahren wütete auch in Deutschland die Spanische Grippe, und auch damals wurden die Menschen von der Wucht der zweiten Welle überrascht und zermürbt. Im Verein mit der wirtschaftlichen Not nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war die Lage demoralisierend. Damals verstanden viele Menschen die Ursache des Übels nicht. Die Politik versuchte Informationen über die Seuche kleinzuhalten. Erst als dies nicht mehr möglich war, wurden halbherzig Einschränkungen des öffentlichen Lebens ins Werk gesetzt. Die Empfehlung des New Yorker Gesundheitsamts, Masken zu tragen – angepriesen mit dem Slogan: „Better be ridiculous than dead“ (Lieber lächerlich als tot) –, fand in Deutschland keine Resonanz. Im Nachhinein zeigte sich: Wer schneller und konsequenter gegen das Virus vorging, hatte die bessere Entscheidung getroffen.

Schon weil die Krankheit damals nicht richtig verstanden wurde, waren Impfungen gegen die Spanische Grippe unmöglich, aber schon damals wurde von Naturheilaposteln eine völlig irrationale Angst gegen Impfungen verbreitet. (Die ersten Massenimpfungen gegen Grippe fanden gut zwei Jahrzehnte später in den Vereinigten Staaten statt.) Es ist richtig, wenn sich die Politik in unseren Tagen gegen eine Pflicht zur Impfung ausspricht, aber für viele Menschen verheißt die Aussicht auf den Impfstoff die allmähliche Rückkehr in ein nicht länger von der Pandemie geprägtes Leben.

Das Streben nach einer besseren Welt

Die Entwicklung eines Impfstoffs durch mehrere Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern zeigt, wie wenig „das Rettende“ in Gestalt technischen Fortschritts von zentralen Instanzen planbar ist. Das Beispiel des im Jahre 2008 in Mainz von Ugur Sahin und Özlem Türeci gegründeten Unternehmens Biontech belegt, dass Innovationen keineswegs nur in Großunternehmen stattfinden. Die Börsennotierung von Biontech in den Vereinigten Staaten steht für die Offenheit des amerikanischen Kapitalmarkts wie für die Zögerlichkeit des deutschen Kapitalmarkts, Wagnisfinanzierungen in Fortschritt zu ermöglichen. Dabei ist die deutsche Wirtschaft, gestützt auf eigene Mittel und nicht selten auch auf die Unterstützung von Stiftungen, alles andere als innovationsschwach.

Die Wirtschaftsgeschichte kennt nicht einen geraden Weg zu immer mehr Wohlstand; Auf und Abs hat es, teils durch Menschen gemacht, teils durch äußere Einflüsse, immer gegeben. Krisen sind aber nicht allein durch unmittelbare Furcht und Lähmung geprägt; zu ihnen gehört auch die Bereitschaft von Menschen, über eine bessere Welt nicht nur nachzudenken, sondern auch konkret an ihr zu arbeiten. Die Impfstoffe gegen das Virus, denen eine möglichst schnelle Verbreitung in möglichst großen Mengen zu wünschen ist, sind ein aktueller Ausdruck dieses Strebens nach einer besseren Welt.

Fortschritt entsteht nicht kontinuierlich

In den kommenden Jahren dürften viele Ideen und Projekte nicht nur aus der Medizin das Tageslicht erblicken, von denen sich natürlich nicht alle bewähren werden. Fortschritt entsteht nicht kontinuierlich, manchmal kommt er völlig unverhofft; dann wieder stellt er sich auch nach großen Anstrengungen nicht ein. Aber in der Wirtschaftsgeschichte galt schon immer: Es existiert keine größere Kraft der Veränderung als ein technischer Fortschritt, der das Leben vieler Menschen verbessert.

Und darum stehen nach der Bewältigung von Krisen eben nicht die Schürer von Angst, die Verbreiter von Hass, Lüge und Manipulation oder die Apologeten der Dämonisierung als Gewinner da. Die Naturapostel, die im Jahre 1919 Angst vor Impfungen verbreiteten, sind höchstens eine Fußnote in der Geschichte geblieben. Das in der aktuellen Krise zu beobachtende Ensemble des Grauens, das erbittert gegen Vernunft und Fortschritt anrennt, wird kein anderes Schicksal erleiden. Die Pandemie dürfte die Welt auch bis weit ins kommende Jahr nicht aus ihrem Griff entlassen. Ihre stärksten Gegner sind die Vernunft und die Innovationskraft der Menschen.

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