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#Zugvögel haben heute nicht nur Fangnetze zu fürchten

„Zugvögel haben heute nicht nur Fangnetze zu fürchten“

Morgens um sieben ist die Vogelwelt von Nairobi wieder in bester Ordnung. Zumindest rings um das Nationalmuseum, wenn es sich um einen regenfreien Dienstag handelt und sich die Ornithologen hier zur Übung treffen: Vögel bestimmen, vermessen – und beringen. „Visitors are welcome“, heißt es auf der Internetseite „Nature Kenya“ der East Africa Natural History Society. Als wir kurz nach halb acht dazustießen, trafen wir auf eine Gruppe konzentriert arbeitender Menschen. Obwohl sich die Gespräche schnell auch um Krieg, Weizenaufstände, Vogelmord und andere todernste Themen drehen sollten, bot sich uns im Museumspark eine beruhigend friedfertige Szenerie, über der ein besonderer Zauber lag. Warum, das zeigte sich erst auf den zweiten Blick.

Sonja Kastilan

Redakteurin im Ressort „Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Im Schatten hoher Bäume stand ein schlichter Klapptisch, darauf lagen Messinstrumente verteilt, ein dickes Bestimmungsbuch, Waage, Tablet, Stoffbeutel, ein Schlüsselring und Bänder, auf denen die codierten Aluminiumringe aufgefädelt waren. Zehn junge Frauen und Männer scharten sich darum, diskutierten gestikulierend, und bald fiel uns auf, dass manche von ihnen dabei zarte Vögelchen in ihren Händen hielten. Die Tiere verhielten sich meist still, als würde eine Gewichtskon­trolle zur Morgenroutine gehören. Als würden sie nur zu gerne ihre Flügel spreizen, damit endlich jemand genau Maß nehmen konnte. Dieser Anblick war so ungewöhnlich, beinahe magisch, dass wir uns langsam und andächtig leise näherten.

Einige Piepmätze schienen winzig, nur ein Köpfchen ragte aus der Handhöhle, während andere allein durch ihre langen Schwanzfedern nicht zu übersehen waren. „Ein Mausvogel“, klärte uns Titus Imboma auf, der zwischen seinen Fingern geschickt einen Prachtfinken balancierte, während er die Fragen am Tisch beantwortete. Zum Beispiel zur besonderen Flügelform und -länge eines Rohrsängers, die diesen klar als Zugvogel kennzeichneten. Durch die Arbeit des deutschen Vogelkundlers Hans Oelke, der in den 1980er-Jahren dort Vögel fing und beringte, wo Imboma aufwuchs, ließ er sich als Kind inspirieren. Heute forscht er am Nationalmuseum in der Abteilung für Ornithologie und leitet regelmäßig Trainingseinheiten. Diese sind nicht nur für Wissenschaftler gedacht, die den Umgang mit den fragilen Lebewesen lernen möchten, sondern richten sich ebenso an interessierte Laien. Und an alle, die mehr über die Avifauna des Landes wissen möchten. Schließlich ist diese in Kenia wie in ganz Ostafrika ausgesprochen vielfältig. Zumal sich hier Zugvögel zahlreich einfinden, wenn in ihren eurasischen Brutgebieten Winter herrscht. In Äquatornähe fallen saisonale Schwankungen relativ mild aus, das Nahrungsangebot ist dadurch kaum eingeschränkt. Bisher.

Zugvögel sind mehr Risiken ausgesetzt

In Zukunft aber dürfte es für Vögel schwieriger werden, denn abgesehen vom globalen Klimawandel sorgt der Mensch für Veränderungen und greift zunehmend in die komplexen Ökosysteme ein, wovon migrierende Arten gleich in mehrfacher Hinsicht betroffen sind: „In den Brutgebieten, ihren Winterquartieren und auf den weiten Flugrouten von Kontinent zu Kontinent“, wie Susanne Fritz erläutert, die an der Universität Frankfurt eine neu geschaffene Professur für Geobiodiversitätsforschung innehat und gleichzeitig am Senckenberg Forschungszentrum in diesem Themenbereich arbeitet. Wie sich die saisonalen Veränderungen auf Zug- im Vergleich zu Standvögeln auswirken, das möchte sie global untersuchen sowie der Frage nachgehen, warum sich selbst nahverwandte Arten völlig unterschiedlich verhalten: Welche zieht, welche bleibt und warum? Und wie flexibel sind sie?

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