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#Zwei neue Wirtschaftsweise für den Sachverständigenrat

„Zwei neue Wirtschaftsweise für den Sachverständigenrat“

Luftlinie sind es von Berkeley in Kalifornien bis ins Berliner Regierungsviertel 9.100 Kilometer. Diese Distanz trennt die deutsche Spitzenforscherin Ulrike Malmendier, die an der amerikanischen Eliteuniversität an der Westküste forscht, von der deutschen Politik. Künftig könnte der Draht zwischen beiden Seiten trotzdem sehr kurz sein. Denn Malmendier soll im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung einen der beiden vakanten Plätze einnehmen, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

Johannes Pennekamp

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaftsberichterstattung, zuständig für „Die Lounge“.

Malmendier würde auf den Platz von Lars Feld rücken, der vor mehr als einem Jahr aus dem Rat ausgeschieden war, nachdem sich die damalige Bundesregierung weder auf seine Verlängerung noch auf eine Nachbesetzung einigen konnte. Den zweiten offenen Platz in dem fünfköpfigen Gremium soll Martin Werding (Ruhr-Universität Bonn) einnehmen. Den Fachmann für Demografie und Sozialsysteme hatten die Arbeitgeber im Mai vorgeschlagen, nachdem Volker Wieland den Rat der „Wirtschaftsweisen“ auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Weiter im Rat vertreten sind die Münchener Volkswirtin Monika Schnitzer, Veronika Grimm (Universität Erlangen-Nürnberg) und Achim Truger (Universität Essen Duisburg), der auf Vorschlag der Gewerkschaften im Rat sitzt.

Prof. Ulrike Malmendier, Universität von Kalifornien in Berkeley


Prof. Ulrike Malmendier, Universität von Kalifornien in Berkeley
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Bild: privat

Die Berufungen, die das Bundeswirtschaftsministerium am Wochenende noch nicht bestätigen wollte, könnten schon in dieser Woche im Bundeskabinett beschlossen werden. Das würde eine Hängepartie beenden, in der der Rat nur zu dritt arbeiten und sich nicht auf einen Vorsitz einigen konnte. Kommt es so, gäbe es in dem Beratungsgremium der Bundesregierung erstmals seit seiner Gründung 1963 eine weibliche Mehrheit und zum ersten Mal eine Forscherin, die in Amerika tätig ist. Monika Schnitzer bezeichnete Malmendier gegenüber der F.A.Z. als „sehr renommierte Forscherin“ und eine „unbedingt gute Wahl“. Veronika Grimm sagte, beide genannten Personen „wären eine fantastische Wahl“. Schnitzer und Grimm deuteten an, dass der Rat seine Abläufe anpassen müsste, wenn ein Mitglied in Amerika lebt. Sitzungen müssten gebündelter oder in hybrider Form stattfinden. Das sei aber kein Problem.

Malmendiers Arbeit sorgte für Aufsehen

Malmendier, die in Bonn (Jura) und Harvard (BWL) promoviert wurde, forscht unter anderem zu Unternehmensfinanzierung und Vertragstheorie. Besonders angetan hat es ihr aber die Verhaltensökonomie, die Erklärungen für menschliches Verhalten in wirtschaftlichen Situationen sucht. Das macht Malmendier, Jahrgang 1973, in der aktuellen Situation mit außergewöhnlich hohen Inflationsraten zu einer gefragten Frau. Denn gemeinsam mit anderen Forschern konnte sie zeigen, dass die Inflationserwartungen von Menschen stark davon geprägt sind, ob diese in ihrem Leben eher Erfahrungen mit hoher Inflation oder stabilen Preisen gemacht haben. Außerdem fand sie heraus, warum Inflation häufig überschätzt wird: Haushalte gewichten Preisveränderungen nicht danach, wie viel sie für ein Produkt ausgeben, sondern vielmehr danach, wie häufig sie ein Produkt kaufen.

Für Aufsehen sorgten auch Malmendiers Arbeiten zum übersteigerten Selbstvertrauen von Managern. Die Forschungsergebnisse der dreifachen Mutter und ihrem Kollegen Geoffrey Tate belegen, dass Manager, die sich und ihre Investitionsprojekte systematisch überschätzen, zu überteuerten Fusionen neigen, wenn sie viel Liquidität zur Verfügung haben. In einer anderen Untersuchung zeigte das Duo, dass der Aufstieg von Unternehmenslenkern zu Superstars mit entsprechender Vergütung, Medienpräsenz und Auszeichnungen ihren Unternehmen langfristig schadet.

Dass Malmendier Interesse an Politikberatung hat, ließ sie schon mehrfach durchblicken. In einem Gastbeitrag in der F.A.Z. bemängelte sie zwar die fehlende Politiknähe der Gremien in Deutschland und die langen Amtszeiten in vielen Gremien – ganz im Gegensatz zu den USA. Abgeschreckt hat sie das aber offenbar nicht.

Eine der ersten Aufgaben des wieder vollständigen Rates ist die Wahl des neuen Vorsitzes. Grimm und Schnitzer gelten nun als Favoritinnen, womit zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des Rats stünde.

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