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# Just like a Rolling Stone

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 Just like a Rolling Stone

Selbst die Karriere der Rolling Stones begann mit einem kleinen Fehler. Man sieht es auf einem Bild aus dem Frühjahr 1963, das den Moment vor der ersten britischen Tour festhält. Fünf junge Männer posieren in Hahnentrittjacketts, mit Krawatte und beinahe gleichen schwarzen Hosen für den Fotografen Philip Townsend. Die Jungs sehen identisch aus, selbst die Frisuren unterscheiden sich nur in Nuancen. Brave Briten. Das könnten auch die Beatles sein.

Und dann ist dieser Moment bereits Geschichte. Manager Andrew Loog Oldham, dem für die junge Band eine ähnliche Stilstrategie wie für die von Brian Epstein gemanagten Pilzköpfe vorschwebte – alle in Anzügen –, sah schnell ein, dass die Idee seinen Schützlingen wenig nutzte. Uniformität half den Beatles, Individualität formte die Stones. „Einen Bruch mit der Form“, nennt Designer Tommy Hilfiger diesen damals wagemutigen Schritt in dem gerade erschienenen Bildband „Unzipped“. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Die Rolling Stones sind fünf Männer in der am längsten existierenden Rockband der Welt, fünf persönliche Vorlieben – und fünf ausdifferenzierte Stilvorbilder.

Mick Jagger

Kaum ein lebender Musiker hat die Welt der Mode dermaßen aufgesogen, geprägt und mitgestaltet wie Frontmann Mick Jagger. In den Sechzigerjahren gehörte er zum Swinging London wie Rüschenhemden und Samtmäntel. „Indem er Camp und Dreistigkeit miteinander vermischte, war Jaggers Ästhetik gleichsam kraftstrotzend wie feminin“, urteilte die BBC über den Sixties-Glamour des Sängers. Er trug offene Jacketts und Militärmäntel, schürzte die Lippen und kreiste mit den Hüften. Elvis Presley knöpfte sich zehn Jahre zuvor das Hemd ein wenig auf, Mick Jagger riss es sich gleich ganz vom Leib.

Auflösung der Geschlechtergrenzen in den Sechzigern: Mick Jaggers bestickte Weste zum Seidenhemd, circa 1965


Auflösung der Geschlechtergrenzen in den Sechzigern: Mick Jaggers bestickte Weste zum Seidenhemd, circa 1965
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Bild: Mr. Fish/Unzipped/Edel Books

Jagger war der Dandy von Soho, die Carnaby Street sein modisches Zuhause. Was er trug, wurde in den Boutiquen zum Hit. Er scheute sich nicht, Schmuck zu tragen, Kostüme wie im Zirkus anzuziehen, und schockierte die Gesellschaft mit einem Hauch Bisexualität – auch wenn seine gut dokumentierten Frauengeschichten nie einen Zweifel an seinen Vorlieben ließen.

In den Siebzigerjahren entwickelte sich der Dandy zum Bohemien weiter. Glamouröse Looks, enge Kragen, silberfarbene Klebestreifen an den Hosen. In der Süddeutschen Zeitung befand Jagger 2007 angesichts solcher Outfits: „Sagen wir es, wie es ist: Sie sind vielleicht sogar alle peinlich.“ Und meinte: Die Zeit bestimmte diesen Wagemut, aber sie war nicht immer gnädig auf lange Sicht.

Mick Jagger arbeitete oft eng mit den wichtigsten Designern seiner Zeit zusammen. Er übernahm von Ossie Clark die mit Strass geschmückten Einteiler, als „Godfather of the skinny jean“ (BBC) liebte er Hedi Slimane für seine hautengen Hosen und später Rick Owens für die hauchdünnen T-Shirts dazu. Zuschauer hatten immer das Gefühl, die Kleidung musste auf seinen federnden Gang abgestimmt sein und durfte selten nach schwerem Ballast aussehen. Kein umständliches Schnallenschnappen und In-Hüllen-Einwickeln. Mick Jagger, das ist immer ein Sänger kurz vor dem Moment des Striptease.

Footballtrikot zur hautengen Hose: Ein Outfit von Mick Jagger, circa 1981


Footballtrikot zur hautengen Hose: Ein Outfit von Mick Jagger, circa 1981
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Bild: Unbekannter Designer, Rolling-Stones-Archiv/Unzipped/Edel Books

Keith Richards

Wenn Mick Jagger das Chamäleon der Band war, hat sich Gitarrist Keith Richards als stilistische Konstante eta­bliert: immer schräg. Richards hat seine Verspieltheit nie abgelegt, er trug Gürtel, Tücher und Hüte wie ein durchgeknallter Pfau. Der Kajalstift war sein ständiger Begleiter, so wie die Kippe im Mund. Als Johnny Depp sich seinen berühmten Piratenlook für „Der Fluch der Karibik“ zulegte, dachte er an den Stones-Musiker. Nur passend, dass Richards im Film dann auch dessen Vater spielen durfte – in Klamotten, die so aussahen wie jene, die er sonst auf der Bühne trug.

Die Designerin Anna Sui erinnert sich in „Unzipped“ daran, wie sie vier oder fünf Möchtegern-Keiths an einem Tag durch New York stolzieren sah, als sie in den Siebzigerjahren nach Manhattan zog. Gleiche blonde Strähne im Haar, gleicher wiegender Schritt. Und dann sah sie das Original eines Abends in einem Club, er trug einen schwarz-weiß gestreiften Satin­anzug, „der Inbegriff des Outlaws“, befand sie. Wer sonst kann eine Art Gefängniskleidung tragen, ohne dabei wie ein Clown zu wirken?

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