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#11 Tipps für Sicherheit in den Bergen

Wandern ist für mich die schönste Art, zu entschleunigen. Erst vor Kurzem habe ich mich nach jahrzehntelanger Pause wieder an eine Hüttenwanderung herangetraut. Mit meiner neu entflammten Liebe fürs Wandern bin ich nicht alleine: Seit Corona schnüren immer mehr Menschen ihre Wanderschuhe. Bei den wunderschönen Schnappschüssen, die sie auf Instagram teilen, kann man leicht vergessen, dass Wandern ganz schön gefährlich werden kann. Dass vor allem immer mehr unerfahrene Alpen-Fans in den Bergen unterwegs sind, schlägt sich auf die Unfallstatistik nieder: Bergrettungen berichten im Sommer 2023 von Rekordzahlen und in der Bergunfallstatistik des DAV gab es im letzten Jahr einen deutlichen Anstieg von Unfällen durch Stein- und Eisschlag im Hochtourengelände. 

Wichtig ist auch: Eine Wanderung ist mit dem Gipfelsieg noch nicht geschafft. Laut dem DAV passieren zwei Drittel der tödlichen Unfälle beim Abstieg, wenn Wander*innen schon müde und unkonzentriert sind. Viele Unfälle oder Einsätze der Bergrettung könnten vermieden werden, laut ORF klagen Bergretter*innen in Österreich vor allem in diesem Sommer über eine fatale Selbsteinschätzung und falsche Vorbereitung vieler Alpinist*innen. Damit dir das nicht passiert und du deine Wanderung genießen kannst, gebe ich dir 11 Tipps für Sicherheit in den Bergen. Sie sind sowohl für Tageswanderungen, als auch für längere Hüttentouren wichtig.

1. Gehe nicht alleine wandern

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Wenn dich die Lust zum Wandern überkommt, willst du vielleicht nicht erst Freund*innen überzeugen, sondern gleich alleine loslaufen – einfach einen Fuß vor den anderen setzen, da braucht man doch keine Hilfe, oder? Auch, wenn alleine wandern natürlich toll sein kann, um abzuschalten, solltest du vor allem bei längeren Touren oder in einem Terrain, in dem du noch nicht geübt bist, in Begleitung unterwegs sein. In jedem Fall aber solltest du zumindest jemandem im Tal Bescheid geben, was du ungefähr planst, und dich melden, wenn du die Wanderung geschafft hast. Gibt es in deinem Bekanntenkreis gerade niemanden, der mit dir Gipfel erklimmen will, dann wandere doch mit einem*r Bergführer*in.

2. Statte dich mit der richtigen Ausrüstung aus

Wandern, Ausrüstung, Sonja Koller

Einfach drauf losgehen klingt nicht besonders teuer – spätestens bei einem Besuch im Outdoor-Laden aber wirst du merken, dass Wandern mit der richtigen Ausrüstung kein Schnäppchen ist. Hier zu investieren lohnt sich aber. Gute und passende Wanderschuhe sind unersetzlich und auch an die Saison und das Wetter angepasste Kleidung sind auf jeder Wandertour wichtig. Denk an das Zwiebelprinzip und den Regenschutz, denn auf tausenden Metern über dem Meeresspiegel ist das Wetter natürlich ganz anders als im Tal. Wichtig sind außerdem Sonnencreme und Sonnenschutz, Handschuhe, falls es Kletterpassagen gibt, und ein Erste-Hilfe-Set. Bei aller Lust auf digital detox: Das Handy solltest du nie zu Hause lassen und auch für eine Stirnlampe für den Notfall solltest du in deinem Wanderrucksack Platz lassen.

3. Recherchiere den Schwierigkeitsgrad der Route genau

hüttenwanderung montafon

Oft sind es traumhafte Bilder in Magazinen oder auf Social Media, die mich von einer Wanderung überzeugen. Dabei ist es super wichtig, nochmal genau nachzuprüfen, für welches Level die Wanderung ausgeschrieben ist. Wird für einen Teil Schwindelfreiheit oder Klettererfahrung vorausgesetzt? Die meisten Wanderwege sind entsprechend ihrer Schwierigkeit in Wegkategorien eingeteilt. Schwere Bergwege sind dabei schwarz markiert, für mittelschwere gelten rote, für einfache blaue Markierungen. Einen ausführlichen Überblick über das System und die Unterteilungen bekommst du hier.

4. Nimm genug Wasser und Proviant mit

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Du bekommst beim Sport nie Hunger und hast sowieso einen Wegweiser zu einer Hütte gesehen? Pack lieber trotzdem genug Proviant ein. Denn du musst vor allem auf langen Wanderungen für Energienachschub sorgen und weißt nie, ob die Hütte, auf die du dich verlässt, auch tatsächlich offen ist. Außerdem kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren und du weißt nie, wie lange du wirklich am Berg bist. Ein paar extra (Kilo-)Gramm für etwas Nervennahrung lohnen sich definitiv.

5. Mache dir einen Plan B für Schlechtwetter

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Das Wetter in den Bergen kann sich unglaublich schnell drehen und ein Unwetter ist hier wirklich nichts, mit dem man spaßen sollte. Checke am besten regelmäßig das Wetter auf Bergfex oder Meteoblue. Diese Dienste sind praktisch, weil sie das Wetter in der Nähe der Gipfel, und nicht etwa jenes im Tal, anzeigen. Hast du keinen Empfang, wird in den meisten Hütten das Wetter ausgehangen oder du kannst nachfragen. Dabei ist es wichtig, aus Schlechtwetter auch Konsequenzen zu ziehen und im Zweifel die Tour zu verkürzen, besonders früh zu starten oder einen Tag in der Hütte auszuharren.

6. Starte früh genug mit deiner Wanderung

Saarbrücker Hütte, Sonnenaufgang

Du planst eine längere Wanderung, lässt es morgens aber lieber gemütlich angehen? Keine gute Kombination. Wer ausgiebig wandern will, darf nicht verschlafen. Bei der Tourenplanung solltest du immer mit Verzögerungen rechnen und lieber mehr Zeit für Pausen einrechnen. Manchmal ist die Aussicht auch einfach so schön, dass man die Zeit vergisst und bei der falschen Planung in der Dunkelheit zurück muss – keine sichere Angelegenheit. Willst du auf einer Hütte zu übernachten, musst du dort meist spätestens um 18 Uhr ankommen, damit dein Platz nicht vergeben wird. Du wirst merken: In der Hütte ist um sieben Uhr morgens sowieso schon Hochbetrieb.

7. Bleib auf den markierten Wegen

Furtschaglhaus, sonja Koller

Du hast es in der Einleitung schon gelesen: Steinschlag führt zu immer mehr Todesfällen in den Alpen. Tritt also auf keinen Fall Steine ab, um Andere nicht zu gefährden. Halte dich außerdem an die Markierungen und versuche nicht, in einem dir unbekannten Gebiet Abkürzungen zu finden. Vom Weg abzukommen ist nicht nur für dich gefährlich, sondern schadet potenziell auch Flora und Fauna vor Ort. Bist du dir bei den Markierungen vor Ort unsicher, kannst du auf Komoot oder in der App PeakFinder nochmal nachsehen und sichergehen, ob du dich auf dem richtigen Weg befindest.

8. Umgehe Tiere mit großem Abstand

Berliner Höhenweg, Sonja Koller, 2

Obwohl sie die Erde wärmer pupsen, gehören Kühe zu meinen Lieblingstieren. Wenn du sie beim Wandern triffst, streichle ich sie trotzdem nicht und versuche, dich möglichst normal zu verhalten. Kühe sind friedfertige Tiere, können aber aggressiv werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Das Gleiche gilt für Schafe und Gämse und alle anderen Tieren, denen du bei einer Wanderung begegnen könntest. Bist du mit einem Hund unterwegs, führe ihn in der Nähe von Kühen unbedingt an der Leine. Behalte auch immer im Hinterkopf, dass die Wälder und Natur den Tieren gehören und wir nur zu Gast sind. 

9. Kenne die Notfall-Nummern

Wandern

Wenn gar nichts mehr geht, dann hilft die Bergrettung. Die Nummern dafür solltest du dir auf jeden Fall aufschreiben. In Deutschland kannst du den Euronotruf 112 wählen, der die Bergrettung verständigt. In Österreich bist du bei der 140 an der richtigen Adresse, in Vorarlberg gilt zudem auch die 144. In der Schweiz kommst du mit +41 333 333 333 / 144 zur Schweizerischen Rettungswacht, in Italien erreichst du die Bergrettung mit der 118.

10. Trag dich ins Gipfel- und Hüttenbuch ein

Berliner Höhenweg, wandern Sonja Koller,Tag 3, Österreich, Tirol, Zillertal, Hüttenwanderung

Gästebücher in Gaststätten kennt man ja, ein Hüttenbuch aber ist etwas anderes. Hier geht es nicht darum, einen netten Spruch zu hinterlassen, sondern einzutragen, wann du angekommen und wann wieder losgegangen bist. Das ist wichtig, um dich im Notfall besser finden zu können.

11. Traue dich, umzudrehen

Eckbauer, Garmisch Partenkirchen

Wenn du merkst, dass Vorbereitung und der regelmäßige Blick aufs Regenradar nicht gereicht haben und du dich in einer Situation wiederfindest, der du dich nicht gewachsen siehst, dann wage den Schritt zurück. Versuche, möglichst objektiv auf die Situation zu blicken und dir einzugestehen, dass deine Kondition oder die Zeit nicht ausreichen, um dich zu deinem ursprünglichen Ziel zu bringen. Du kannst die Tour bei besseren Verhältnissen oder mit etwas Training immer nochmal versuchen.

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