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#Joachim Löw kam mit dem Neuaufbau bis zur EM kaum voran

Joachim Löw kam mit dem Neuaufbau bis zur EM kaum voran

Für Joachim Löw schließt sich am Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) ein Kreis, genauer gesagt: für seine letzte Rolle als Bundestrainer. Vor drei Jahren, nach dem Desaster von Russland, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, den Neuaufbau der deutschen Nationalelf ins Werk zu setzen. Inklusive Rückkehr in die Weltspitze. Löw war überzeugt, dafür trotz des Tiefschlags bei der Weltmeisterschaft und zwölf Amtsjahren noch genug Energie und Esprit zu besitzen.

Das letzte Projekt des Bundestrainers begann im September 2018. Der Gegner hieß Frankreich (0:0). Es war das erste von nun 29 Spielen, in denen Löw ein neues Team für die Europameisterschaft entwickeln wollte. Die Pandemie hat ihm sogar noch ein zusätzliches Jahr und zusätzliche Spiele spendiert. Doch vor dem EM-Auftakt gegen Frankreich muss man beim Blick auf die deutsche Mannschaft nüchtern feststellen: Mit dem Duell mit dem Weltmeister schließt sich nicht bloß ein Kreis – der Bundestrainer hat sich drei Jahre lang auch nur im Kreis gedreht.

Wer spielt gegen Frankreich? Neuer, Ginter, Hummels, Rüdiger, Kimmich, Goretzka, Kroos, Müller und Werner.

Das ist nicht, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, eine (etwas verkürzte) Vorschau auf diesen Dienstag, den 15. Juni 2021. Das ist ein Rückblick auf jenes Spiel gegen Frankreich vom 6. September 2018, an dem der deutsche Neuaufbau eigentlich beginnen sollte. Die beiden weiteren Spieler, die damals neben den neun genannten noch in der deutschen Startelf standen, hätte man sich für das aktuelle EM-Spiel gegen Frankreich dort ebenso gut vorstellen können: Boateng und Reus. Dass Boateng nicht gegen Mbappé, Ronaldo und Co. verteidigen soll, hat selbst bei Löws Nachfolger Hansi Flick für Kopfschütteln gesorgt. Doch ob nun mit oder ohne Boateng: Der Neuaufbau der Nationalelf hat in Wahrheit nicht stattgefunden.

In den vergangen drei Jahren hat der Bundestrainer zwischenzeitlich nur Versuche unternommen, die Nationalelf und sich selbst neu zu erfinden. Vergeblich. Der Weg des sogenannten Neuaufbaus, der bisher nicht ans Ziel führte, lässt sich dabei in fünf Abschnitte unterteilen. Teil eins: Weiter so. Teil zwei: Die Opferung. Teil drei: Die Konsolidierung. Teil vier: Der Absturz. Teil fünf: Die Kapitulation.

Löws Selbstzweifel und die unzureichende Analyse

Doch zunächst: Neben der sportlichen, personellen und spieltaktischen Entwicklung, die in den vergangenen drei Jahren einer Achterbahnfahrt glich, hat der Bundestrainer auch einen persönlichen Entwicklungsprozess durchlaufen. Auf den hat Löw in einem seiner Abschiedsinterviews kurz vor der EM den Blick gelenkt. In einem Gespräch mit der Zeit sprach er über die Last, die er als Bundestrainer seit Jahren mit sich herumtrage. Löw wählte dafür erschreckende Bilder und Formulierungen.

Über die Jahre habe er sich als Bundestrainer einen „Panzer“ zugelegt. Die Öffentlichkeit sei an manchen Tagen für ihn eine „schwere Belastung“. Die Nationalelf beschreibt er als „Schicksalsgemeinschaft“. Und „nach jedem Turnier ist da eine Leere“. Nach seinem größten Triumph, dem Titelgewinn bei der WM in Brasilien, sei er „nicht weit weg von einer depressiven Verstimmung“ gewesen. „Ich saß da und dachte: Jetzt bin ich hier so allein. Wo sind meine Leute, wo ist mein Team, wo sind meine Spieler, wo sind die Ziele?“

Nach diesem Eingeständnis, wie sehr ihn der Job immer wieder belaste, drängt sich die Frage auf: Wie mag sich der Bundestrainer dann erst nach dem Reinfall in Russland gefühlt haben? Und warum machte er nach einer so schweren und umfassenden Niederlage trotzdem weiter? In diesen Momenten musste da doch eine Leere spürbar gewesen sein, wie sie nach diesem sportlichen Höllensturz und dem menschlichen Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Lieblingsspieler Mesut Özil größer zuvor eigentlich kaum sein konnte. Doch auf diese Frage und warum er weitermachte, hat Löw nur vage Antworten gegeben. Jene, dass er das Gefühl hatte, „dass wir noch etwas gutmachen müssen“. Und dass er nach der WM 2014 stärker von „Selbstzweifeln geplagt“ gewesen sei als 2018.

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