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#9-Euro-Ticket: So wird es wirklich genutzt

„9-Euro-Ticket: So wird es wirklich genutzt“

Der Streit um den Nutzen des 9-Euro-Tickets reißt nicht ab. Hat es mehr Verkehr verursacht oder Pendler entlastet? Eine Studie gibt nun Aufschluss darüber. Die Ergebnisse sind eindeutig – auch, dazu, was wie die Nutzung von Bus und Bahn im September weitergeht.

Das 9-Euro-Ticket
Das 9-Euro-TicketBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Die Studie stammt vom Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) . Im Rahmen der regelmäßigen Corona-Befragungen hat es dieses Mal auch Fragen zum 9-Euro-Ticket gestellt. Die Befragung fand zwischen dem 27. Juni und 11. Juli 2022 statt. Das ist mitten im Sommer und in der Mitte der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets gewesen. Befragt wurden 2.500 Personen. Im Fokus steht dabei, welche Verkehrsmittel die Befragten vor und während der Corona-Pandemie nutzen sowie Mobilität in den Bereichen Einkaufen, Arbeiten, Freizeit und Reisen.

„Das 9-Euro-Ticket zeigt, dass das Mobilitätsverhalten durch ein einfaches und klar verständliches Angebot, niedrige Preise und die erweiterte Gültigkeit im bundesweiten Regionalverkehr verändert werden kann“, bilanziert Prof. Meike Jipp, Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung in Berlin. Zumindest in den Sommermonaten konnte der Pandemie-bedingte negative Trend zu mehr Autonutzung gestoppt werden. Damit diese Veränderungen längerfristig sind und neben dem Freizeitbereich stärker auch andere Alltagswege einschließen, braucht es in Zukunft gute und ebenso einfache Angebote für den ÖPNV, so Jipp.

98 Prozent der Befragten kannten das 9-Euro-Ticket. Das sei der hohen medialen Präsenz geschuldet. Rund 20 Prozent hatten zum Zeitpunkt der Befragung eine Zeitkarte für den ÖPNV. Das konnte eine Monatskarte, ein Job- oder Semesterticket sein. 28 Prozent verfügten über ein 9-Euro-Ticket und weitere vier Prozent planten, sich ein solches Ticket anzuschaffen. Rund die Hälfte besaß somit im Erhebungszeitraum eine Zeitkarte und nutzte den ÖPNV zur Flatrate. Auffällig: Der Zeitkarten-Besitz hatte sich rund einen Monat nach Einführung des 9-Euro-Tickets mehr als verdoppelt. Ein gutes Drittel der Befragten wollte vom Angebot keinen Gebrauch machen.

9-Euro-Ticket auf dem Land kaum gefragt

Nutzer des 9-Euro-Tickets fanden die Forscher vor allem in großen Städten. Wer im Aktionszeitraum kein 9-Euro-Ticket anschaffen wollte, ist sehr oft in kleinen Städten und Gemeinden zu Hause. Das dürfte an dem oft geringen Angebot vor Ort liegen. Wenn nur alle paar Stunden ein Linienbus fährt – wenn überhaupt – ist die Nutzung des ÖPNV nicht attraktiv.

Nach Angaben der Studie hat das 9-Euro-Ticket hat eine hohe Bedeutung im Freizeitverkehr: 60 Prozent nutzten es für Ausflüge und Freizeitaktivitäten am Wochenende, 34 Prozent für Freizeitwege in der Woche und 21 Prozent für Urlaubsfahrten. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die von zusätzlichen Verkehren durch das 9-Euro-Ticket sprechen.

Auch bei privaten Erledigungen und Einkaufswegen kam das Ticket häufig zum Einsatz. Eine kleinere Rolle spielte das Ticket beim Berufsverkehr: 18 Prozent legten damit den Weg zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte zurück. Bei einem erheblichen Teil der Berufstätigen konnte so das Ziel der Bundesregierung, insbesondere Pendlerinnen und Pendler von den hohen Energie- und Kraftstoffkosten zu entlasten, erreicht werden, heißt es in der Studie. Der Schwerpunkt der Nutzung lag dennoch im Freizeitbereich.

Genutzt wurde das Ticket im Schwerpunkt am Wohnort und in der näheren Umgebung bis 50 Kilometer Entfernung. Drei Viertel aller 9-Euro-Ticket-Inhabenden gaben an, es in diesem Bereich zu nutzen. Ein Viertel nutzte es ausschließlich für größere Entfernungen.

Nutzung nach Ende des 9-Euro-Tickets

Wie geht es nun ab September mit der Nutzung des ÖPNV weiter? Nur neun Prozent der Befragten mit 9-Euro-Ticket gingen davon aus, dass sie den ÖPNV nach Ende des Aktionszeitraums häufiger nutzen würden. 38 Prozent erwarteten eine gleichbleibende Nutzung. 40 Prozent wollten weniger Wege mit den Öffentlichen fahren und 14 Prozent ihn gar nicht mehr nutzen.

Je mehr Strecken ein 9-Euro-Ticket-Inhaber zurückgelegt hat, desto seltener will er oder sie ab September auf den ÖPNV verzichten. Das lässt vermuten, dass die Wenig-Nutzenden das 9-Euro-Ticket gezielt für bestimmte Fahrten erworben haben, die nach Ablauf der Aktion nicht mehr oder mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, heißt es von den Autoren der Studie.

Das 9-Euro-Ticket fand hohen Anklang in der Bevölkerung: Rund 70 Prozent aller Befragten hielten es für ein sehr attraktives Angebot, das in seinen Bedingungen klar und einfach verständlich sei. Etwas mehr als 60 Prozent gaben an, das Ticket sei ein guter Grund, das Auto stehen zu lassen und den ÖPNV besser kennenzulernen. Allerdings gaben nur 39 Prozent an, den ÖPNV häufiger zu nutzen als vorher. Lediglich ein Viertel sagte, dass ihnen das 9-Euro-Ticket egal sei, weil sie ohnehin nicht mit dem ÖPNV fahren würden.

Fest steht inzwischen: Einen Nachfolger für das Ticket ab September wird es nicht geben. Über alles andere wird diskutiert.

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  • Das 9-Euro-Ticket: Thorsten Neuhetzki

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