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Alexander Zverev und sein Kritiker Boris Becker gehen sich aus dem Weg

Manchmal bietet auch der Tennissport Elemente antiken Erzählstoffs. Ob Tragödien oder Komödien, alles kann auf dieser knapp 24 mal acht Meter großen Bühne zur Aufführung kommen, wenn zwei Helden Mann gegen Mann ihre Schläger schwingen. Manchmal jedoch spielt die Nebenhandlung des Dramas abseits des Platzes. Und da stehen sie nun, Alexander Zverev und Boris Becker, wie die zwei Königskinder, die sich eigentlich mal sehr liebhatten.

„Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief“, heißt das Dilemma der Königskinder in der alten Volksballade. Bei Zverev und Becker scheint es ähnlich, der Graben zwischen ihnen ist offenbar viel zu tief. Und so gelang es den beiden am Samstagvormittag tatsächlich, sich auf der kleinen Tennisanlage im westfälischen Halle partout nicht über den Weg zu laufen.

„Ich hätte sehr sehr gerne das Finale gespielt“

Becker war kurz für einen Werbetermin angereist und kehrte am Sonntag nach Halle zurück, um die Siegertrophäe zu überreichen. Es hätte in diesem Finale das ach so schöne Happy End für die beiden Königskinder geben können. Wurde es aber nicht. Denn Zverev verlor sein Match im Halbfinale gegen den Russen Daniil Medwedew mit 6:7 (3:7), 7:6 (7:1) und 4:6. Zverev hatte seinem Dauerrivalen Medwedew einen harten, dreistündigen Kampf geliefert und stellte danach klar: „Ich hätte sehr sehr gerne das Finale gespielt.“

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Schon in der Vorwoche beim Turnier in Stuttgart kam es nicht zur Aussprache, auch dort gingen sich die beiden absichtlich aus dem Weg. Zverev erklärte aber, wie überrascht er über die Funkstille sei: „Er hat mir nicht geschrieben, kein Kontakt, gar nichts.“ In Halle wird es nun nicht mehr zur Versöhnung kommen. Es klang auch nicht danach, eher wie ein Seitenhieb, als Becker vor dem Halbfinale über den 28-Jährigen sagte: „Sascha hat noch nie ein Turnier auf Rasen gewonnen, dann wird’s ja mal Zeit.“

Dieses Mal war die Zeit noch nicht gekommen, acht Jahre nach Zverevs letztem Finaleinzug in Halle und der verlorenen Endspiel-Premiere in Stuttgart. Bliebe die Chance auf den Wimbledon-Sieg. Zverev ist an der Londoner Church Road bisher nie weiter als bis ins Achtelfinale vorgedrungen. Gut in Form ist der gebürtige Hamburger aber nach acht überzeugenden Matches in der Vorbereitung. „Mit dem Level, das ich auf Rasen gespielt habe, bin ich zufrieden“, sagte Zverev: „Natürlich kann ich immer noch Dinge verbessern, werde sie verbessern. Aber ich bin okay damit, so in Wimbledon reinzugehen.“

Zverev bleibt stur in Trainerfragen

Das Reingehen in ein Grand-Slam-Turnier ist nicht das Problem, die zweite Woche erreicht der Weltranglistendritte inzwischen eigentlich immer. Schwierig wird es erst für Zverev, wenn es spät im Turnier gegen die Konkurrenz aus den Top Ten geht. Dann tut er sich oft schwer, Lösungen oder Varianten zu finden, um sein Level noch zu steigern oder seinen Spielplan mittendrin zu ändern, wenn dieser nicht aufgeht. Weil den jüngeren Rivalen wie Jannik Sinner oder Carlos Alcaraz das gelingt, kehren die Fragen an Zverev nach neuen Impulsen von außen immer wieder. Das nervt ihn. Vielleicht auch, weil die Fragen den Nerv treffen.

Zverev jedoch hält geradezu stoisch am Trainerteam aus seinem Vater Alexander Senior und seinem Bruder Mischa fest. Das Abnabeln von der Familie wird auch in Wimbledon nicht stattfinden. Wie weit es für Zverev auf dem Rasen des All England Clubs gehen kann, bleibt abzuwarten. Der aufschlagstarke, 1,98 Meter große Schlaks ist zweifelsohne ein sehr guter Spieler, aber mit seinem etwas zu festgefahrenen Stil vielleicht nicht gut genug, um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.

Tipps von Becker bekommt Zverev dieses Mal nicht. 40 Jahre nach dessen erstem Wimbledonsieg als 17-Jähriger darf der inzwischen 57-Jährige sein Jubiläum nicht in seinem „Wohnzimmer“ feiern, wie er den Centre Court einst getauft hatte. Seit seiner vorzeitigen Haftentlassung 2022 aus einem Londoner Gefängnis, wo er wegen falscher Angaben im Insolvenzverfahren eingesessen hatte, darf Becker nicht nach England einreisen. Stattdessen kommentiert er aus seiner neuen Wahlheimat Mailand für einen italienischen TV-Sender das Geschehen in Wimbledon und Zverevs Abschneiden.

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