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#Nora Krug gezeichnete Kriegstagebücher einer Ukrainerin und eines Russen

Nora Krug hat mit „Im Krieg“ ihr drittes Buch über menschliches Verhalten unter Tyrannei gezeichnet: Grundlage dafür sind die Berichte einer Ukrainerin und eines Russen über deren Leben seit dem Überfall vom 24. Februar 2022.

Vor einem Jahr erschien in der „Los Angeles Times“ die letzte Folge einer beispiellosen wöchentlichen Reportage­kolumne. Gleich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hatte sich die New Yorker Illustratorin Nora Krug an ihr bekannte Personen aus diesen beiden Ländern gewandt und sie um regelmäßige Schilderungen von deren jeweiliger Sicht auf den ausgebrochenen Krieg gebeten. Unter den Angeschriebenen fand sie zwei, die sich bereit erklärten, jeweils am Wochenende ihre Eindrücke der vergangenen Tage an Nora Krug zu übermitteln, die diese Berichte dann montags in schriftliche englische Form brachte, von ihren Informanten autorisieren ließ und sie bis zum Donnerstag zeichnete, damit die anonymen „illu­strierten Tagebücher“ freitags in der „Los Angeles Times“ nebeneinander erscheinen konnten. Ein volles Jahr lang – ein Kraftakt für die an der Parsons School of Design lehrende Krug, aber eine Auf­gabe, die ihr Herzenssache war. Ihre ­Zeitungshonorare spendete sie an Hilfsorganisationen für die Ukraine.

Das aus den 52 Beiträgen erwachsene Buch „Diaries of War“ erschien in den Vereinigten Staaten im vergangenen Herbst, und jetzt kommt bereits die deutsche Ausgabe heraus: „Im Krieg“. Auch das war ein Kraftakt, denn Krug hat die Eindrücke ihrer beiden Gewährsleute nicht einfach nur illustriert, also mit Bildern versehen; sie hat auch alle Texte in eine eigene grafische Form gebracht – wie sie es bereits in den beiden Vorgängerbüchern, dem vielfach ausgezeichneten Weltbestseller „Heimat“ (2018) über ihre eigene deutsche Familiengeschichte in der NS-Zeit und „Über Tyrannei“ (2021), einer von ihr illustrativ gestalteten Kampfschrift des amerikanischen Historikers Timothy Snyder, getan hatte. Gemeinsam mit ihrem jüngsten Werk sieht Krug darin eine Trilogie zum menschlichen Verhalten gegenüber staatlicher Gewalt (wofür die Autorin am 21. März den nach der Schoa-Überlebenden Gerty Spies benannten Literaturpreis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz erhalten wird), und die Zusammengehörigkeit dieser ­Trias, eines autobiographischen Werks, eines Essays und der Tagebücher, wird über das große Thema hinaus durch deren innovative ­ästhetische Formgebung unterstrichen.

Allerdings setzt die siebenundvierzigjährige Krug diesmal weitaus sparsamer Bilder ein: „Die Berichte mussten im Vordergrund stehen“, hat sie im Gespräch mit der F.A.Z. gesagt, und der Entschluss wurde umso konsequenter umgesetzt, je länger sie in Kontakt mit ihren Informanten stand. Von der vierzehnten Fortsetzung an gab es nur jeweils eine Einzelzeichnung zu den beiden wöchentlichen Einträgen pro Woche, während es zuvor meist vier Bilder gewesen waren, in der Auftaktfolge von Ende Februar 2022 sogar noch deren sechs. Auch Nora Krug, die sofort mit Kriegsausbruch die katastrophale Bedeutung des Ereignisses erkannt hatte, setzte bei dessen Schilderung erst einmal weiter auf die für sie bewährten Muster, bis sie den radikalen Schritt zur weitgehenden Zurückstellung der eigenen illustrativen Phantasie gegen­über der Bildlichkeit der ihr gelieferten Berichte wählte.

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