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#Als der Raubritter lammfromm wurde

Als der Raubritter lammfromm wurde

Als der kleine Cityliner der Austrian Airlines über Innsbruck zur Landung ansetzt, schwebt er so dicht über den Alpengipfeln, dass man meint, die Nadeln an den Tannen erkennen zu können. Diese Gipfel sind für die meisten Touristen der Hauptgrund, in Tirol Urlaub zu machen. Doch auch wenn einem als Flachlandmensch die Berge mehr Respekt einflößen als zum Wandern locken, lohnt der Weg. Nur eine halbe Stunde Autofahrt von Innsbrucks Flughafen entfernt befindet sich einer der größten Spa-Bereiche der Gegend.

Maria Wiesner

Seefeld liegt auf einem Plateau in 1200 Metern Höhe. Es war früher ein Knotenpunkt auf dem Handelsweg nach Süden, wer nach Venedig wollte, wechselte hier die Pferde. Das Taxi hält im alten Ortskern direkt vor dem Hotel „Klosterbräu“. Auf den Grundmauern eines alten Augustinerklosters gebaut, ist es seit zweihundert Jahren in Familienbesitz und eines der wenigen Fünfsternehotels am Platz.

Wer angestaubten Grandhotel-Charme erwartet, wird überrascht. Grobgebeizte helle Holzbalken ziehen sich durch Feldsteinmauern, die eine gewölbte Decke bilden. Alles erinnert hier noch an die alte Klosterstruktur. Im Kontrast dazu schimmern samtige Sessel in den Nischen zwischen den Mauerpfeilern. Ein lächelnder Barkeeper bringt Sekt, denn das Zimmer ist ob der zeitigen Ankunft noch nicht bezugsfertig.

Sprungschanzen für die Olympischen Winterspiele

Genug Zeit, kurz durch Seefeld zu spazieren. Rechterhand des Hotels erstreckt sich eine prächtige Bergwand, deren Gipfel am Morgen die Sonne reflektieren. An den Bau des „Klosterbräu“ schließt sich eine kleine Kirche an. Sie steht, wie sich das für ein Bergdörfchen gehört, mitten im Zentrum und blickt auf eine Straße mit Hotels und Geschäften. Familien bummeln an Schaufenstern entlang hinunter zum See, der dem Örtchen seinen Namen gab. Dass er auf diesem Hochplateau überhaupt existiert, verdankt Seefeld Kaiser Maximilian I. Der war Anfang des sechzehnten Jahrhunderts ein großer Freund der Jagd und der Fischerei, also ließ er Seen anlegen, in denen zur Versorgung des Hofs Delikatessen gezüchtet wurden. Der Ort erlangte noch einmal Berühmtheit während der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976, wie am nächsten Tag der Tourguide des Hotels auf einer mehrstündigen Bergwanderung erklären wird. Neben Hasenspuren wird er uns die Sprungschanzen zeigen, die für die Winterspiele erbaut wurden und auf denen noch heute Nachwuchssportler trainieren. In dem Dreitausend-Einwohner-Ort gibt es Hotelbetten für drei Mal so viele Gäste. In diesem Jahr sollte die deutsche Fußballnationalmannschaft hier ihr Trainingslager abhalten.

Spalandschaft: Eine Sauna, so groß wie manche Frankfurter Einzimmerwohnung.


Spalandschaft: Eine Sauna, so groß wie manche Frankfurter Einzimmerwohnung.
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Bild: PR/Hotel

Die Höhenluft macht dem Flachlandmensch auch schon nach dem kurzen Spaziergang zu schaffen. Ein kurzer Blick auf Google versichert, dass das kein Anzeichen von Höhenkrankheit ist, sondern allein auf die nicht vorhandene körperliche Fitness zurückzuführen sei. Zeit also, den Rückzug ins Spa anzutreten. Dafür darf man im Bademantel aus dem Zimmer schlüpfen und mit dem Aufzug direkt hinunter in den Wellnessbereich fahren. Die erste Sauna ist größer als ein Einzimmerapartment in Frankfurt, wirkt jedoch gemütlicher durch die abgerundeten hellen Holzelemente, die sich über die Wände und die Decke ziehen und eine Nische für einen armlangen Amethyst auftun.

Der gesamte Spa-Bereich ist mit 3500 Quadratmetern so groß, dass man sich beim Rundgang verlaufen kann. Der Weg führt an einer Infrarotkabine und einer Sauna vorbei, in der man Sauerteigbroten beim Backen zusieht, während man selbst langsam vor sich hingart. Es gibt türkische Dampfbäder, eine Schwitzhütte im Außenbereich sowie einen Pool und eine ausgedehnte Liegewiese vor Bergpanorama. Ein weiterer Pool im Innenbereich ist lang genug, um ein paar Bahnen zu ziehen, man will das mit der Fitness ja bis zur Bergwanderung am nächsten Tag in den Griff bekommen, was im Übrigen misslingen und den verständnisvollen Tourguide zum Verkürzen der Route veranlassen wird. Irgendwann stolpert man in den Ruheraum, in dem bei gedämpftem Licht geräumige Liegen um eine mannshohe Glocke angeordnet sind. Und bevor man einnickt, registriert man noch, dass auf Kissen und Flauschdecke die Jahreszahl 1516 gestickt ist.

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