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#Wandel durch Handel: Ehrenrettung einer Leitidee

„Wandel durch Handel: Ehrenrettung einer Leitidee“

Bringt der grenzüberschreitende Handel die Menschen einander näher? Die Hoffnung darauf ist ungefähr so alt wie die menschliche Zivilisation. Die Handelsrouten der mykenischen Kultur (1500 bis 1100 vor Christus) reichten von der Ägäis über Kreta, Zypern, der heutigen Türkei und den Libanon bis nach Palästina und Ägypten. Das aus den Olivenbäumen Kretas gewonnene Öl wurde in großen Kannen in alle Richtungen der Welt exportiert. Wohlstand und Fortschritt waren die Früchte dieser globalen Weltordnung.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Heute, grob 3500 Jahre später, sind wir dabei, die Idee vom „Wandel durch Handel“ in die (grüne) Tonne zu hauen: „Das war falsch“, pure „Illusion“, so kurz und bündig drückt es die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock aus, die dabei bloß den gepflegten Zeitgeist wiedergibt. Als ob es eine neue Erkenntnis wäre: Gemessen an „westlichen Werten“ geht es in vielen Staaten der Welt, mit denen wir Handel treiben, ziemlich schurkisch zu. Mit Bösewichten aber dürfe es keine wirtschaftlichen Aktivitäten geben, heißt es jetzt.

Was wäre die Alternative? Wandel ohne Handel? Vorbilder dafür wären Nordkorea oder China und die Sowjetunion im Kalten Krieg. Mit denen treiben oder trieben wir keinen Handel. Es hat sich dort auch nichts gewandelt. Aber der Westen war auf der guten Seite. Mit der Moralsonde gescannt, blieben heute wahrscheinlich noch nicht einmal die USA übrig. Dort gibt es die Todesstrafe, dort schießen junge Männer mit frei gekauften Waffen massenmörderisch um sich. Dass wir unser Öl und Gas künftig aus den Golfstaaten beziehen und diese im Gegenzug mit Solaranlagen und Windrädern beglücken, geht eigentlich auch nicht. Denn „lupenreine“ Demokratien sind Qatar & Co. wirklich nicht.

Konzentrieren wir uns auf China. Ein Staat, der meilenweit von „westlichen Werten“ entfernt ist. Wer 200 Millionen Bürger wochenlang in häusliche Corona-Quarantäne sperrt und seit Jahren Minderheiten in Lagern foltert, hat ein Pro­blem mit der Freiheit und der Menschenwürde. Offenkundig greift die autokratische Führung des Landes zurück auf die Taktik der Massenmobilisierung aus den revolutionären Zeiten Maos. Und meint, mit konsequenter Planwirtschaft die Pro­bleme von heute besser lösen zu können.

Gefährliche Polemik

Müsste man konsequenterweise auch China mit wirtschaftlichen Sanktionen belegen und den Handel wenn nicht gänzlich abbrechen, so doch wenigstens drastisch reduzieren und an werteorientiertes Wohlverhalten koppeln? Nun mal langsam! Ich halte die Polemik gegen den „Wandel durch Handel“ nicht nur für deutlich verfrüht, sondern für verfehlt und am Ende sogar für gefährlich.

Fragen wir zunächst, was eigentlich mit „Wandel durch Handel“ gemeint ist. Das ist gar nicht so eindeutig zu sagen. Bedeutungsmäßig changiert vor allem, ob die Formel sich „lediglich“ auf wirtschaftlichen oder auch auf politischen Wandel bezieht. Gemäß Adam Smith, dem Klassiker („Der Wohlstand der Nationen“, 1776), nützt die wirtschaftliche Verflechtung allen, die dabei mitmachen: Die internationale Arbeitsteilung empfiehlt, dass jeder das herstellen soll, was er relativ am besten und günstigsten fertigen kann, und dass die Grenzen der Staaten für Importe, Exporte und Investoren offen sein müssen. Das alles kommt dem technischen Fortschritt zugute und bringt Wachstum und Wohlstand. Der grenzüberschreitende Handel ist übrigens auch die beste Medizin gegen Inflation, denn er drückt die Preise, während auf Autarkie bedachter Protektionismus sie nach oben treibt.

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