Ana de Armas im Interview über „John Wick: Ballerina“

Sehr wichtig. Letztlich geht es darum, alle Geschlechter und verschiedene Kulturen in populären Filmen wie diesem zu repräsentieren. Aber auch für junge Männer ist es wichtig, eine Frau zu sehen, die so eine Rolle spielt. Eve ist eine neue, starke Stimme in einer Männerwelt. Ich wollte mir und allen anderen beweisen, dass das funktioniert. Ein Film kann genauso viel Spaß machen, spannend, gefährlich und knallhart sein, wenn eine Frau die Hauptrolle spielt. Es war höchste Zeit für so ein Projekt.
Der Film ist ein Ableger der John-Wick-Reihe. Die Action im John-Wick-Universum ist so spektakulär wie speziell: Sie gleicht einem atemraubenden Nahkampfballett, harmlose Alltagsgegenstände können zu tödlichen Waffen werden. Wie sah ein typischer Trainingstag in der Vorbereitung für Sie aus?
Es war heftig und sehr intensiv. Mein Training begann vier Monate vor Beginn der Dreharbeiten. Nach dem Aufstehen bin ich morgens mit meinem Trainer für eine gute Stunde ins Fitnessstudio gegangen. Anschließend sprang ich in ein schon wartendes Auto, das mich zur Stunt-Abteilung brachte. Da habe ich vier bis fünf Stunden mit den Stuntmännern gearbeitet. Wir mussten für jeden Kampf eine eigene Choreographie entwickeln, ich musste sämtliche Bewegungsabläufe lernen. Von dort ging es dann noch zum Schießstand, wo ich mit verschiedensten Waffentypen üben musste.
Wie fühlten Sie sich am Ende eines solchen Tages?
Wenn ich nach Hause kam, war ich völlig erledigt. Alles tat weh. Ich war übersät mit blauen Flecken. Meine Hände schmerzten vom Schießen. Ich habe versucht, meinen ganzen Körper so gut wie möglich mit Eis zu kühlen und bin todmüde ins Bett gefallen. Am nächsten Tag ging es wieder von vorne los.
Wann haben Sie aufgehört, Ihre blauen Flecken zu zählen?
Irgendwann waren die blauen Flecken fester Bestandteil meines Körpers. Das gehörte bei diesem Film einfach dazu. Von einem gewissen Punkt an hatte es keinen Sinn mehr, mir darüber Sorgen zu machen. Sie verschwinden ja nach einiger Zeit wieder. Ich war auch stolz darauf. Nach dem Motto: Wieder ein dicker blauer Fleck, den ich mir verdient habe! Ich trug meine blauen Flecken wie Medaillen.
Es ist Ihr dritter Film mit Keanu Reeves.Welche Tipps hat er Ihnen für die sehr speziellen Kampfszenen gegeben?
Keanu lässt dir die Freiheit und deinen Raum, um selbst herauszufinden, was du in einer Szene machen willst. Das ist sehr großzügig. Ich habe die Szenen mit ihm wie einen schönen Tanz erlebt. Er hat mich in jedem Moment unterstützt und wusste immer, was ich gerade brauchte.
Er ist sehr experimentierfreudig. Was immer mir einfiel, was ich Neues ausprobieren wollte, er war dabei. Am meisten habe ich von seiner Hingabe gelernt. Er ist immer der Erste am Filmset und der Letzte, der geht. Er reißt das ganze Team mit seiner Begeisterung mit.

Im April wurden Sie als erste Frau mit dem „Actionstar of the Year Award“ ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen das?
Ich finde es sehr schön, dass ich diese Art von Anerkennung bekomme. Aber ich war auch überrascht. Mir war nicht klar, dass vorher noch nie eine Frau mit diesem Preis ausgezeichnet wurde. Das ist doch verrückt! Es gab so viele unglaublich gute Frauen, die vor mir in Actionfilmen zu sehen waren. Aber es ist eine große Ehre, die mich sehr stolz macht. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal diese Art von Film machen und meine Karriere in diese Richtung gehen würde.
Gab es Hinweise in Ihrer Kindheit oder frühen Jugend darauf, dass Sie eines Tages Actionheldin werden könnten?
Ja und nein. Ich bin gerne Laternenpfähle hoch- und auf Bäume geklettert. Ich weiß nicht, was mich gerade an Laternenpfählen so reizte. Es machte mir einfach Spaß. Ich habe immer draußen gespielt, Videospiele kannte ich nicht, wir hatten nichts in dieser Art. Es ging immer raus auf die Straße, wo ich mich mit Freunden getroffen habe. Zugleich litt ich an Asthma, als ich aufwuchs. Ich durfte es nie übertreiben, um nicht wieder einen Anfall zu kriegen und ins Krankenhaus zu müssen. Trotzdem hatte ich immer das seltsame Bedürfnis nach Spaß und Action. Obwohl ich das durch die Krankheit nur eingeschränkt ausleben konnte.
Was ist aus Ihrem Asthma geworden?
Ich leide merkwürdigerweise nicht mehr darunter. Irgendwann war die Erkrankung weg, warum auch immer. Heute bin ich geheilt.
Sie haben in Ihrer Karriere ganz unterschiedliche Frauen gespielt. Was bleibt von diesen Transformationen?
Diese Vielfalt an Rollen ist ein Geschenk. Der Prozess der Transformation ist eine echte Bereicherung. Ich forsche sehr gerne nach den Beweggründen meiner Charaktere. Wie ticken sie? Was treibt sie an? Mit jeder neuen Rolle bekomme ich eine neue Perspektive auf das Leben. Weil ich es durch die Augen dieser Frauen sehe. Ich versuche immer etwas zu finden, das mich persönlich mit der Rolle verbindet.
Was haben Sie mit Ihrer Rolle in „Ballerina“ gemeinsam?
Ihre Neugier, ihre Entschlossenheit und die Leidenschaft. Sie ist sehr unnachgiebig, wenn sie etwas will. Das kommt mir bekannt vor. Ich akzeptiere auch kein Nein als Antwort.
Das darf man wahrscheinlich auch nicht, wenn man es im Filmgeschäft an die Spitze schaffen will. Sie haben hart für diese Karriere gekämpft, die auf Kuba begann und Sie über Spanien nach Hollywood führte. Woher haben Sie die Energie dafür genommen?
Mir ging es nie darum, ein Star zu sein. Ich wollte Schauspielerin werden. Das war mein Ziel, weil ich immer das Gefühl hatte, das ist meine Bestimmung im Leben. Ich bin meinem Herzen und meiner Leidenschaft gefolgt. Die Energie dafür habe ich aus meinen Träumen gezogen.
Als Sie nach Hollywood kamen, waren Ihre Englischkenntnisse überschaubar.
Sie haben sich dann Fernsehserien im Original angesehen, um Ihr Englisch zu verbessern. Welche Serien waren besonders hilfreich?
„Friends“ und „Sex and the City“. Morgens bin ich in die Sprachschule gegangen, um Englisch zu lernen. Aber das reicht nicht. Wenn du in ein fremdes Land kommst, musst du erst einmal die Kultur, den Humor, die Idiome verstehen. Also habe ich zu Hause immer den Fernseher eingeschaltet. Beim Abwaschen oder Putzen lief immer eine Serie mit englischen Untertiteln. So hatte ich den Sound der Sprache im Ohr, habe Worte und Redewendungen gelernt. Das hat mir sehr geholfen.
Wie erinnern Sie sich an Ihre ersten Wochen und Monate in Los Angeles?
Am Anfang war es aufregend. Ich habe mich auf alles Neue gefreut, Menschen zu treffen, zu Vorsprechen zu gehen. Aber irgendwann empfand ich es auch als hart. Ich kannte ja niemanden. Los Angeles ist eine sehr harte Stadt. Und das Filmgeschäft ist gnadenlos. Da sind so viele Menschen, die alle dasselbe wollen wie du. Phasenweise fühlte ich mich sehr einsam. Ich hatte den Eindruck, dass mir viele Türen verschlossen blieben. Aber nach und nach kamen dann die ersten Jobs. Ich sagte mir immer wieder, ich muss weiter hart arbeiten, irgendwann wird mein Talent erkannt.
Für Ihre Rolle als Marilyn Monroe in „Blonde“ wurden Sie als erste Schauspielerin mit kubanischen Wurzeln für einen Oscar nominiert.
Das ist immer noch eine große Sache für mich. Ich bin unglaublich stolz, mein Land auf diese Weise zu repräsentieren. Es bedeutet mir etwas, eine neue Generation unterstützen zu können. Wenn ich meine alte Schauspielschule besuche und die jüngeren Leute treffe, bin ich eine Art Inspiration für sie. Sie haben meine Filme gesehen und sehen, es ist möglich, auch wenn du aus Kuba kommst.
Was war auf Kuba Ihr erster Kontakt mit Hollywood?
Die Filme liefen alle bei uns im Fernsehen. Von „E.T. – Der Außerirdische“ über „Dirty Dancing“, „Pretty Woman“ bis „Titanic“. Ich gebe zu, dass ich ein bisschen in Tom Hanks verknallt war.
Warum ausgerechnet Tom Hanks?
Ich weiß auch nicht. Ich war einfach in ihn verliebt, weil ich ihn so süß fand.
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