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#Online-Poinier: Designmöbel-Händler Ikarus ist insolvent

Inflation und hohe Energiepreise: Der Spezialist und Onlinehändler für Designmöbel, Ikarus, hat Insolvenz angemeldet. Bis März soll ein neuer Investor gefunden werden.

Dass etwas nicht stimmt, hatten Kunden, die sich nach ihrer Bestellung erkundigen wollten und über Tage niemanden telefonisch erreichen konnten, schon geahnt. Nun müssen sie ihr Geld für bereits bezahlte Ware vermutlich abschreiben. Denn die Ikarus Design Handel GmbH mit Sitz im hessischen Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) hat Anfang Januar Insolvenz angemeldet, wie das Büro von Peter Gangfuß bestätigt, der vom Amtsgericht Hanau zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden ist. Das Verfahren wurde am 10. Januar eröffnet. Bis März soll ein Investor gefunden werden. Der Verkauf in den drei Filialen in Stuttgart, Gelnhausen und in Frankfurt, wo Ikarus an der Hanauer Landstraße ein 2000 Quadratmeter großes Möbelkaufhaus auf vier Etagen betreibt, läuft weiter wie bisher.

Ikarus wurde 1993 gegründet, nahezu ebenso lange bringt das Unternehmen einmal im Jahr einen Katalog heraus mit einer Auflage von 650.000 Stück. Früher als die Wettbewerber stellte Ikarus seine schön gestalteten Möbel, Leuchten und Accessoires für Haus und Garten, Büro, Bad und Küche auch in einen Online-Shop, über den das Unternehmen inzwischen zusammen mit den Bestellungen über Katalog 80 bis 90 Prozent seines Umsatzes macht. Mit Thonet, Vitra, Arne Jacobsen oder Marcel Breuer sind alle renommierten Designer-Marken dabei. Hinzu kommt eine günstige Eigenkollektion, die sich auch ein Durchschnittsverdiener leisten kann – sie machen etwa 15 Prozent des Sortiments aus. Verkauft wird auch in Österreich und der Schweiz.

Volle Lager, Verkauf zu Einkaufspreisen

Die Schieflage begründet Volker Hohmann, der Firmengründer und Inhaber des Unternehmens, mit dem Krieg in der Ukraine, in dessen Folge sich die Rahmenbedingungen nicht nur für seine Branche drastisch verschlechtert hätten. Inflation und die hohen Energiepreise, die auch die Ladengeschäfte mit einem hohen Stromverbrauch treffen, hätten sich massiv auf die Situation des Unternehmens ausgewirkt, ebenso die hohen Papierpreise. „Alle Kosten gehen nach oben“, sagt Hohmann. Darunter leide seine Branche, für die schon immer die Liebhaberei zu den schönen Dingen die Triebfeder sei, besonders. Die meisten Unternehmen seien knapp profitabel.

In der Krise musste Ikarus reagieren. Die Belegschaft wurde um 20 Personen reduziert die Leiharbeit eingestellt, die Kataloge wurden abgespeckt. „Es kamen einfach zu viele Faktoren zusammen“, sagt der Geschäftsführer. Nach Umsätzen in Höhe von 35 Millionen Euro im Jahr 2021 und 34 Millionen Euro im Jahr danach seien die Erlöse im vergangenen Jahr regelrecht eingestürzt. Er nennt ein Minus von 30 bis 40 Prozent für das zweite Halbjahr. Hinzu kommt: Hatten die Händler in der Coronakrise noch mit gestörten Lieferketten und leeren Regalen zu kämpfen, so waren ihre Lager im Frühjahr bis zum Platzen gefüllt. Doch wegen des schlechten Wetters wollte niemand Balkonliegen und Sonnenschirme kaufen. Ware sei teilweise zum Einkaufspreis auf den Markt geworfen worden, um die Liquidität zu erhalten, sagt Hohmann.

Gespräche mit Investoren

Auch für das laufende Jahr äußert sich der 60 Jahre alte Geschäftsführer, der Ikarus als “mein Baby“ bezeichnet, wenig optimistisch, denn Konsumenten seien weiterhin zurückhaltend. Das Unternehmen selbst arbeite seit Monaten an Lösungen für die Probleme. „Wir haben im letzten Jahr schon viele Gespräche geführt.“ Doch wegen der rückläufigen Umsätze seien viele Interessenten abgesprungen. Einige zeigten jetzt wieder Interesse.

Aktuell arbeiten noch 110 Frauen und Männer für Ikarus. Als wichtigstes Ziel nennt Hohmann, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Einige Mitarbeiter seien von der ersten Stunde an dabei und arbeiteten mit Herzblut für das Unternehmen. Hohmann hofft, auch die Auswirkungen auf die Kunden minimieren zu können, wie er sagt.

Diese müssen ihre Ansprüche, wie alle, die über stille Einlagen Geld bei Ikarus angelegt und, wie Hohmann hervorhebt „über Jahre gut verdient haben“, nun gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend machen. In der Regel sind die Chancen gering, dass Kunden ihr Geld zurückbekommen, weil es in Insolvenzverfahren am Ende meistens kein Geld zum Ausschütten gibt und Gläubiger, wenn überhaupt, nur mit einer geringen Quote bedient werden. Außerdem zieht sich das Verfahren, abhängig von der Unternehmensgröße und dem vorhandenen Vermögen, oft über lange Zeit hin.

Selbst wenn sich ein Investor findet, der das Unternehmen übernimmt, müssten Forderungen weiterhin gegenüber Ikarus geltend gemacht werden, wie im vergangenen Jahr der Fall des insolventen Wohn-Centers Spilger im Landkreis Miltenberg gezeigt hat. Im Zuge der Übernahme durch den österreichischen Möbelriesen XXXLutz konnten zwar die Arbeitsplätze im Unternehmen gesichert werden, doch Kunden mit teils fünfstelligen Anzahlungen für Möbel und Küchen blieb nur die Hoffnung, aus der Insolvenzmasse mit einer für alle Gläubiger gleichen Quote etwas Geld zurück zu bekommen.

Ebenfalls im vergangenen Jahr hatte die Insolvenz der Berliner Möbelmanufaktur Holzconnection an die 1300 Kunden, die ebenfalls hohe Zahlungen im Voraus geleistet hatten, böse überrascht. Grundsätzlich raten Verbraucherschützer allen, die bei einem Unternehmen in Schieflage online eingekauft haben, Waren, die sie nicht behalten möchten, besser privat zu verkaufen.

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