Nachrichten

#„Wir spüren die Not der Familien“

„„Wir spüren die Not der Familien““

Frau Pinne, Sie arbeiten seit 22 Jahren bei Pro Familia und leiten jetzt die beiden Beratungsstellen in Offenbach und Dietzenbach. Wenn man an Pro Familia denkt, verbindet man diese Organisation oft mit der Beratung zu Schwangerschaftsabbrüchen, aber das ist zu kurz gegriffen. Wen beraten Sie alles?

Einzelpersonen und Paare können sich mit allen Fragen, die eine Schwangerschaft betreffen, oder auch Problemen, die mit der Schwangerschaft zu tun haben, an uns wenden. Das ist unser gesetzlicher Auftrag, er beginnt bereits vor der Schwangerschaft und geht bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Daher begleiten wir zum Teil über einen langen Zeitraum. Wir beraten nicht nur Menschen, die bereits schwanger sind oder Kinder haben, sondern auch zu ungewollter Kinderlosigkeit oder zu Fragen, die schon vor einer möglichen Schwangerschaft auftreten können.

Was sind die häufigsten Fragen, mit denen Frauen und Paare zu Ihnen kommen?

In der Schwangerschaft kommen Menschen häufig mit Fragen nach finanziellen Leistungen zu uns. Wir helfen dann zum Beispiel bei den Anträgen zu Kindergeld, Elternzeit und Elterngeld. Unsere Beratung richtet sich an alle Familien, nicht nur an diejenigen, die in finanzieller Not sind. Die Kolleginnen und Kollegen in der Beratung sind zu allen sozialen Leistungen immer up to date. Die Form der Beratung ist von Beratungsstelle zu Beratungsstelle allerdings unterschiedlich, einige helfen beim Ausfüllen der Anträge, andere sind nur beratend tätig.

In die  Beratung von Pro Familia kommen Menschen aus allen Einkommensfeldern, Alleinerziehende, Paare, Patchwork-Familien und sehr wohlhabende Paare.


In die Beratung von Pro Familia kommen Menschen aus allen Einkommensfeldern, Alleinerziehende, Paare, Patchwork-Familien und sehr wohlhabende Paare.
:


Bild: Picture Alliance

Was sind derzeit große Probleme, mit denen Familien zu Ihnen kommen?

Ein großes Problem ist der eklatante Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Viele Familien leben in prekären Wohnverhältnissen. Bei der Geburt eines Kindes ist es oft so, dass die Familie wächst, das Einkommen aber sinkt. Es gibt den Bedarf nach mehr Wohnraum, aber gleichzeitig haben Familien weniger Geld. Das ist auch für uns ein sehr frus­trierendes Thema, denn wir spüren hier die Not der Familien durch die Zustände auf dem Wohnungsmarkt und können kaum Hilfe anbieten.

Beraten Sie zu allen Fragen und Problemen selbst?

Ja, wir beraten erst einmal selbst und hören uns die gesamte Situation an. Je nachdem, um was für Probleme es sich handelt, leiten wir zu spezialisierten Stellen weiter. Manche Stellen haben wir selbst im Haus, wie die Partnerschaftsberatung, bei anderen Themen leiten wir an Kooperationspartner weiter.

Gerade bei Partnerschaftsproblemen kann es ja auch mal um heikle Themen gehen wie den Verdacht auf häusliche Gewalt. Wie sprechen Sie diese Themen an?

Hier braucht es eine wache Wahrnehmung und ein behutsames Nachfragen. Es kommt vor, dass wir eigentlich zum Thema Elterngeld beraten, aber am Rande heraushören, dass eine Gewaltproblematik vorliegt. Es ist wichtig, dass wir nachfragen und unsere Vermutung benennen. Dann haben die Frauen die Gelegenheit, darauf zu reagieren. Wichtig ist mir zu betonen, dass wir unterstützen, wo Unterstützung gewünscht ist, wir aber die Grenzen der Schwangeren und Paare wahren und respektieren. Wir machen nur ein Angebot und entscheiden nichts über den Kopf der Frau hinweg.

Heike Pinne von Pro Familia berät Familien, die Probleme haben.


Heike Pinne von Pro Familia berät Familien, die Probleme haben.
:


Bild: Michael Kretzer

Welche Menschen kommen zu Ihnen in die Beratung?

Es kommen zu uns Menschen aus allen Einkommensfeldern, Alleinerziehende, Paare, Patchwork-Familien, queere Paare und sehr wohlhabende Paare. Es ist sehr unterschiedlich. Aber die Belastung, die eine Schwangerschaft und Geburt mit sich bringen können, ist für alle Partnerschaften gleich.

Um welche Belastungen geht es?

Wir bekommen medial immer die glückliche Familie vermittelt, und viele denken, dass das nach der Geburt bei ihnen auch so sein muss. Es tut Paaren gut, sich einzugestehen, dass es auch anders sein kann. Das Paar muss sich neu organisieren, und oft leiden beide unter massivem Schlafentzug. Es entstehen neue Krisen oder alte flammen wieder auf. Nach der Geburt wird man zu Eltern und ist oft kaum noch ein Paar. Es treffen verschiedene Geschichten und Biographien dabei aufeinander, und der Wunsch nach Urlaub oder auch nur nach einer Nacht im Hotel, um einmal auszuschlafen, ist absolut verständlich.

Kommen Männer auch allein zu Ihnen?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!