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#Arbeitszeiterfassung in der Kultur

„Weniges unterscheidet die Lebensweise, die dem Intellektuellen anstünde, so tief von der des Bürgers, wie dass jener die Alternative von Arbeit und Vergnügen nicht anerkennt.“ Was waren das für Zeiten, als ein Kulturkritiker die Leute noch so säuberlich sortieren zu können meinte. 1951 war das, als Theodor W. Adorno in seinen „Reflexionen aus dem beschädigten Leben“, auch „Minima Moralia“ genannt, dies schrieb. Heute wollen und sollen die „Bürger“, in welcher Branche auch immer sie tätig sind, selber „Intellektuelle“ in diesem adornitischen Sinne sein, die also eine „listige Verschränkung von Glück und Arbeit“ erstreben. In Zeiten von Wissensarbeit und Sinn-Ökonomie, dem sogenannten New Work, heißt das dann „Work-Life-Blending“.

Je mehr sich der Anteil der Kommunikation in den Angestelltenberufen vergrößerte, desto durchlässiger wurden, wenigstens ihrem offiziellen Anspruch nach, die Grenzen zwischen Lohntätigkeit und Selbstverwirklichung – und damit aber auch zwischen der Bewirtschaftung der Welt auf der einen Seite und auf der anderen deren Interpretation, wie sie in der Kultur betrieben wird, also etwa in den Künsten, den Wissenschaften oder dem öffentlichen Diskurs, ursprünglich mit dem Anspruch, die instrumentelle Sphäre gerade zu überschreiten. Die Kreativität und das kritische Bewusstsein, die von Angestellten nicht nur in Werbeagenturen erwartet werden, treten in einen ständigen Austausch und Wettbewerb mit der im eigenen Auftrag eingesetzten Kreativität und Kritik und gehen nicht selten und zunehmend in diese über. Diese Verschränkung mit Zwecken von Organisationen, wie sie ein Angestelltenverhältnis bestimmen, wurde dadurch mehr und mehr zum blinden Fleck der sich so viel auf ihre Unabhängigkeit zugutehaltenden Produktion von Ideen und Imaginationen.

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