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Auch der Regen konnte sie nicht aufhalten

Für Simon Stützel war die J.P. Morgan Corporate Challenge nach genau 16:06 Minuten zu Ende. Für den Sieger war es ein kurzes Vergnügen im Verhältnis zur gigantischen Größe der J.P. Morgan Corporate Challenge in Frankfurt. Diese nahm am Mittwoch die ganze Innenstadt bis nach 21 Uhr und dem Zieleinlauf des letzten von rund 60.000 Läufern aus gut 2000 Unternehmen in Beschlag. Stützel rannte dieser Masse indes davon und sicherte sich seinen vierten Sieg beim größten Firmenlauf der Welt. Er schließt damit zum bisher alleinigen Rekordsieger Matthias Luck auf und steigerte zugleich noch seine eigene Bestleistung.

„Vor zwölf Jahren habe ich in 16:08 Minuten gewonnen, zwei Sekunden schneller nach einer solchen Zeitspanne, das ist cool“, sagte der 38 Jahre alte Karlsruher, der den Lauf für sein eigenes Unternehmen Scholarbook in Angriff nahm, das Sportstipendien für Olympioniken wie Schwimmerin Anna Elend und Leo Neugebauer, aber auch für Mittelklassesportler oder gar Kreisligafußballer an Hochschulen in den USA vermittelt. „Das war ein Wahnsinnstempo, das wir in einer erstaunlich großen Spitzengruppe hingelegt haben. Wir waren sieben oder acht Läufer, die sich gegenseitig pushten. Ich hätte es 600 Meter vor dem Ziel nicht geglaubt, dass ich mich da gegen echt starke Konkurrenz durchsetzen könnte.“

Streckenrekord bei den Frauen

Deutlich überlegener gewann Anna Voelckel die Konkurrenz der Frauen. Sie verbesserte den bsiher von der Frankfurterin Petra Wassiluk gehaltenen Streckenrekord mit ihrer Siegerzeit von 18:08 Minuten um 22 Sekunden und setzte nach zweiten und dritten Plätzen in den Vorjahren gewissermaßen ihre Frankfurter Siegesserie in 2025 fort: Im März hatte die Polizistin aus Kassel den Frankfurter Halbmarathon gewonnen, die Siegeszeit in Frankfurt ermutigt das 26 Jahre alte Mitglied der Sportfördergruppe der Polizei nun, an ihrem Ziel von einer Olympiateilnahme im Marathon weiter zu arbeiten. „Das ist mein Traum, für den ich in diesem Jahr auch ein paar schnelle 5000er laufen will. Da passte der J.P. Morgan heute perfekt in die Trainingsplanung rein.“

Beste Frauen-Zeit aller Challenges

Voelckel wusste direkt nach dem Rennen auch zu berichten, dass sie mit ihrer Siegerzeit die bislang beste Frauen-Zeit aller in diesem Jahr bereits ausgerichteten J.P. Morgan Corporate Challenges erlaufen hat. Insgesamt organisiert die amerikanische Bank in 16 Städten auf sechs Kontinenten ihren Firmenlauf, das Weltfinale findet traditionell dort statt, wo 1977 der Lauf aus der Taufe gehoben wurde: Im New Yorker Central Park darf dann auch jenes Unternehmen aus Frankfurt teilnehmen, das die aus den Zeiten der besten vier Mitarbeiter ermittelte Teamwertung gewonnen hat.

Spürbare Ungeduld: Die Spitzenläufer müssen noch die Füße stillhalten.
Spürbare Ungeduld: Die Spitzenläufer müssen noch die Füße stillhalten.Sophie Boyer

Das dürfte ein enges Rennen geworden sein, da das Niveau an der Spitze des Feldes bei Männern und Frauen so hoch war wie seit vielen Jahren nicht mehr und obwohl das Wetter für die Vorbereitung der Athleten nicht perfekt war. Den ganzen Tag über regnete es, die Strecke war somit auch ein wenig feucht, was grundsätzlich wertvolle Sekunden kostet. Und für die Organisatoren war der Tag etwas härter als nötig. „Dennoch hat auch die Vorbereitung Spaß gemacht, wir sind halt nur viermal nass geworden“, sagte Jo Schindler, der mit seiner Agentur Motion Events zum zweiten Mal den Lauf organisierte.

Organisation sucht Verbesserungsmöglichkeiten im Ablauf

Erstmals wurden die Läufer in Gruppen mit fünf verschiedenfarbigen Startnummern aufgeteilt. Dadurch erhofft sich Schindler bessere Abläufe vor allem im Startbereich. Stau im Zielbereich ließ sich aber auch so nicht vermeiden angesichts der schieren Masse an Hobbyläufern. Kurz nach 20 Uhr war wegen des Andrangs auf den letzten 200 Metern der Strecke an Laufen nicht mehr zu denken.

Für die Masse der Teilnehmer war das auch nicht so bedeutend. Für Zehntausende ging es bei dem Lauf allein um das Erlebnis in der Gruppe der Kollegen und um den karitativen Gedankenr. Aus dem Erlös der Teilnehmerbeiträge in Höhe von 35 Euro je Läufer, die die Unternehmen für ihre Mitarbeiter entrichten, werden die Deutsche Behindertensportjugend und die Stiftung Laureus Sport for Good mit Spenden in sechsstelliger Höhe unterstützt.

„Frankfurt ist eine Outdoor-Sportstadt“

Einen Schub für das Gemeinwohl erwartet der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) durch den größten Firmenlauf der Welt, für den Frankfurt wie keine andere Stadt vergleichbarer Größe seine zentralen Verkehrsachsen zur Verfügung stellt. Eine Schleife von der Alten Oper bis zur Bockenheimer Warte war den Läufern vorbehalten, was aber nur einige Autofahrer störte, die das Rennen nicht auf dem Schirm hatten bei ihrer Abendplanung.

Es läuft: Impression von der Strecke der J.P. Morgan Corporate Challenge.
Es läuft: Impression von der Strecke der J.P. Morgan Corporate Challenge.Sophie Boyer

Josef wertete die Beteiligung von rund 60.000 Läufern als ein Zeichen, dass „Frankfurt eine Outdoor-Sportstadt ist.“ Josef selbst lief die Strecke wie weitere 750 Mitarbeiter der Stadtverwaltung in einem Shirt mit dem Slogan „Bildung bringt Freiheit“ nach einer nicht ganz gelungenen Vorbereitung. „Ich komme mittlerweile leider viel zu selten zum Laufen und dachte dann am Sonntag, dass ich noch mal fünf Kilometer laufen muss als Test“, sagte er. Die Folge sei ein schmerzhafter Muskelkater gewesen. „Alles falsch gemacht in der Trainingssteuerung“, sagte Josef schmunzelnd.

Er konnte dann auf der Strecke auch nicht Alexander Mayer folgen, dem Deutschlandchef von Veranstalter J.P. Morgan. Mayer überquerte nach 31 Minuten die Ziellinie bei seiner doppelten Premiere. Mayer war erstmals überhaupt am Start, zudem erstmals als neuer Deutschlandchef von J.P. Morgan auch der Gastgeber. Er hatte sich besser vorbereitet als Josef und kürzlich in seiner mittelhessischen Heimat beim Gießener Firmenlauf schon einen Test absolviert.

Partyzone: Auch an der Alten Oper wird im Schatten der Skyline nach dem Lauf gefeiert.
Partyzone: Auch an der Alten Oper wird im Schatten der Skyline nach dem Lauf gefeiert.Sophie Boyer

Doch Zeiten standen weder für Mayer und Josef noch den größten Teil der Teilnehmer im Vordergrund. Stattdessen zeigte Mayer sich begeistert von dem Bild, das die Läufer in der Stadt erzeugten. „Normalerweise sind 60.000 Menschen Zuschauer beim Sport, etwa im Fußballstadion. Heute sind diese 60.000 die Stars“, sagte er. Es gehe um das besondere Erlebnis auf der Strecke – wenn man denn den Start an der Alten Oper oder am Roßmarkt gefunden hatte.

Jakub und Michael etwa irrten wenige Minuten vor 19 Uhr etwas irritiert durch den zu jener Zeit noch nahezu menschenleeren Zielbereich und setzten sich etwas entgeistert joggend in Bewegung, als sie erfuhren, dass sie Start- und Zielbereich verwechselt hatten.

Auch die F.A.Z. war am Start

Den Zusatzkilometer die Bockenheimer Landstraße entlang dürften sie letztlich verkraftet und vermutlich nach dem Zieleinlauf umso schönere Geschichten zu erzählen gehabt haben. Dann nämlich ließen an unzähligen Orten in der Stadt, ob in Bürogebäuden oder aber in Zelten am Anlagenring, die Teilnehmer den Abend bei Bier und Bratwurst ausklingen.

Die F.A.Z.-Mannschaft mit ihren rund 80 Läufern hatte dabei noch ein paar Zusatzmeter zu leisten: Ihr wurde der am weitesten vom Ziel entfernte Platz für ihr Zelt zugeteilt. Dort wurde diskutiert, welcher Platz in der Firmenwertung wohl herausgesprungen sein mag. Die Internetseite der J.P. Morgan Corporate Challenge wird offenlegen, wie leistungsstark die F.A.Z. und all die anderen Unternehmen auf der Straße waren.

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