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#Auf ewiger Verjüngungskur

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Auf ewiger Verjüngungskur

Sebastian Kneipp antwortet nicht. Es ist eine schöne Idee, die Chatfunktion auf der Website von Bad Wörishofen dem Mann zuzuordnen, der wie kein anderer für die Kurstadt steht: dem Pfarrer und „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp, geboren am 17. Mai 1821 in Stephansried im Oberschwäbischen, gestorben am 17. Juni 1897 in Bad Wörishofen. Zum 200. Geburtstag würde man gerne von Kneipp erfahren, wie er heute zu seinen Lehren für ein gesundes Leben steht. Aber der Chat bietet nur programmierte Antworten. Deshalb stehen wir am Ende mit der Frage alleine da: „Würde Sebastian Kneipp in der heutigen Zeit den fünf Säulen seiner Lehre weitere hinzufügen? Etwa gelegentliche digitale Enthaltsamkeit?“ Die generierte Antwort ist eine Gegenfrage: „Sie möchten noch mehr über Sebastian Kneipp erfahren?“

Am 2. Mai 1855 kam er, so ist es überliefert, zu Fuß nach Bad Wörishofen, als Beichtvater im Dominikanerinnen-Kloster. Dort entwickelte er sein Naturheilverfahren. „Alt wollen sie werden, gesund wollen sie bleiben, aber etwas tun dafür wollen sie nicht. Wenn die Menschen nur halb so viel Sorgfalt darauf verwenden würden, gesund zu bleiben, wie sie heute darauf verwenden, um krank zu werden, die Hälfte ihrer Krankheiten bliebe ihnen erspart.“ Das ist eines der vielen Zitate, die Kneipp zugeschrieben werden. Diagnose ersetzte er bisweilen wohl durch Intuition. Einem Gichtkranken soll er ins Gesicht gesagt haben, die Leiden kämen nur vom Schlemmen und Saufen. Auch der Ausspruch „Saufa wölla se alle, aba Sterba will koiner“ gilt als Kneipp-Original.

Die fünf Elemente seines „Gesundheitskonzepts“: Wasser(-Güsse), Ernährung, Bewegung, Lebensordnung und Heilpflanzen. Die Natur als Apotheke. Heute heißt das „ganzheitlicher Ansatz“, „Mind-Body-Programme“, „Achtsamkeit“ oder „Resilienz“. Beobachtungen zur Wirkung seiner Anwendungen hielt Kneipp 1886 im Buch „Meine Wasserkur“ fest. Sein zweites Buch „So sollt ihr leben“ breitete dann drei Jahre später das ganze Spektrum aus. Anfangs waren seine Methoden umstritten und wurden behördlich verfolgt. Ärzte sahen Kneipp als „Kurpfuscher“ an. Seine Patienten galten als Menschen, „die an Verzärtelung und eingebildeten Krankheiten sich behandeln lassen“. Doch die Hilfesuchenden kamen in Scharen.

Kulturerbe der Unesco

Ist sein Ansatz nach wie vor aktuell? Selbstheilungskräfte sind ja gefragter denn je. Wie zukunftsfest also ist die Kneippsche Lehre, seit 2015 immaterielles Kulturerbe der Unesco? Und was bedeutet das Markenzeichen Kneipp heute für Bad Wörishofen?

Begründer des Wasserheilverfahrens: Sebastian Kneipp


Begründer des Wasserheilverfahrens: Sebastian Kneipp
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Bild: Picture-Alliance

Erster Befund beim Rundgang durch die Stadt: Rund um die Kneippstraße herrschen Leere und Leerstand statt Lebenslust und Leichtigkeit. Veranstaltungen, auch zu 200 Jahren Kneipp, sind längst verschoben oder abgesagt worden. Dafür prosperiert der Immobilienmarkt für exklusive Eigentumswohnungen, davon zeugen Baustellen ebenso wie Ankündigungen. Und in der Fußgängerzone eröffnen trotz Pandemie sogar neue Ladengeschäfte, darunter ein Kneipp-Shop.

Die Corona-Krise hat dem Tourismus schwer zugesetzt. Die Zahl der Gästeankünfte im Allgäu sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 Prozent, die Zahl der Übernachtungen ging um 27,1Prozent auf 9,9 Millionen zurück. Bad Wörishofen meldete noch stärkere Einbußen: mehr als 50 Prozent weniger Gästeankünfte 2020 und nur noch 343782 Übernachtungen, ein Minus von 47,4 Prozent. „Trotz der Corona-Ausfälle stimmt es uns aber positiv, dass unter den Vermietern niemand aufgegeben hat – viele haben in der Zwangspause noch investiert“, sagt Kurdirektorin Petra Nocker. „Und wir wissen, dass in den vergangenen Jahren immer mehr jüngere Gäste hier gewesen sind.“ Nun sollen die Unter-Fünfzigjährigen für den Kneipp-Kosmos begeistert werden. Nirgendwo sonst könne man diesen Kosmos so umfassend und authentisch erleben wie in Bad Wörishofen. „Hier wandelt man quasi auf Kneipps Spuren.“

Nicht nur den etwa 120 Bad Wörishofener Hotelbetrieben sind die Einnahmen weggebrochen. Bei früheren Erhebungen wurde eine durchschnittliche Ausgabe pro Gast und Tag von 130 Euro errechnet. Ein Rückgang von rund 300.000 Übernachtungen durch die Corona-Beschränkungen bedeutet da eine Summe von mehr als 40 Millionen Euro, die im vergangenen Jahr nicht in der Stadt ausgegeben wurden.

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