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#Radikale Siedler in Israel: Der Traum von der Rückkehr nach Gaza

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Religiöse und fanatische Nationalisten in Israel fordern schon lange, den Gazastreifen wiederzubesiedeln. Der Aktivist Oded Mizrachi sieht seine Chance seit dem 7. Oktober gekommen.

„Es ist ganz einfach“, sagt Oded Mizrachi und streicht sich über den langen, grauen Bart. „Es gibt das reine Böse der Nazis. Es gibt das reine Böse der Muslime. Und wenn wir letzteres bekämpfen wollen, dann gibt es nur einen Weg: Die Araber müssen weg – und die Juden müssen zurück nach Gaza.“ Der ältere Herr blickt auf eine gerahmte Israelkarte, die vor ihm an der Wand hängt. „Überall hier waren wir“, sagt er und zeigt auf die Gegend um Khan Yunis im Süden des Gazastreifens. „Erst haben die Araber zerstört, was wir damals aufgebaut haben. Jetzt herrscht dort Krieg. Aber früher gab es in Gaza Leben. Jüdisches Leben. Und jetzt ist es an der Zeit, uns das zurückzuholen.“

Mizrachi steht im Eingangsbereich des „Gush Katif Museum“ in Jerusalem und schwärmt von dem gleichnamigen jüdischen Siedlungsblock, der sich einst im Süden Gazas befand. Etwa 8000 israelische Männer, Frauen und Kinder lebten dort bis vor knapp 20 Jahren, „glücklich und zufrieden“, wie er einem kleinen Besuchergrüppchen erklärt, das eine Führung bei ihm gebucht hat. Nach der israelischen Eroberung des Küstenstreifens 1967 hatten die Siedler das palästinensisch bevölkerte Land für ihres erklärt, erst vereinzelte Häuser und Synagogen gebaut, dann ganze Siedlungen. Allein 17 davon entstanden in Gush Katif, einem Gebiet, das im Osten an Khan Yunis grenzte und im Süden bis nach Rafah reichte. Vier weitere verteilten sich auf das Zentrum und den Norden des Gazastreifens.

Museumsführer Oded Mizrachi im „Gush Katif Museum“ in Jerusalem


Museumsführer Oded Mizrachi im „Gush Katif Museum“ in Jerusalem
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Bild: Franca Wittenbrink

„Es war so grün, als wir dort waren“, sagt Mizrachi sehnsüchtig, auch wenn er selbst nie in Gaza gelebt hat. Zum Beleg zeigt er Fotos von saftigen Tomaten und leuchtend roten Paprika, die in den Gewächshäusern der Siedler wuchsen. „Bei den Arabern gab es nichts als verdörrte Erde. Aber wir haben das Land fruchtbar gemacht.“ Dann wird sein Blick bitter. „Es war eine Schande, uns aus Gush Katif zu vertreiben“, sagt er und kommt auf das Jahr 2005 zu sprechen. Im Zuge des israelischen Rückzugs aus Gaza wurden die Siedlungen damals vollständig geräumt. „Der 7. Oktober hat gezeigt, wozu das geführt hat. Aber diesen Fehler werden wir nicht noch ein zweites Mal begehen.“

„So Gott will, werden wir siedeln“

Es sind Sätze, die derzeit immer häufiger fallen in Israel. Seitdem ultrarechte Politiker wie Finanzminister Bezalel Smotrich oder der Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir Teil der israelischen Regierung sind, ist vieles sagbar geworden, was noch vor einigen Jahren undenkbar zu sagen gewesen wäre.

Seit dem 7. Oktober aber hat sich die Lage noch einmal drastisch verschärft. Immer lauter werden die Stimmen derer, denen der ständige Ausbau der israelischen Siedlungen im Westjordanland längst nicht mehr ausreicht – und die sich nichts sehnlicher wünschen, als endlich nach Gaza zurückzukehren. Religiöse und fanatische Nationalisten wie Oded Mizrachi begreifen den Terrorüberfall der Hamas und die darauffolgende israelische Offensive deshalb auch als Chance: „Jahrelang haben sie versucht, uns zu ignorieren“, sagt der ältere Herr trotzig. „Aber jetzt ist es endlich so weit. Über die Zukunft des Gazastreifens wird in den nächsten Monaten noch einmal neu entschieden.“

Wie genau sich die Radikalen unter den Siedlern eine solche Zukunft vorstellen, haben sie bereits detailliert dargelegt. Die rechte Vereinigung Nachala etwa träumt von zunächst sechs Siedlungen in Gaza, zwei davon mitten in Khan Yunis und Gaza-Stadt. 400 Familien, die dort einziehen wollten, hätten sich schon gemeldet, verkündete die Organisation unlängst. Die Namen der Orte stünden ebenfalls bereits fest.

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