#Augsburg: Von Müllkonzept bis Artenschutz: Darum kämpfen Augsburgs Naturschützer
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Waldsterben und Tschernobyl bescherten der Kreisgruppe des Bund Naturschutz in ihren frühen Jahren viel Zulauf. Heute – nach 50 Jahren – geht es um andere Themen.
Enzler selbst ist aus tiefster Überzeugung Naturschützer. Als Jugendlicher suchte er Teiche nach Fröschen und Kröten ab, um möglichst viele Arten zu finden: „Damals gab es sie in Hülle und Fülle, heute sind Allerweltsarten wie der Grasfrosch am Verschwinden.“ Als Landwirtschaftsstudent kaufte er brachliegende Wiesen und wandelte sie in Naturoasen um. Nun ist der 65-jährige Beamter im Ruhestand. Seit mehr als einem Jahrzehnt führt er die Augsburger BN-Kreisgruppe und freut sich über deren starkes Wachstum. 1973 war Start mit über 1000 Mitgliedern, heute sind es 8076. Im Landkreis ist der BN inzwischen fast flächendeckend mit Ortsgruppen präsent.
Wachstum auf über 8000 Mitglieder
Enzler ist auch froh darüber, welchen Stellenwert eine intakte Umwelt in weiten Teilen der Bevölkerung hat. Für die Kreisgruppe sei es aber nicht einfach, alle Erwartungen zu erfüllen: „Viele Leute sehen uns als eine Art Instanz, damit der Natur zu ihrem Recht verholfen wird.“ Entsprechend zahlreich seien die Fälle, in denen man um Hilfe gebeten werde. Aus Kapazitätsgründen könnten sich die Ehrenamtlichen nicht um alles kümmern. Andererseits sei der BN als sogenannter Träger öffentlicher Belange in viele öffentliche Planungsprozesse eingebunden. Dort könne man die Interessen von Natur und Umwelt vertreten.

Foto: Peter Häußinger
Augsburgs Naturschützer haben auch immer für ihre Überzeugungen gekämpft. Enzler erinnert an den Streit um die Müllverbrennung und den Bau der Abfallverwertungsanlage Augsburg (AVA), die 1996 in Betrieb genommen wurde. „Wir hatten das Bessere Müllkonzept, das auf Müllvermeidung und Müllrecycling statt auf Verbrennung setzte.“ Die Müllöfen der AVA wurden gebaut. Der Gedanke des Besseren Müllkonzepts habe sich damals nicht durchgesetzt, räumt Enzler ein. Als eine späte Bestätigung sieht er das neue Gesetz zur Vermeidung von Verpackungsmüll. Wer Getränke oder Essen „to go“, also zum Mitnehmen, verkauft, muss seit dem 1. Januar Mehrweggefäße anbieten.
Klage soll wertvollen Bannwald retten
Aktuell stehen andere Umweltprobleme im Vordergrund. Von der Klimakrise über das große Artensterben bis hin zum Flächenfraß gebe es eine große Themenfülle, sagt Enzler. Ihren Kampfgeist will die Kreisgruppe derzeit wieder unter Beweis stellen: Mit einer Normenkontrollklage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, die sich gegen die Rodung des Bannwaldes zur Erweiterung von Lech-Stahl in Meitingen richtet. Mehr als fünf Hektar Wald seien bereits verloren und insgesamt 17,6 Hektar sollen fallen, sagt Enzler. Zwar ist Lech-Stahl verpflichtet, eine große Fläche aufzuforsten. Am Ende sollen es deutlich mehr Bäume werden, als im Lohwald gefällt werden. Ein neu gepflanzter Wald könne diese Funktionen auch in 20 Jahren nicht erreichen, begründen die Naturschützer die Klage. „Wir geben nicht auf“, sagt Enzler, auch wenn der Rechtsstreit ein finanzieller Kraftakt sei.
Der Vorsitzende betont aber auch, dass sich die Kreisgruppe auch für vieles einsetze. Die Ehrenamtlichen beteiligen sich an Kartierungen und Monitorings im Zusammenhang mit Artenschutz. Sie pflegen regelmäßig Biotope. Kürzlich wurde vom BN eine große Untersuchung eingeleitet, wie man das Lechhausener Moos vor den Toren Augsburgs erhalten und revitalisieren könnte. Es ist eines der größten zusammenhängenden Niedermoore Bayerns und droht immer mehr auszutrocknen.
Jubiläumsprogramm mit vielen Veranstaltungen
Nach der Corona-Zwangspause gibt es – rechtzeitig zum 50. der Kreisgruppe Augsburg – auch wieder ein umfangreiches Programm (www.augsburg.bund-naturschutz.de). Neue Formate wie das jüngste Symposium zu Stadtgrün und Klimaschutz sollen andere Zielgruppen in der Bevölkerung ansprechen. Es gibt Vorträge, Fahrradexkursionen, Hofführungen, einen Kindertag und einen Sensenkurs. Der Festabend zum Jubiläum steht am 15. Juni an. Und im Herbst will die Kreisgruppe zum 50. exakt 50 neue Bäume pflanzen.
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