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#Wenn Beamte ihre Macht missbrauchen

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Wenn Beamte ihre Macht missbrauchen

An dem Tag, als bekannt wurde, dass der rechtsterroristische NSU für die Morde an neun in Deutschland lebenden Menschen mit ausländischen Wurzeln verantwortlich war und nicht etwa Auseinandersetzungen im „Milieu“ zwischen ausländischen Familien, worauf sich die Ermittler vorschnell festgelegt hatten, änderte sich für die Polizeibehörden in Deutschland alles. Sie standen fortan unter Beobachtung. Und ein Ende der Debatte, die sich mit der Frage beschäftigt, ob die Polizei tatsächlich in Teilen abgeglitten ist in eine Institution, die sich bei ihren Ermittlungen zu sehr von Stereotypen leiten lässt, bis hin zu Straftaten in den eigenen Reihen, ist noch lange nicht in Sicht.

Katharina Iskandar

Verantwortliche Redakteurin für das Ressort „Rhein-Main“ der Sonntagszeitung.

Insofern erscheint das Buch „Tatort Polizei – Gewalt, Rassismus, mangelnde Kontrolle“ zur rechten Zeit. Nicht deshalb, weil sich der „Report“, wie die Publikation untertitelt ist, als Standardwerk eignet. Dafür bleiben einige der aufgezeigten Beispiele zu sehr an der Oberfläche. Aber es unternimmt den Versuch, und das ambitioniert, Antworten zu geben auf die Frage, die sich seit einigen Jahren schon stellt: Wie viel Kontrolle braucht die Polizei?

Das, was die Autoren, die beiden Journalisten Jan Keuchel und Christina Zühlke, in dem Buch unternommen haben, ist ein weiter Wurf. Jedes einzelne der erwähnten Themen, angefangen bei Polizeigewalt, Racial Profiling, rechtsextremen Chat-Inhalten bis hin zur Frage, wie derartige Fälle aufgeklärt werden können, hätte schon ausgereicht, um damit eine ganze Reihe an kritischer Literatur zu füllen, die sich damit beschäftigt, wie weit Fehlverhalten bei der Polizei gehen darf, bevor sie zum strukturellen Problem wird.

Bisweilen verschwimmen die Vorwürfe

Angelegt ist das Buch in Reportagen, die von Fällen erzählen, in denen Beamte mutmaßlich oder tatsächlich ihre Macht missbrauchten. Die einzelnen Episoden sind dicht gewoben. Zu Wort kommen Opfer, Zeugen, Angeklagte, es wird aus Gerichtsakten zitiert, aus Urteilen, immer wieder werden Studien beigebracht, etwa die von Tobias Singelnstein, dem Rechtswissenschaftler und Kriminologen, der im Jahr 2019 eine viel beachtete Untersuchung zum Thema Polizeigewalt vorgestellt hat.

Jan Keuchel und Christina Zühlke: „Tatort Polizei“. Gewalt, Rassismus und mangelnde Kontrolle. Ein Report.


Jan Keuchel und Christina Zühlke: „Tatort Polizei“. Gewalt, Rassismus und mangelnde Kontrolle. Ein Report.
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Bild: C.H. Beck Verlag

Über Jahre haben die Autoren die Fälle recherchiert, Fakten gesammelt, Informationen abgewogen. Die Reportagen funktionieren auch deshalb, weil sich das Erfolgsmittel des „True Crime“ noch lange nicht abgenutzt hat. Nichts kann so schlimm sein wie die Wahrheit. Das gilt offenbar nicht nur für Kapitalverbrechen, sondern auch für Fälle wie diese: ein Altenpfleger aus Venezuela, der am helllichten Tag auf dem Weg zur Arbeit in Berlin versehentlich für einen Dealer gehalten und auf offener Straße vom Rad gezerrt und geschlagen wird, ohne dass es danach eine Aufarbeitung des Falles gibt. Oder die Geschichte einer jungen Polizistin, die noch in der Ausbildung war, als ein Kollege eine Körperverletzung im Amt beging, wie ein Gericht später feststellte. Sie sagte gegen den Kollegen aus – und wurde nach ihrer Ausbildung nicht in den Polizeidienst übernommen.

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