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#Bedeutet die Inflation das Ende billiger Lebensmittel?

„Bedeutet die Inflation das Ende billiger Lebensmittel?“

Was ist gerade bei Aldi los?

Der Discounter Aldi kündigte am Freitag seine dritte Preiserhöhung in kurzer Zeit an. Fleisch, Wurst und Butter werden deutlich teurer, heißt es aus der Zentrale in Essen. Deutlich teurer sind auch schon andere Produktkategorien geworden. Das ist beachtlich, denn Preiserhöhung in dieser Häufigkeit und Form sind für Aldi-Verhältnisse eine Seltenheit: Insgesamt sind bisher mehr als 180 Produkte im Preis gestiegen, manche nur um wenige Cent, andere gleich um einen Euro.

Was ist so bemerkenswert daran, das Aldi die Preise erhöht?

Der Discounter gilt als Preisführer im Lebensmittelhandel. Ändert Aldi die Preise, ziehen andere Lebensmittelhändler regelmäßig nach. Konkurrenten wie Lidl, Edeka und Rewe folgten Aldis jüngsten Preiserhöhungen – oder hoben ihre Preise zum Teil sogar noch stärker an. So soll Rewe nach Brancheninformationen rund 600 Preise erhöht haben, zum Teil auch über den jeweiligen Aldi-Preis hinaus.

Bekommen Bauern wegen der steigenden Preise endlich mehr?

Die Debatte über aus Sicht von Kritikern zu günstige Lebensmittel zieht sich nun schon seit ein paar Jahren. Bauern, die vor Filialen von Lidl oder Aldi demonstrierten, hinterließen vor allem bei nachhaltig orientierten Konsumenten tiefe Eindrücke. Leider verdienen die Landwirte mit steigenden Supermarktpreisen nicht automatisch mehr Geld, schließlich klettern gleichzeitig die Kosten für die Produktion: Neben Energie- und Treibstoffkosten stiegen auch die Preise für Dünger erheblich. Der Bauernverband schlug in dieser Woche sogar eine Düngemittel-Reserve vor.

Warum werden Lebensmittel jetzt immer teurer?

Hersteller und Händler stehen vor einigen Herausforderungen: Neben hohen Transportkosten und Energiepreisen setzt die fortdauernde Corona-Pandemie den Unternehmen seit mehr als zwei Jahren zu. Der Krieg in der Ukraine hat diese Situation noch deutlich verschärft. Saisonale Schwankungen sind keine Seltenheit, doch bedroht der Krieg ganz erheblich die Ernten dieses Jahres. „Unabhängig davon ist naturgemäß die Lieferung von Rohstoffen ein limitierender Faktor“, sagt Boris Hedde, Geschäftsführer der Marktforschung IFH Köln. Sind Rohstoffe knapp, verteuere sich natürlich deren Beschaffung. Darüber klagen auch die Hersteller, etwa Eckes Granini. Demnach steigen die Preise nicht nur für Rohstoffe und Verpackungen, sondern auch massiv für Energie und den Transport. „Wir haben auf breiter Front eine signifikante Kosteninflation, die uns voraussichtlich noch länger begleiten wird“, heißt es von dem Saftproduzenten.

Wie stark steigen die Preise?

Ganz unterschiedlich. Teils handelt es sich um Preissteigerungen von nur wenigen Cent, manche Waren aber verteuern sich um mehr als einen Euro. Doch auch eine Erhöhung von wenigen Cent kann je nach Produkt zu einer starken Verteuerung führen. So kostet das Mineralwasser Quellbrunn von Aldi nicht mehr 19 Cent, sondern 25 Cent. Das sind gut 30 Prozent mehr. Das ist außergewöhnlich, da der Preis des Aldi-Mineralwassers jahrzehntelang stabil geblieben war. Laut dem Statistischen Bundesamt verteuerten sich Nahrungsmittel im März durchschnittlich um 6,2 Prozent. Besonders hoch fielen die letzten Preissteigerungen für Weizen und Pflanzenöle aus.

Geht das ständig so weiter?

Das ist angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine gut möglich. Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts planen immer mehr Firmen Preiserhöhungen in den nächsten drei Monaten. Marktforscher Hedde vom IFH Köln drückt sich da allerdings etwas vorsichtiger aus: „Es ist aktuell vor dem Hintergrund der Energiekosten schwer absehbar, wie stark und wie lange die Preise ansteigen werden“, sagt er.

Es gibt aber auch Handelsexperten, die glauben, dass die Verhandlungen zwischen Herstellern und Händlern jetzt erst so richtig an Schärfe gewinnen werden. Denn eigentlich stapeln die Händler bei den Preisen gerne tief – sie gelten als Bremser der Inflation. Das führte in der Vergangenheit schon zu großen Konflikten mit den Herstellern. Wer mehr forderte als sich der Handel wünschte, wurde kurzerhand ausgelistet und mit einem Produkt der Eigenmarke ersetzt. Das passierte selbst bekannten Marken wie Coca Cola schon. Jetzt muss sich der Handel plötzlich beugen, wenn er in Zukunft noch Produkte im Regal stehen haben will.

Werden bestimmte Produkte bald im Regal fehlen?

Schon in der Corona-Pandemie blieben manche Regale in den Läden zeitweise leer, weil etwa Toilettenpapier oder Nudeln gehamstert wurden. Weizen und Sonnenblumenöl sind auch jetzt schon in vielen Geschäften kaum zu bekommen – oder werden gezielt vom Handel rationiert. Das zeigt sich auch an der stark gestiegenen Nachfrage nach Speiseöl, die laut dem Statistischen Bundesamt in der Woche vom 7. bis 13. März mit einem Plus von 123 Prozent mehr als doppelt so hoch war wie im September 2021. Die Nachfrage nach Mehl verdreifachte sich sogar mit einem Anstieg von 206 Prozent. Das Statistische Bundesamt bring diesen Anstieg mit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine in Verbindung, weil solche Sprünge im vergangenen Halbjahr ausgeblieben waren. Punktuell und in einzelnen Regionen könne derzeit auch das Angebot für andere Waren wie Mehl oder Nudeln etwas geringer ausfallen als üblich, heißt es vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Flächendeckend für Deutschland rechnet der Verband aber mit einer stabilen Versorgung mit Grundnahrungsmitteln oder Gütern des täglichen Bedarfs.

Wie reagieren die Kunden?

Ob sich das Konsumverhalten ändern wird, lässt sich nur erahnen. Die Kölner IFH-Marktforscher gingen dem in einer Umfrage nach. Demnach fürchten fast die Hälfte der Befragten, ihren Lebensunterhalt nicht mehr halten zu können. Rund 60 Prozent verzichten daher auf den Kauf von Markenprodukten, und rund 45 Prozent wollen stattdessen häufiger beim Discounter einkaufen. Schon jetzt gibt jeder Zweite an, Probleme aufgrund der Lieferengpässe beim Einkaufen zu haben.

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