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#Beseelte Kunstzeppeline

Die Pariser Banlieue lebt! Jüngste Perle in der Kultur-Kette um den zentralen Riesensolitär ist der Ende März eröffnete Hangar Y in Meudon. Wie der Name besagt, handelt es sich um eine ehemalige Flugzeughalle. Genauer: um eine Zeppelinhalle, die erste weltweit. Erbaut wurde diese 1879 aus Versatzstücken der „Galerie des machines“ der im Vorjahr am Pariser Champ-de-Mars abgehaltenen Weltausstellung. Von diesem zeittypisch gigantischen Glasbau übernahm der Hangar Y die Dimensionen – siebzig Meter Länge bei dreiundzwanzig Meter Höhe – und die Lichtfülle.

Offen und hell ist die renovierte und behutsam modernisierte Halle heute erst recht. Ihre Hauptfront ist vom Boden bis zur Spitze des Satteldaches verglast, mit einem sehr edel wirkenden, im Durchblick nach außen hochtransparenten Glas. Dessen filigrane Metalleinfassungen verweisen in heutiger Stilsprache auf die grazilen Eiffel-Tragestrukturen der warmbraunen Holzdächer über dem Hauptschiff und den beidseitigen Mezzaninen. Der neue Hangar Y wirkt weiträumig, aber nicht einschüchternd, funktional, aber nicht unbeseelt, modern, ohne seine Geschichte zu verleugnen.

Alles, was man über diese wissen will, erzählen einem lebensgroße 3D-Figuren, die auftauchen, sobald man einen am Eingang ausgehändigten Helm aufsetzt. Unter ihnen der Oberst Charles Renard, der als Gründer und Leiter der Zentralen Einrichtung für Militärluftfahrt in Meudon zusammen mit dem Infanteriehauptmann Arthur Krebs den Zeppelin „La France“ entwarf. In diesem flogen die beiden am 8. August 1884 erstmals in der Geschichte der Luftfahrt einen geschlossenen Kreislauf: eine Strecke von acht Kilometern vom und zurück zum Hangar Y. Die Phantomfiguren sind eine Spur gruselig mit ihrem starren Lächeln und ihrer kantigen Gestik, aber ihre halbstündige Führung durch die Halle ist spannend.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg, bei dem 1870/71 über sechzig zum Teil bemannte Ballons dem belagerten Paris entflogen, entwarf und baute man in Meudon bis 1918 Beobachtungsballons und Zeppeline. Nach dem Sieg der Alliierten wurde der Hangar Y (der Buchstabe verweist mit typisch militärischem Einfallsreichtum auf die Bauparzelle) ein Luftfahrtmuseum, aus dem 1973 das Musée de l’Air et de l’Espace in Le Bourget hervorging.

Über den Wolken: Der Ballonkapitän Emile-Louis Julhès mit Frau über dem italienischen Turin


Über den Wolken: Der Ballonkapitän Emile-Louis Julhès mit Frau über dem italienischen Turin
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Bild: Beaussant Lefèvre & Associés

Militärisch einfallsreich wurde der Hangar „Y“ benannt

Auf diese Geschichte bezieht sich die auf den beiden Mezzanin-Halbgeschossen präsentierte Eröffnungsschau „Dans l’air, les machines volantes“. Sie versammelt über hundert Filme, Videos, Gemälde, Zeichnungen, Modelle, Dokumente und Installationen zum Thema „Flugmaschinen“, von Leonardo da Vincis Zeichnungen in einem Carnet aus den Jahren 1487 bis 1489 (zu sehen ist ein Faksimile) bis zu einer eigens für die Schau angefertigten Wandkomposition von Nelly Maurel aus drei Dutzend echten und gefälschten Dokumenten zum Luftfahrtpionier Alberto Santos-Dumont. Der Kuratorin, Marie-Laure Bernadac, war unlängst eine „Geschichte des Stilllebens“ im Louvre spektakulär aus dem Ruder gelaufen. Hier jedoch überwiegt ihre Stärke – das Zusammentragen von spannendem Material – bei Weitem ihre Schwäche, dieses stringent zu strukturieren.

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