Beste neue Prime-Video-Serie des Jahres abgesetzt – obwohl Staffel 2 bestellt war

Das darf doch einfach nicht wahr sein! Eines der größten Streaming-Highlights des Jahres wurde jetzt von Amazon abgesetzt. Dabei stand Staffel 2 eigentlich schon fest.

Sich in Zeiten der Streamingdienste auf eine gerade erst gestartete Serie einzulassen, kann ein gefährliches Unterfangen sein. Schließlich neigen Netflix, Prime Video und Co. inzwischen dazu, Titel schonungslos zu canceln, wenn die Aufrufzahlen ihren Analysen nach die Kosten nicht rechtfertigen; ganz gleich, ob das – vielleicht nur kleine – Publikum die Serien feiert.

Da schien es doch vergleichsweise sicher zu sein, das neueste Werk der „Gilmore Girls“- und „The Marvelous Mrs. Maisel“-Macher*innen anzusehen. Immerhin hatte Amazon gleich zwei Staffeln von Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino geordert.

Doch nichts da: Nach nur einer Staffel wurde „Étoile“ jetzt abgesetzt, wie unter anderem Variety berichtet.

Das ist besonders bitter, da ich als Fan ihrer vorherigen Arbeiten große Erwartungen an die neue Serie hatte – und „Étoile“ diese absolut erfüllen konnte. Wie erhofft bot die Prämisse der Serie die Bühne für reichlich amüsantes Chaos: Die renommierten Ballett-Studios aus New York und Paris beschließen, einige ihrer größten Stars und Talente zu tauschen, um so für frischen Wind in dem kriselnden Geschäft zu sorgen. Einen Eindruck davon liefert euch der folgende Trailer:

„Étoile“ hätte wahrlich eine Staffel 2 verdient

Wie in ihren früheren Erfolgstiteln verstanden es Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino, verschrobene Charaktere in abstruse Situationen zu werfen und mit schnellen Dialogszenen gekonnt für einen konstant hohen Unterhaltungswert zu sorgen. Zugleich war stets erkennbar, dass die Serie das Herz am rechten Fleck hat; nicht ohne Grund rührte mich das Finale mit einer wunderschönen Szene zu Tränen. Alleine deswegen kann ich euch „Étoile“ trotz des Aus nur empfehlen, denn Qualität ist hier zweifellos vorhanden.

Entsprechend hatte ich mich darauf gefreut, mindestens eine zweite Staffel zu sehen, schließlich liefen sowohl „Gilmore Girls“ als auch „The Marvelous Mrs. Maisel“ erst nach einer ersten Staffel zu Höchstformen auf, weil die Showrunner*innen mit ihren Figuren reichlich Schabernack treiben konnten, nachdem sie erst einmal etabliert waren. „Étoile“ hätte da wohl keine Ausnahme gebildet, denn die Saat für zahlreiche interessante Konflikte war bereits in den letzten Folgen gelegt worden.

Mit meiner hohen Meinung stehe ich übrigens nicht alleine da: Bei Rotten Tomatoes kommt die Serie auf ansehnliche 85 % Zustimmung von Kritiker*innen. Trotzdem war angesichts der eher mittelmäßigen Chartplatzierung durchaus absehbar gewesen, dass es um die Zukunft des Titels nicht gut steht. Immerhin Staffel 2 wähnte ich in Sicherheit, umso trauriger bin ich jetzt über die Absetzung.

Die Verantwortlichen scheinen den Braten hingegen schon früher gerochen zu haben: Im April meinten Sherman-Palladino und Palladino, dass weitere Folgen in der Schwebe seien. Ihnen wurde vielleicht auch ein Wechsel in der Führungsetage von Amazon MGM Studios zum Verhängnis: Deren Chefin Jennifer Salke verließ ihre Position einen Monat bevor „Étoile“ startete.

Zudem war es wohl kaum von Vorteil, dass alle acht Folgen mit einem Mal bei Prime Video veröffentlicht wurden. Das ist für uns Zuschauende zwar perfekt zum Bingen, doch so kann sich schwerlich über Wochen hinweg ein Hype aufbauen, was gerade in Zeiten der Sozialen Medien für den Erfolg einer Serie äußerst wichtig sein kann. Ich hätte jedenfalls lieber nur jede Woche eine Folge „Étoile“ gesehen, wenn der Titel dadurch mehr Aufmerksamkeit und so womöglich eine zweite Staffel erhalten hätte…