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„Bild“-Zeitung entschuldigt sich für Falschberichte über Polizistin Judy S.

Eine derart prominent plazierte Richtigstellung wird man lange suchen: Die „Bild“-Zeitung hat sich in ihrer gedruckten Ausgabe und online für die falsche Berichterstattung über die Polizistin Judy S. entschuldigt.

Keine Behauptung war zutreffend

Man habe, heißt es da, „im November 2024 in mehreren aufeinanderfolgenden Berichten Falschbehauptungen über die Berliner Polizistin ‚Judy S.‘ verbreitet. Wir haben berichtet, dass Judy S. in Wirklichkeit eine Transfrau sei. Sie habe beim Sex in ihrer Wohnung zwei Männer unter Drogen gesetzt und missbraucht, unter anderem mit einer Penispumpe. Keine dieser Behauptungen war zutreffend. Sie sind widerlegt. Der Redaktion ist bewusst, dass sie Judy S. mit ihrer Berichterstattung großen Schaden zugefügt hat. Dafür bittet sie Judy S. um Entschuldigung.“

Richtigstellung und Entschuldigung sind Teil eines Vergleichs, den der Springer-Verlag mit der betroffenen Polizistin geschlossen hat. Dem Vernehmen nach zahlt Springer ihr eine Entschädigung von 150.000 Euro. Ihr Anwalt Christian Schertz bestätigte auf Anfrage der F.A.Z., dass es einen Vergleich gibt, zu den Details wollte er sich nicht äußern. „Dieser Fall von Rufmord ist für mich in seiner Monstrosität in der deutschen Pressegeschichte einzigartig“, sagte Schertz.

„Bild“-Chefin Horn entschuldigt sich und feiert ihr Blatt zugleich ab

Ein Sprecher des Springer-Verlags verwies auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) auf einen LinkedIn-Post der „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn. Diese nutzte die Gelegenheit, um ihr Blatt abzufeiern. „,Bild‘ steht für Klartext. Für Haltung. Für Mut zur Wahrheit“, heißt es in dem Post. „Mut zur Wahrheit bedeutet auch: Wenn wir Fehler machen, dann stehen wir dazu. Im Fall ,Judy S.‘ haben wir versagt. Punkt … Darum bitten wir die Beamtin am 17. April erneut – klar und öffentlich – um Entschuldigung.“

Weiter heißt es: „Wir übernehmen Verantwortung. Persönlich und finanziell.“ Zugleich lobt Horn ihr Blatt über den grünen Klee: „,Bild‘ mag manchmal zu laut oder zu albern oder zu streng sein. Aber wir stehen für Journalismus, der exklusive Nachrichten produziert. Nicht umsonst führen wir mit Abstand vor allen anderen Medien im Zitate-Ranking von Media Tenor.“

Die Richtigstellung und Entschuldigung – auf der Titelseite der Berliner „Bild“-Ausgabe und der B.Z., im Innenteil der überregionalen „Bild“-Ausgabe und im Internet sind allerdings nicht von sich aus erfolgt, sondern Teil des zwischen den Parteien ausgehandelten Vergleichs. Der wurde dem Vernehmen nach bei Springer auf Vorstandsebene verhandelt. Gegen die „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn wurde Strafanzeige erstattet. Gegen „die Chefredaktion der ,Bild‘-Zeitung und die für den Themenkomplex Judy S. verantwortliche Journalistin“ habe der Anwalt Schertz Anzeige erstattet, teilte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft auf Anfrage der F.A.Z. mit. Ermittelt werde „wegen Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz“.

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