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#Bitte nicht schon wieder ein Update!

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Bitte nicht schon wieder ein Update!

Ein kleines Stück vom Glück hat heute jeder von uns stets griffbereit. Was wir nämlich suchen, wenn wir schon wieder, zum zigsten Mal am Tage, das Handy in die Hand nehmen, das hat uns die Wissenschaft schon lang beantwortet: Um nichts anderes als Glück geht es. Der Botenstoff Dopamin, auch als Erwartungshormon bezeichnet, wird vom Gehirn ausgeschüttet, da wir uns vom Handy jederzeit neue Likes oder Mitteilungen erhoffen, mit denen man uns Anerkennung oder zumindest etwas Aufmerksamkeit schenkt. Dass die dauerhafte Glückssuche im Digitalgerät uns süchtig und damit am Ende unglücklich machen kann, das hat die Forschung uns auch gesagt, aber – Moment, hier ploppt gerade eben wieder eine Nachricht auf. Entschuldigung.

Jörg Thomann

Jörg Thomann

Redakteur im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Es gibt freilich auch Nachrichten auf dem Handy, derer ich nicht in freudiger Erwartung harre. Ganz im Gegenteil: Wenn mir mitgeteilt wird, dass bei meinem Handy – oder beim Laptop – eine Software-Aktualisierung fällig ist, dann erwarte ich sofort das Schlimmste. Gefühlt alle paar Tage erscheinen sie, diese kleinen Fenster mit Hinweismeldungen, und wenn ich statt auf „Jetzt installieren“ auf „Später“ klicke, verbleiben auf dem Bildschirm doch mahnende weiße Zahlen im roten Kreis, die sich angesichts ihrer Signalfarben schwer ignorieren lassen. Auch beim nächsten Mal klicke ich auf „Später“ und beim übernächsten Mal, doch mit wachsendem schlechten Gewissen: Die kleine Zahl ist wie ein Punkt auf einer To-do-Liste, der niemals abgehakt wird.

Jetzt noch cooler

Dabei sollte ich mich über eine solche Nachricht eigentlich freuen. Schau her, verkündet stolz der freundliche Technologie-Gigant meiner Wahl, wir haben dein Telefon jetzt noch besser gemacht, noch cooler. Es gibt jetzt noch viel mehr spannende Zusatzfunktionen und personalisierbare Widgets, was sagst du dazu? Kostet dich keinen Cent extra, musst nur noch klicken. Doch ich klicke nicht. Jedenfalls nicht sofort.

Und zwar nicht nur, weil ich nicht weiß, was Widgets eigentlich sind.

Ich leide nämlich, so darf man es wohl nennen, unter einer Art Update-Trauma. Vor ein paar Monaten erst ist es mir wieder passiert, dass ich der Aufforderung unseres Laptops, eine Software-Aktualisierung beim Browser vorzunehmen, brav Folge leistete – und es bald bereute. Mitten im Prozess stürzte der Rechner ab, danach ließ er sich nicht mehr hochfahren. Enervierend langsam begann sich der Ladebalken auf dem Bildschirm zu füllen, bis sich irgendwann gar nichts mehr bewegte. Wie oft ich das Ding auch aus- und anschaltete, über diesen Punkt kam ich nicht mehr hinaus.

Ein Anruf bei der Hotline führte mich nach Polen; von dort aus empfahl mir eine sympathische Service-Mitarbeiterin eine knappe Stunde lang immer neue Tastenkombinationen, die ich beim Startvorgang drücken sollte. Leider alles vergebens. Als letzter Ausweg blieb, das Gerät zur Reparatur zu bringen. Im Fachgeschäft teilte man mir mit, dass die einzige Möglichkeit zur Rettung darin bestand, das Betriebssystem neu aufzuspielen. Sämtliche Daten auf der Festplatte würden dabei jedoch verlorengehen.

Ausgelagertes Hirn

Nun wäre eine kapitalistische Wirtschaftsordnung ohne Gebrauchsgüter, die nach gewisser Zeit den Geist aufgeben, schlechterdings nicht vorstellbar; manche glauben, dass vielen Geräten der Zeitpunkt ihres jähen Dahinscheidens quasi einprogrammiert ist. Es macht jedoch einen großen Unterschied, ob ein elektrischer Bartschneider kaputtgeht oder ein Computer oder Smartphone. Der Bartschneider hat über die Jahre treu einen einzigen Dienst geleistet, und zwar meinen Bart geschnitten. Das Smartphone hingegen erfüllt eine ganze Vielzahl wichtiger Funktionen, und es kommen stetig weitere hinzu. Es ist unsere Kamera, unser Wecker, Terminplaner, Navigationsgerät, Jukebox und EC-Karte; es ist, wenn man so will, unser ausgelagertes Hirn. Wer will, der kann sogar damit telefonieren.

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