Die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz gehört zu den Dingen, die sich im Laufe der Geschichte erst nach zum Teil heftigen – politischen und physischen – Kämpfen durchgesetzt haben, zumindest in demokratischen Staaten. Regierung und Parlament erlassen Gesetze, und diese müssen dann von allen befolgt werden. Wer gegen diese Gesetze verstößt, muss mit Bestrafung rechnen. Das jeweilige Strafmaß ist für alle gleich, ob sie Busfahrer oder Regierungschef sind. So weit, so einfach.

Einen Unterschied gibt es aber doch. Dem Busfahrer droht in der Regel nicht die soziale Ächtung, wenn er – zum Beispiel – während der Corona-Pandemie gegen Abstands- oder Quarantäneregelungen verstoßen hat. Wenn ein Regierungschef das tut, kann er nicht im Amt bleiben, ist er doch der oberste Repräsentant des Staates, der gehalten ist, dessen Gesetze durchzusetzen. Dieser Mechanismus funktioniert in Demokratien in der Regel gut, zum Glück. Aber es gibt mindestens eine Ausnahme von der Regel: Wenn der Regierungschef Boris Johnson heißt, kann er zwar gegen Gesetze verstoßen, den Verstoß zuerst leugnen, dann scheibchenweise zugeben, dass da doch „etwas“ war, schließlich einen polizeilichen Strafbefehl entgegennehmen, die Strafe bezahlen, unzählige Male „sorry“ sagen – und dann so tun, als sei es nun gut.