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#„Keine feste Definition, wann ein Krankenhaus überlastet ist“

„„Keine feste Definition, wann ein Krankenhaus überlastet ist““

Die Intensivstationen deutscher Krankenhäuser waren während der Pandemie schon voller als aktuell. Dennoch ist die Lage angespannt: Die hohen Infektionszahlen und damit verbundenen Einschränkungen machen Einrichtungen im ganzen Land schwer zu schaffen. Durch Personalausfälle aufgrund von Quarantäne und Isolation, sagt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), würden sich drei von vier Krankenhäusern nicht mehr in der Lage sehen, ihr normales Leistungsangebot anzubieten. „Die Krankenhäuser sind in einer extremen Belastungssituation.“ Mit jener Überlastung der Krankenhäuser müssen die Bundesländer argumentieren, wenn sie, ausgehend vom Infektionsschutzgesetz des Bundes, in Regionen Corona-Hotspots mit schärferen Regeln einführen wollen. Aus Sicht von Krankenhausvertretern ist die Hospitalisierungsrate allein jedoch kein geeignetes Instrument, um das zu bewerten.

Dass die Situation noch immer so angespannt sein würde, zeichnete sich Anfang Februar noch nicht ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Robert-Koch-Institut die Ergebnisse einer Modellierung der Omikron-Welle veröffentlicht. Basierend auf der Annahme, dass im Vergleich zur Delta-Variante nur jeder sechste bis siebte Omikron-Patient auf die Intensivstation kommt, ergaben nur wenige Szenarien eine maximale Auslastung der Intensivstationen. Bislang hat sich das auch als richtig erwiesen. Die Hospitalisierungsrate betrug am Mittwoch 7,21; Covid-Patienten belegten rund 10 Prozent der verfügbaren Intensivbetten. Beide Werte waren rund um Weihnachten 2020 signifikant höher gewesen.

„Eine bislang noch nicht dagewesene Anzahl von Patienten“

Doch im Hinblick auf die Hospitalisierungsrate gibt es deutliche regionale Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern liegt sie bei über 19, in Berlin unter 3. In Hamburg sind im Schnitt vier Intensivbetten pro Einrichtung frei, in Bremen nur 0,6. Eine Extremsituation wird beispielsweise aus dem Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein in Rheinland-Pfalz berichtet. „Die Anzahl der Covid-Patienten“, sagt Sprecherin Kerstin Macher, „ist in den vergangenen Tagen und Wochen auf eine bislang noch nicht dagewesene Anzahl angestiegen.“ 90 Covid-Patienten würden derzeit an den fünf Standorten des Krankenhauses behandelt werden, etwas weniger als zehn Prozent davon auf der Intensivstation. Anders stellt sich die Situation in Franken dar: Manfred Wagner, Pandemiebeauftragter des Klinikums Fürth, weist darauf hin, dass die meisten Covid-Patienten mit und nicht wegen Covid auf der Intensivstation liegen würden. „Daher ist die Belastung zu bewältigen.“ Viele weitere Kliniken bestätigten gegenüber der F.A.Z., zu anderen Zeiten während der Pandemie mit deutlich höheren Belegungszahlen konfrontiert gewesen zu sein.

Dass sich deutsche Krankenhäuser dennoch in einer schwierigen Situation befinden, hat eine Reihe an Gründen. Auf Normalstationen sei die Belastung aufgrund der Corona-Patienten sehr hoch, sagt der Fürther Pandemiebeauftragte Wagner. „Durch die notwendigen Isolationsmaßnahmen ist die Versorgung mit sehr hohem Aufwand verbunden.“ Nur mithilfe der reinen Hospitalisierungsrate auf eine mögliche Überlastung zu schließen gilt vielen als zu kurz gegriffen. „Es gibt keine feste Definition, wann ein Krankenhaus überlastet ist“, sagt Markus Heggen, Sprecher der Berliner Charité. „Am Ende merkt das, ganz einfach ausgedrückt, jedes Haus selber.“ Eine Rolle spielen neben der Zahl der Covid-Patienten auch die Schwere der Verläufe, der Zustand anderer Intensivpatienten sowie die Verfügbarkeit von Personal. Diese wird durch Impfvorschriften und hohe Infektionszahlen derzeit stark beeinflusst – abermals mit großen regionalen Unterschieden.

Wesentlich höherer Krankenstand als sonst in dieser Jahreszeit

In der Charité, sagt ein Sprecher, sei die Aufrechterhaltung des Klinikbetriebs gewährleistet, obwohl sich fortlaufend Mitarbeiter in häusliche Isolation begeben müssten. Die Regel ist das nicht. „Wir befinden uns in der Situation, dass sich Kliniken von der Notfallversorgung abmelden und Leistungen verschieben müssen“, sagt DKG-Vorsitzender Gaß. Recherchen der F.A.Z. zeigen, dass das Verschieben von Eingriffen regelmäßig stattfindet. Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf müssten geplante, nicht dringliche Operationen verschoben und Betten gesperrt werden, teilt ein Sprecher mit. Aus Fürth heißt es, zwanzig Prozent der Belegschaft sei im Krankenstand, etwa die Hälfte davon wegen Corona oder der Pflege erkrankter Kinder. Und im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein ist der Krankenstand der Mitarbeiter „wesentlich höher als sonst zu dieser Jahreszeit üblich. Die aktuelle Situation bedingt, dass nicht akute Operationen oder Behandlungen verschoben werden müssen und der Fokus auf der Notfallversorgung liegt.“

Zu starke Lockerungen rufen beim Klinikpersonal daher Skepsis hervor. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagt Franz Christian Meier, Sprecher der KMG Kliniken SE aus dem Nordosten Deutschlands. Kerstin Macher vom Mittelrhein ergänzt, dass Lockerungen in der Gesellschaft nicht auf Krankenhäuser übertragen werden dürften. „Die aktuelle Lage erfordert zum Beispiel auch weiterhin eine Einschränkung der Besuchsmöglichkeiten, um Patienten sowie Mitarbeitende bestmöglich zu schützen.“

Ebenfalls in der Kritik steht die Entscheidung des Gesundheitsministeriums, die Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser nur bis zum 18. April verlängert zu haben. DKG-Vorsitzender Gaß findet das „nicht nachvollziehbar“, die Pandemie sei schließlich nicht beendet. Die Folgen der aktuellen Lage dürften noch in den kommenden Monaten und Jahren spürbar sein, ergänzt Kerstin Macher. „Statt für bürokratische Hürden muss für finanzielle Sicherheit und flexiblen Personaleinsatz gesorgt werden.“

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