BYD Dolphin Surf im Test: Dieses Stadtauto sorgt für Aufsehen

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Klein und ungemein sportlich, so präsentiert sich der neue BYD Dolphin Surf potenziellen Käufern. Wobei der sportliche Aspekt primär auf das Außendesign bezogen werden sollte. Denn die Leistung fällt mit 65 kW (88 PS) beim Basismodell und 115 kW (156 PS) in der teuersten Ausstattungsvariante weniger dynamisch aus, als es das neue E-Auto auf den ersten Blick vermuten lassen würde. Doch gerade für jenen Zweck, für den der kleine Flitzer primär entwickelt wurde, reichen die gebotenen Leistungsparameter vollkommen aus. Denn das Auto soll im Stadtverkehr seine Stärken ausspielen, weniger auf der Autobahn-Langstrecke.
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BYD Dolphin Surf im ersten Test: Drei Varianten verfügbar
Da verwundert es wenig, dass BYD seinen neuen E-Kleinstwagen in der günstigsten Ausführung (Active) nur mit einer 30 kWh großen Batterie für bis zu 220 Kilometer gemittelte WLTP-Reichweite ausstattet. Bis zu 507 Kilometer sind drin, wenn man sich für die mittlere von drei verfügbaren Varianten (Boost) entscheidet. Und das leistungsstärkste Modell (Comfort) schafft unter optimalen Bedingungen immerhin noch 460 Kilometer. Den durchschnittlichen Verbrauch gibt BYD mit 15,5 bis 16 kWh pro 100 Kilometer an. Und genau diesen Wert haben wir während einer rund zweistündigen Testfahrt mit der Comfort-Variante quer durch den Westen von Berlin auch getroffen. Das Auto zeigt sich im Stadtverkehr also sparsam. Wie es auf der Autobahn aussieht, konnten wir nicht testen.

Auch wie lange eine Wiederaufladung des Akkus dauert, konnten wir während der Deutschland-Premiere des BYD Dolphin Surf nicht überprüfen. BYD verspricht aber, dass an einer Schnellladesäule bestenfalls bei allen verfügbaren Modellen nur rund 30 Minuten vergehen müssen, um den Akku über den vorne rechts verbauten Ladeanschluss von 10 auf 80 Prozent zu laden. Die kleine Batterie lässt sich in diesem Zusammenhang mit bis zu 65 kW aufladen, die große schafft in der Spitze eine Ladeleistung von 85 kW. An einer Wallbox oder an einer Normalladesäule sind bis zu 11 kW drin. Ein Upgrade gegen Aufpreis auf 22 kW gibt es nicht.
Wer mag, kann aber auch externe Geräte über den Akku des Autos mit Energie versorgen: V2L-Technologie ist nämlich grundsätzlich mit an Bord. Auch schon beim Basismodell. Dafür fehlt es leider in allen Fällen an einer Wärmepumpe, was die Effizienz des Stromers besonders im Winter negativ beeinflusst.

Gelb als serienmäßige Lackierung
Das gewisse Extra an Sportlichkeit lässt sich an der Front unter anderem an stilvollen LED-Tagfahrlichtern ablesen; serienmäßig schon ab der kleinsten Ausstattungsvariante verbaut. Das ist durchaus als Statement zu verstehen, weil es alles andere als typisch im A-Segment ist. Am Heck dominiert ein sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckendes LED-Lichtband. Noch viel mehr fällt aber der stilvolle Dachkantenspoiler ins Auge. Zwar ist der BYD Dolphin Surf alles andere als ein Sportwagen, er versprüht aber mit teils recht markanten Bauteilen ein viel moderneres, frecheres Äußeres als so manch anderer Kleinwagen. Dazu trägt im Übrigen gerade auch die neongelbe Lackierung bei, die serienmäßig ist. Für weniger auffällige Lackierungen (Weiß und Schwarz stehen zur Wahl) musst du hingegen einen Aufpreis zahlen.

Apropos Kleinwagen: In der Länge bringt es der BYD Dolphin Surf nur auf 3,99 Meter. Er ist damit ähnlich kurz wie der für Ende des Jahres angekündigte vollelektrische Nissan Micra. Und auch die Breite von 1,72 Metern ist darauf ausgelegt, im Stadtverkehr vor keinen großen Problemen zu stehen, wenn eine Parklücke gefunden wurde. Auf einem ganz anderen Blatt steht, dass der Radstand von nur 2,50 Metern dafür sorgt, dass es im Innenraum zuweilen etwas beengter zugeht. Zwar sind zweieinhalb Meter für einen Kleinstwagen beachtlich, doch die klare Botschaft lautet: Man sollte nicht zu lang gewachsen sein, wenn man mit dem neuen BYD-Elektroauto unterwegs sein möchte.
Recht beengt für groß gewachsene Menschen
Jenseits von 1,90 Metern geht es nicht nur in der zweiten Sitzreihe eng zu, sondern auch auf den vorderen Plätzen. Man fühlt sich ein wenig hinter das Lenkrad gepresst und wünscht sich besonders für die Beine etwas mehr Platz. Für kurze Strecken sind diese Einschränkungen beim Komfort zwar zu verschmerzen, wer regelmäßig eine etwas längere Strecke pendeln möchte, wird als großer Mensch aber wahrscheinlich schnell weniger begeistert sein. Teil der Wahrheit ist jedoch auch: Der Durchschnittseuropäer wird sich im BYD Dolphin Surf wahrscheinlich schnell richtig wohlfühlen. Und das nicht nur vorn, sondern auch hinten, wenn die Vordersitze nicht zu weit nach hinten rücken.

Es fällt aber noch etwas negativ auf: der winzige Kofferraum. Das Gepäckraumvolumen gibt BYD mit nur 308 Litern an – erweiterbar durch Umklappen der Rücksitze auf bis zu 1.037 Liter. Zwei kleine Reisetrolleys im Heck zu verstauen, könnte noch klappen. Doch bei mehr Gepäck wird es schnell knapp. Auch das Verstauen von größeren Wocheneinkäufen inklusive Getränkekisten dürfte in so manchen Fällen ziemlich herausfordernd sein. Im Unterboden des Autos ist ein zusätzlicher Stauraum zu finden, in dem man zum Beispiel ein AC-Ladekabel unterbringen kann.
BYD Dolphin Surf mit guten Fahreigenschaften in der Stadt
Umso schöner ist es, dass die Fahreigenschaften des BYD Dolphin Surf in unserem ersten Test vollends zu überzeugen wussten. Das Auto über Kopfsteinpflaster in Berlin-Siemensstadt zu fahren? Kein Problem! Das E-Auto federt die vom Untergrund ausgehenden Stöße überraschend gut weg. Klar, nicht so komfortabel mit eine Mittelklasse-SUV, aber besser als man es erwarten könnte.
Auch die harmonische Lenkung weiß zu gefallen. Die Gänge für den Vortrieb lassen sich – etwas ungewohnt – über einen kleinen Rollschalter unterhalb des Displays einlegen, wo auch noch einige andere Schnellwahltasten zu finden sind. Ebenfalls gut: Vier Fahrmodi (Eco, Normal, Sport, Snow) stehen zur Verfügung. Dass in der Kleinwagen-Klasse sogar an einen Schneemodus gedacht wurde, ist beachtlich. Beim Rollenlassen des Autos im Stadtverkehr hätten wir uns aber eine etwas stärkere Rekuperation gewünscht. Komfortables One-Pedal-Driving gibt es nicht.

Der Innenraum überzeugt mit einer für einen Kleinwagen sehr ordentlichen Verarbeitung. Billig wirkt hier fast nichts. Nicht einmal die Türen schließen mit einem lauten Scheppern, sondern angenehm sanft. Für den Fahrer praktisch: Es gibt (ganz der Pkw-Klasse entsprechend) zwar kein Head-up-Display, sehr wohl aber ein digitales Kombiinstrument hinter dem Lenkrad (7 Zoll), das übersichtlich über alle wichtigen Fahrinformationen informiert. Das Center-Display für das Entertainment-System ist 10,1 Zoll groß. Es reagiert auf Fingereingaben schnell und ruckelfrei.
Praktisch: Auf Knopfdruck am Display selbst oder am Lenkrad dreht sich der Hauptbildschirm am Armaturenbrett in wenigen Augenblicken um 90 Grad. Eine Ausrichtung von der Horizontalen in die Vertikale ist zum Beispiel bei Nutzung des Navigationssystems von Vorteil, weil dann ein größerer Kartenausschnitt einsehbar ist. Ein Smartphone mit dem Dolphin Surf koppeln? Kein Problem: Apple CarPlay und Android Auto sind mit an Bord.

Kein Sprintstar
Für ein City-Auto weniger relevant, aber wir möchten es nicht unerwähnt lassen: Der BYD Dolphin Surf ist kein Sprintmeister. Abhängig von der gewählten Ausstattungsvariante dauert es zwischen neun und zwölf Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. In der Spitze fahren alle angebotenen Modelle, die es auf ein Gewicht von knapp 1,5 Tonnen bringen, mit bis zu 150 km/h ihrem Ziel entgegen. Bei einer Bremsung packen die vorn und hinten montierten Scheibenbremsen gut zu.
Ab Werk ist der neue BYD-Kleinwagen für vollelektrische Mobilität übrigens mit so einigen Assistenzsystemen ausgestattet. Eine Rückfahrkamera ist Standard, beim Top-Modell sogar eine 360-Grad-Kamera für eine noch bessere Rundumsicht. Abstandsregeltempomat (ACC), Notfall-Spurhalteassistent, eine Notbremsautomatik und eine Verkehrszeichenerkennung sind grundsätzlich Teil der Serienausstattung.


Fazit zum BYD Dolphin Surf: Klein, sportlich, gut
Auch wenn wir vor der offiziellen Deutschlandpremiere nur kurz im Berliner Stadtverkehr mit dem BYD Dolphin Surf unterwegs waren, lässt sich bereits sagen, dass es dem chinesischen Hersteller gelungen ist, ein fetziges Kleinwagen-Modell mit vollelektrischem Antrieb zu entwickeln. Das E-Auto könnte für viele Familien als Zweitwagen eine interessante Alternative sein. Aber auch eine gute erste Wahl für Personen, die sich einen kleinen, elektrischen Flitzer für das Pendeln zur Uni oder zur Arbeit wünschen. Vielleicht sehen wir den BYD Dolphin Surf in einzelnen Ländern bald sogar als modernen Mietwagen, wer weiß!?
Dass die Motorisierung eher mau ausfällt, kann man verschmerzen. Denn das Auto für bis zu vier Personen braucht in der Stadt und auf der Landstraße nicht mehr Leistung, als es bieten kann. Die tolle Verarbeitung im Innenraum macht schnell Lust, noch weitere Runden mit dem Auto zu drehen. Und auch die Fahreigenschaften wissen innerstädtisch zu gefallen. Auch, weil das Auto gut vor Störgeräuschen von außen isoliert ist.

Preislich geht es bis Ende Juni übrigens bereits bei 19.990 Euro für das kleinste Modell los. Die beiden Varianten mit der größeren Batterie sind während der Einführungsphase für 22.490 respektive 24.990 Euro zu haben. Ab Juli sollen die Preise laut BYD auf 22.990, 26.990 und 30.990 Euro steigen. Hochinteressant dürfte auch sein, zu welchen Leasingraten das Auto am Markt platziert wird.
Das kleinste Modell ist übrigens mit Stahlfelgen ausgestattet (15 Zoll), die beiden anderen Modelle mit 16 Zoll großen Leichtmetallfelgen. Schade: Die Klimaanlage gibt es grundsätzlich nur in manueller Ausführung und nicht als Klimaautomatik. Aber irgendwo muss man bei einem Kleinwagen halt Abstriche machen.
Bildquellen
- Hayo Lücke neben dem BYD Atto 2.: Harald Dawo
- BYD Dolphin Surf im Test: Dieses Stadtauto sorgt für Aufsehen: Harald Dawo
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