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#Bye-bye Manhattan

„Bye-bye Manhattan“

Am Tag vor ihrem Umzug ist Nua Robinson wehmütig. Sie mochte ihre Wohnung an der Lower East Side in New York, trotz mancher Eigenheiten wie des „Railroad“-Layouts. Dieses gibt es in einigen älteren Gebäuden in der Stadt noch – dabei führt ein Zimmer direkt ins nächste, so wie ein Eisenbahnwaggon zum anderen. Aber sie hatte nie Schwierigkeiten mit Ungeziefer, was in New York keine Selbstverständlichkeit ist. Und vor allem fühlte sie sich wohl in ihrem Viertel. „Viele meiner Freunde leben hier, und ich kenne die Leute, die in den Restaurants arbeiten“, sagt die zwanzig Jahre alte Kunststudentin.

Schon ein paar Monate bevor Ende Mai der Mietvertrag für ihre Zweier-WG auslief, war sie nervös, weil sie wusste, dass die Mieten in der Stadt steigen. Robinson hoffte, dass sich eine etwaige Erhöhung auf ein paar Hundert Dollar beschränken würde, und dachte, das ließe sich vielleicht mit ein paar zusätzlichen Gelegenheitsjobs als Kellnerin stemmen. Aber es gab ein böses Erwachen: Die Hausverwaltung wollte die Miete von 2400 auf 3800 Dollar im Monat aufstocken, ein Anstieg um fast 60 Prozent. Versuche, den Preis herunterzuhandeln, schlugen fehl. „Die haben uns gesagt, es gibt genug andere Leute, die das zahlen würden.“ Robinson sah keine andere Möglichkeit, als auszuziehen. Es war aussichtslos, mit ihrem Budget etwas anderes im zentralen Manhattan zu finden. Stattdessen wird sie künftig in Brooklyn leben und sich dort mit zwei Mitbewohnern eine Monatsmiete von 3000 Dollar teilen.

Auf dem Immobilienmarkt hat New York die Corona-Krise abgehakt. Geschichten über drastische Mieterhöhungen, wie sie Robinson erlebt hat, sind in diesen Tagen ständig zu hören. Nach einer Studie, die der Immobilienberater Jonathan Miller für die Maklergesellschaft Douglas Elliman durchgeführt hat, lag die mittlere Wohnungsmiete in Manhattan im April bei 3870 Dollar und damit um 38,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Auch in anderen Teilen der Stadt stiegen die Mieten deutlich.

Teuerster Mietmarkt in den USA

Mit Schnäppchenwohnungen, die es in der Anfangszeit der Pandemie gab, ist es weitgehend vorbei, ebenso mit Anreizen von Vermietern wie einem Monat Gratismiete bei Vertragsabschluss. Manche New Yorker, die zwischenzeitliche Preissenkungen genutzt haben, um in ein besseres Stadtviertel zu ziehen oder alleine statt in einer WG zu leben, sehen sich nun gezwungen, wieder zur alten Normalität zurückzukehren.

Die Corona-Delle auf dem Markt ist sogar mehr als überwunden. Nach Millers Studie ist die mittlere Miete heute nicht nur im Vergleich zum Vorjahreswert gestiegen, sie liegt sogar auf einem Rekordhoch – und mehr als 9 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Das Angebot ist knapp. Die Zahl der ausgeschriebenen Mietwohnungen ist im Vergleich zu vor einem Jahr um mehr als drei Viertel gefallen, die Leerstandsrate von 11,6 auf nur noch 1,6 Prozent. Und um jede fünfte Wohnung gibt es derzeit einen Bieterkampf, der dafür sorgt, dass eine noch höhere Miete als verlangt gezahlt wird.

Der börsennotierte Immobilienkonzern Equity Residential, dem eine Reihe von Wohngebäuden in New York gehören, brachte kürzlich bei der Vorlage von Geschäftsergebnissen auf den Punkt, in welch komfortabler Position Vermieter in der Stadt derzeit sind. Vorstandsvorsitzender Mark Parrell sagte, es gebe zwar derzeit viele Mieter, die ausziehen, anstatt eine Erhöhung zu akzeptieren, aber das mache ihm keine Sorgen, denn es finde sich leicht zahlungswilliger Ersatz. Nach Angaben des Immobilienportals Zumper hat New York vor einigen Monaten San Francisco als teuerster Mietmarkt in den USA abgelöst. Vor der Pandemie war San Francisco mit weitem Abstand Spitzenreiter.

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