#Celine Songs Film „Past Lives“ erzählt von verpasster Liebe
Inhaltsverzeichnis
Sie sind die Besten ihres Jahrgangs, wetteifern darum, wer besser ist. Einmal, da weint sie sogar, als er eine bessere Note erhält als sie. Schnell sprechen sie von Heiraten, dabei sind beide fast noch Kinder. Ihre Beziehung zerreißt, als sie mit ihren Eltern nach Kanada auswandert und sich von da an Nora nennt. Er, Hae Sung, bleibt hingegen in Korea – und kann Nora nie mehr vergessen.
Celine Song inszeniert in ihrem Regiedebüt eine verträumte Liebesgeschichte, ohne dass beide sich ihre Liebe eingestehen könnten. Das Tempo der Erzählung ist langsam: Nora und Hae Sung treten immer wieder in Kontakt, nur um sich dann wieder aus den Augen zu verlieren. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, doch bleibt ihre Beziehung im Ungefähren.
Sie kann sich nicht festlegen, er seine Gefühle nicht zugeben. Hae Sung kann Nora jedoch nie vergessen, er beschließt, sie zu suchen, und tatsächlich finden sie sich auf Facebook, zwölf Jahre nach ihrem Abschied. Die ständigen Aussetzer in ihren Skype-Calls illustrieren wunderbar die Verbindungsprobleme, die beide ein Leben lang spüren werden.
In Songs Inszenierung ist Hae Sung mehr als nur eine Jugendliebe; er symbolisiert zugleich die koreanische Kultur und erinnert Nora damit an ihre Herkunft, was sie zunehmend belastet, schließlich will sie in New York Bestsellerautorin werden. Spätestens hier ist der Film nicht nur eine komplexe Liebesgeschichte, sondern rückt auch die interkulturelle Zerrissenheit von Migranten und Migrantinnen wie Nora in den Mittelpunkt.
Die Zerrissenheit von Migranten
„Past Lives“ setzt damit eine Reihe ostasiatischer Immigrationsgeschichten fort, die seit einigen Jahren zunehmend die Award-Seasons in den USA dominieren, mit Serien und Filmen wie „Beef“, „Minari“ oder „Everything Everywhere All at Once“ – übrigens alles Produktionen von A24, dem neuen Hipster-Independent-Studio aus den USA. Der Schriftzug von A24 führt auch in den Festivalliebling „Past Lives“ ein. Die Handschrift des Studios erkennt man sofort: die Coming-of-Age-Thematik und die wiederkehrende goldene Stunde, in der die Figuren bedeutungsschwanger in den Sonnenuntergang blicken, und natürlich wird auf Film gedreht, was diesen für A24 typischen Instagram-Look erzeugt.
„Past Lives“ nimmt sich das koreanische Konzept In-Yun als Leitmotiv. Es besagt, dass zwei Menschen, wenn sie sich in vergangenen Leben (Past Lives) oft genug begegnen, eine tiefe Verbindung aufbauen und im nächsten Leben vielleicht zusammenkommen. Schnell wird klar: Es geht hier nicht um Übersinnliches, das Konzept bezieht sich auf die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren, die sie nicht loslassen können. Beide beschäftigt die ansteckende Frage: Was wäre, wenn Nora nie weggezogen wäre? Wenn Nora und Hae Sung doch noch zusammengekommen wären?
„Past Lives“ ist ein Film über die Entscheidungen, die wir im Leben treffen, über die Türen, durch die wir gehen, und jene, die wir nicht öffnen. Die Letzteren halten uns nachts voller Reue wach, sie lassen Nora im Schlaf Koreanisch sprechen und an ihr vergangenes Leben denken. Es verwundert nicht, wenn Zuschauer berichten, wie sie sich davon anstecken lassen, wie sie während des Films ihr eigenes Leben reflektieren, ihre vergangenen Entscheidungen, und beim Abspann in Tränen ausbrechen.
Was wäre gewesen, wenn?
Solche Emotionsausbrüche sind aber kein Kalkül des Films. „Past Lives“ drängt dem Publikum die Frage, was hätte sein können, nie auf. Celine Song inszeniert kühl und distanziert, die Musik wird nie zu sentimental, wir sehen Nora und Hae Sung auffallend oft in Totalen, selten geht Song nah an ihre Figuren heran. Damit verweigert sie uns die Nähe, wie sie ihren Figuren eine glückliche Liebe verwehrt. Diese Distanz macht den Film über weite Teile unspektakulär, zumal Song bemüht ist, dramatische Zuspitzungen zu vermeiden.
24 Jahre nachdem Nora und Hae Sung auseinandergerissen wurden, ist seine Sehnsucht nach ihr so groß, dass er sie in New York besuchen muss. Sie ist längst mit dem Amerikaner Arthur verheiratet. Celine Song hätte nun in dieser Dreiecksbeziehung jede Figur zum Antagonisten machen können: Hae Sung, die verflossene Jugendliebe, die Noras und Arthurs Ehe zerstört; Arthur, der böse Amerikaner, der zwischen Noras und Hae Sungs verpasster Liebe steht; Nora, die beide Männer in ihrer Unentschlossenheit deprimiert – aber Song lässt die drei Sympathien füreinander entwickeln, in eine Bar gehen und über ihre Gefühle sprechen.
Das macht den Film klug und realistisch, komplex und aufgeklärt – nimmt ihm aber auch jede Spannung. Stattdessen setzt er darauf, dass die Zuschauer sich von diesem nostalgischen „Was wäre, wenn?“ anstecken lassen. Das macht „Past Lives“ manchmal auch anstrengend, wenn man nicht von vornherein auf eine Therapiesitzung eingestellt ist.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.