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#Cem Özdemirs Vorschlag läuft ins Leere

Kinder beeinflussen maßgeblich die Kaufentscheidungen ihrer Eltern. Zwar hat der Nachwuchs mit schmalem Taschengeld meist nur begrenzte Kaufmöglichkeiten, aber einen großen Hebel, was den Geldbeutel der Eltern angeht. Deshalb spricht die Werbebranche gerne Kinder an. Das wiederum ruft – nicht zum ersten Mal – die Politik auf den Plan. Diesmal ist es der grüne Bundesernährungsminister Cem Özdemir, der sich anschickt, die Werbung für zuckrige und fettige Lebensmittel einzuschränken, wenn sie an Kinder gerichtet ist. Anlass ist der beunruhigende Befund, dass 15 Prozent der Kinder übergewichtig, 6 Prozent sogar adipös sind. Diese Zahlen hofft Özdemir mit Werbeverboten zu drücken, ein Vorhaben von höchst zweifelhaftem Nutzen.

Der Minister will den Anteil von Zucker und Fett in verarbeiteten Lebensmitteln senken. Verbraucherorganisationen prangern die hohen Werte seit Jahren an, ob in Frühstücksflocken oder der Nudelsoße für Kinder. Doch die Hersteller bewegen sich nur sehr langsam, denn Lebensmittel, die gut schmecken, verkaufen sich auch gut. Zucker und Fett sind beliebte und einfache Geschmacksträger – im Übermaß verzehrt allerdings ungesund. Özdemirs umstrittenes Werbegesetz, das sich auf sehr strenge Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stützt, soll den Herstellern nun Beine machen und eine schnellere Anpassung an die Grenzwerte erzwingen.

Damit steht viel Geld auf dem Spiel. Die Werbewirtschaft spricht von 70 Prozent der Werbung für verarbeitete Lebensmittel, die wegbräche. Selbst Lebensmittel wie Vollmilch oder Fruchtsäfte wären aufgrund ihrer natürlichen Beschaffenheit betroffen, erlaubte das Gesetz keine Ausnahmen für sie. 3,2 Milliarden Euro gibt die Lebensmittelbranche jährlich für Werbung aus. Müsste ein großer Teil davon künftig entfallen, träfe das die Werbewirtschaft und viele Medien.

Zwei Seiten diskutieren aneinander vorbei

Kein Wunder, dass Werber und Lebensmittelhersteller darauf drängen, ein Verbot und einen schmerzhaften Transformationsprozess zu vermeiden. Das wiederum trägt ihnen von Verbraucherschützern und Krankenkassen den Vorwurf der Profitgier ein, egal welche zutreffenden Argumente sie anführen. Beide Seiten bewerfen sich mit Studien, die ihren Standpunkt untermauern. Es sei kein direkter Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Werbung nachweisbar, heißt es auf der einen Seite.

Werbung führe zu einer bloßen Verschiebung der Marktanteile und erzeuge keinen Kaufreiz. Jahrelange Erfahrungen aus Großbritannien und Österreich mit Werbeverboten zeigten zudem, dass die Zahl der übergewichtigen Kinder nicht sinke. Im Gegenteil: Die Fettleibigkeit habe dort zugenommen. Angeführt werden auch verfassungsrechtliche Bedenken aufgrund des Eingriffs in das Medienrecht, welches bei den Ländern liegt.

Die Befürworter der Verbote überzeugt das nicht. Sie fragen, warum denn überhaupt Werbung getrieben werde, wenn diese denn keinen Kaufreiz auslöse. Was sollten die stark gestiegenen Werbeausgaben für Süßwaren dann bewirken? Außerdem sehe man sich durch den Anruf der Verbraucherschutzminister der Länder dazu berechtigt, den Eingriff in das Medienrecht vorzunehmen.

Schwieriger Weg in die Gesetzbücher

Noch steckt der Gesetzesentwurf in der Ressortabstimmung. Der Koalitionspartner SPD stärkt den Grünen den Rücken, während die FDP bremst. Mittlerweile gibt es Änderungen an den Entwürfen: So wurde die Zahl der Stunden, in denen die Werbung nicht erlaubt ist, etwas reduziert. Die Werbewirtschaft spricht von Makulatur, die Befürworter fordern zusätzliche Lebensmittelregulierung.

Das fertige Gesetz wird es schwer haben: im Parlament, vor Gericht – und vor allem beim Nachweis seines Nutzens für übergewichtige Kinder. Der Staat greift zwar auch jetzt schon im Interesse des Kinderschutzes in die Werbung ein, etwa für Zigaretten, Glücksspiel oder Pornographie. Hier gibt es aber einen größeren Konsens, dass die Produkte schon in geringen Dosen schädlich sein können – gerade für Kinder. Zuckrige oder fettige Lebensmittel hingegen müssen im Übermaß verzehrt werden, um bleibenden Schaden anzurichten.

Es geht also darum, den richtigen Umgang mit dem Angebot zu lernen – und so das Gesundheitsproblem wirklich an der Wurzel zu packen. Hier sind vor allem die Eltern, aber auch die Schulen, in der Verantwortung, Kinder das richtige Maß zu lehren. Sie müssen lernen, warum Gesundes besser ist. Wissen über Essen und Ernährung sowie Spaß an Bewegung kann man ihnen beibringen. So heranwachsende mündige Bürger ließen sich dann auch von der buntesten Werbung nicht so leicht manipulieren.

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