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#Der gefährliche Weg in den Westen

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Dicht an dicht haben die jungen Leute ihre Motorroller und Mopeds vor den Reise­büros, Visa- und Vermittleragenturen der Stadt Patiala im Norden Indiens geparkt. Inder im Studentenalter stehen in Grüppchen auf dem Gehweg. Einige kommen gerade vom Englischunterricht, andere vertreiben sich nur die Zeit. Viele von ihnen befinden sich auf dem Sprung in eine unbekannte Zukunft, sind auf dem Weg in ein anderes Leben in einer fremden Welt.

Zu ihnen gehört auch die 21 Jahre alte Leela Bhawan, deren Bruder schon seit zehn Jahren im australischen Melbourne lebt. Die Frau will in Australien eine Ausbildung als Krankenschwester machen. „Die Ausbildung dort ist besser, mehr praktisch orientiert“, sagt sie.

Wenn Indien über eine Ressource verfügt, dann sind es Menschen. Schätzungen zufolge wird Indien noch in diesem Jahr China als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen. Die Wirtschaft wächst schnell, aber trotzdem gibt es für Millionen junge Inder nicht genug Arbeitsplätze. Dadurch wächst der Druck zur Emigration. Mit 17,9 Millionen Migranten war Indien im Jahr 2020 das Land mit den meisten Auswanderern weltweit; vor Mexiko, Russland und China. Die meisten Auslandsinder leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten (3,5 Millionen), den USA (2,7 Millionen) und Saudi-Arabien (2,5 Millionen).

Leela Bhawan, 21, will auf legalem Weg zur Krankenschwesterausbildung nach Australien gehen.


Leela Bhawan, 21, will auf legalem Weg zur Krankenschwesterausbildung nach Australien gehen.
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Bild: Till Fähnders

Die jungen Inder in Patiala wollen vor allem in die USA, nach Kanada, Großbritannien oder Australien. Viele haben zumindest Grundkenntnisse in Englisch und oft auch Verwandte in diesen Ländern. Vom Wunsch der jungen Leute nach einem besseren Leben profitieren hier in Patiala auch viele Unternehmen. An den Häusern hängen unzählige Schriftzüge wie „Express Entry Immigration Service“, „Canada Study Visas“ oder „Fly Abroad“. Die aggressive Werbung gibt Patiala einen bunten Anstrich. Der Eindruck wird durch die farbenfrohen Turbane gestärkt, die von den meisten Männern hier

Die Region Punjab gehört wie Gujarat zu den Regionen Indiens, aus denen schon lange besonders viele Migranten ins Ausland streben. In Patiala beginnen viele Auswanderergeschichten, weil es hier einige renommierte Institute, Colleges und Universitäten gibt. Doch nicht alle Auswanderwilligen sind in der Lage, die hohen Hürden zu nehmen, sei es aufgrund fehlender Sprachkenntnisse oder mangelnder Schulbildung. Einige versuchen es deshalb auf illegalen Wegen.

Wildwuchs bei Reiseagenturen

Diese inoffizielle Auswanderung aus Indien ist zurzeit wieder ein Thema, nachdem an der Grenze Kanadas zu den USA eine indische und eine rumänische Familie tot in einem Fluss gefunden worden waren. Die Inder aus dem Bundesstaat Gujarat hatten offenbar versucht, illegal die Grenze zu überqueren. Schon vor etwas mehr als einem Jahr war eine Familie aus Gujarat auf dem Weg von Kanada in die USA erfroren.

Im Bundesstaat Punjab, wo Patiala liegt, hat sich eine despektierliche Bezeichnung für die Menschen eingebürgert, die den illegalen Weg in die Neue Welt wählen. Sie werden hier als „Esel“ bezeichnet. Es sind Menschen, die einen Menschenschmuggler dafür bezahlen, dass er sie auf verschlungenen Pfaden bis an die Grenze der USA bringt. Der Chef einer Sprach- und Visaagentur sagt, die Migranten würden „Esel“ genannt, weil sie bloß den anderen folgten, ohne ihr eigenes Gehirn einzusetzen. „Wenn sie ihre Verwandten sehen, die in Kanada, den USA und Australien einen tollen Job haben, dann wollen sie das auch für sich haben. Egal, wie viel es kostet“, sagt Gurjeet Walia, dessen Agentur seit rund 30 Jahren Studenten auf dem Sprung ins Ausland hilft.

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