Copilot+ PC: Der Name erwacht endlich zum Leben

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Vor gut einem Jahr hat Microsoft mit „Copilot+ PC“ einen neuen Marketing-Begriff eingeführt. Er sollte den Verkauf von ARM-basierten PCs mit Snapdragon X Prozessor ankurbeln. Das April-Update für Windows 11 füllt diesen Begriff nun endlich mit Leben.
Zum Start stellte Microsoft den KI-Prozessor der Snapdragon-PCs in den Blickpunkt. Dieser ermöglicht die lokale Ausführung zahlreicher Funktionen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Das Problem hierbei: Diese Funktionen existierten nicht.
Recall musste zum Recall
Die prominenteste dieser neuen Funktionen war die KI-Suche Recall. Sie sollte den Copilot+ PCs eine Art fotografisches Gedächtnis verpassen, mit dem man jede Information wiederfindet. Ganz unabhängig davon, aus welchem Programm oder von welcher Webseite sie stammt.
Recall war allerdings handwerklich miserabel umgesetzt. Es wurde mit heißer Nadel gestrickt und eilig zusammengeschustert, um rechtzeitig zum Marktstart der neuen Geräte fertig zu sein. Das ging furchtbar schief: Recall wurde nicht fertig, und in der Vorabversion zeigten sich derart große Mängel, dass Recall auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.
Microsoft vergisst den größten Vorteil der ARM-Geräte
Als Windows-Enthusiast, der ich nun mal noch immer bin, ärgerte mich das alles maßlos. Was in all dem Theater nämlich unterging, war die Tatsache, dass Windows auf ARM-Geräten mit der Einführung der neuen Snapdragon X Prozessoren endgültig in der Primetime angekommen ist. Es gibt praktisch keine Einschränkungen und damit nahezu keine Gründe mehr, die gegen ein solches Gerät sprechen.
Ich war von meinem Surface Laptop 7 mit Snapdragon X ab dem ersten Tag glücklich und bin es noch immer. Die Copilot+ PCs, die ihren Namen nur spazieren trugen, waren von Beginn an voll alltagstaugliche Windows-Computer. Genau DAS war ihr wichtigstes Feature, weshalb ich in einem Kommentar schrieb: Normal ist wichtiger als cool.
Recall betritt die Bühne erneut – und Microsoft kämpft um Vertrauen
In der ursprünglichen Umsetzung war der Datenschutz in Recall mangelhaft. Die Datenbank, in der alle Informationen zusammenlaufen, war vollkommen unzureichend gegen fremde Zugriffe geschützt. Noch dazu hatte Microsoft vor, Recall ungefragt zu aktivieren.
Nachdem den Redmondern all das gehörig um die Ohren geflogen war, besserten sie an allen Fronten nach. In der finalen Umsetzung gibt es an Recall aus technischer Sicht nichts mehr auszusetzen (zumindest hat noch niemand das Gegenteil bewiesen). Es bleibt aber eine Frage des Vertrauens, ob man eine Funktion nutzen möchte, die einem sozusagen permanent über die Schulter schaut und alles protokolliert.
Es sollte daher selbstverständlich sein, dass eine solche Funktion der bewussten Aktivierung bedarf. Unter Schmerzen hat Microsoft das begriffen und entsprechend umgesetzt. Wenn sich Microsoft jetzt für den verantwortungsbewussten Umgang mit künstlicher Intelligenz selbst lobt, dann könnten sie sich an dieser Stelle ruhig bei ihren Kunden bedanken, die ihnen dieses Verantwortungsbewusstsein mühsam beibringen mussten.
Das April 2025 Update für Windows 11 ist da
Am Freitag hat Microsoft das optionale April-Update für Windows 11 veröffentlicht. KB5055627 (OS Build 26100.3915) legt die Basis für zahlreiche neue Funktionen für Copilot+ PCs, die in den kommenden Wochen aktiviert werden. Neben Recall sind das „Click to Do“ sowie eine neue Windows-Suche, die mit lokalen KI-Modellen arbeitet und das Auffinden von Inhalten in natürlicher Sprache ermöglicht.
Besondere Ironie: Der Blogbeitrag, in dem Microsoft erklärt, warum Copilot+ PCs ein Jahr nach ihrer Einführung ihren Namen endlich verdienen, beginnt mit dem Verweis auf ihre hervorragende Performance und die lange Batterielaufzeit. Zuerst wirbt man also mit Funktionen, die es noch gar nicht gibt. Und wenn die dann fertig sind, lobt man die tollen Basics, die zum Marktstart das wichtigere Verkaufsargument gewesen wären.
Hach, Microsoft, Deine Kommunikation. Du wirst es nie lernen. Aber das ist okay, für mich ist das ja eine Art Jobgarantie.
Über den Autor

Martin Geuß
Ich bin Martin Geuß, und wie unschwer zu erkennen ist, fühle ich mich in der Windows-Welt zu Hause. Seit mehr als 17 Jahren lasse ich die Welt an dem teilhaben, was mir zu Windows und anderen Microsoft-Produkten durch den Kopf geht, und manchmal ist das sogar interessant.
Das wichtigste Motto meiner Arbeit lautet: Von mir – für Euch!
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