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#Das dritte Hexenwerk im Kino

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Das dritte Hexenwerk im Kino

In der seit 1908 (ein neunminütiger Kurzfilm) andauernden und seither nie abreißenden Kette von Kinoversionen des Theaterstücks „Macbeth“ von William Shakespeare gab es bislang zwei Höhepunkte: Orson Welles’ andert­halbstündige Verfilmung aus dem Jahr 1948, natürlich mit dem Regisseur selbst in der Titelrolle, und neun Jahre später Akira Kurosawas hundertfünf Minuten dauernde Übertragung des Stoffs ins japanische Mittelalter, „Das Schloss im Spinnwebwald“, natürlich mit dem Lieblingsschauspieler des Regisseurs, Toshiro Mifune, in der Titelrolle.

Nun ist diesen optischen und psychologischen Meisterwerken ein Konkurrent er­wachsen: genauso lang wie Kuro­sawas Film, genauso expressionistisch karg in­szeniert bei wie Welles, genauso schwarz-weiß fotografiert wie beide Vorläufer, und die Titelrolle spielt auch wieder ein souverän zwischen Autoren- und Kommerzkino wechselnder Superstar: Denzel Washington, hier natürlich mehr als Schauspielkünstler denn als Actionheld gefragt. Denn beim Regisseur des neuen „Macbeth“ handelt es sich um Joel Coen, eine Hälfte des berühmten, sonst unzertrennlichen Brüderpaars, im Vergleich mit Ethan allerdings der regie­affinere – Joel ist schon bei et­lichen gemeinsamen Filmen als alleiniger Regisseur ausgewiesen. Aber noch nie hat er ohne Beteiligung Ethans am Drehbuch gefilmt. Doch der Bruder hatte laut Carter Burwell, dem langjährigen Stammkomponisten der Coens, der auch jetzt wieder den Score schuf, keine Lust auf eine Theaterverfilmung. „Macbeth“ ist somit Joel Coens erstes Soloprojekt, und das im Alter von Ende sechzig.

Sie spielt unglaublich

Nun hat das für den Stoff erst einmal keine Bedeutung. Was kann daran sonst neu sein? Zunächst einmal die Besetzung der zweiten Hauptpartie, die der Lady Macbeth, mit einer Schauspielerin, die nicht nur der Bedeutung dieser Rolle für Shakespeares Tragödie gerecht wird, sondern auch dem Starstatus ihres Gegenübers etwas entgegenzusetzen hat. Kurosawa besetzte Isuzu Yamada, eine Akteurin, deren große Zeit schon ein Dutzend Jahre zurücklag. Orson Welles wiederum hoffte auf Vivien Leigh, scheiterte aber daran, dass die durch „Vom Winde verweht“ legendär gewordene Schauspielerin ausgerechnet mit Lawrence Olivier verheiratet war, dem größten britischen Shakespeare-Interpreten jener Zeit. Welles vermutete wohl zu Recht, dass sein „Macbeth“ keine Gnade vor den Augen dieses Traditionalisten gefunden hätte, der gerade erst selbst die Titelrolle in der Verfilmung von Shakespeares „Heinrich V.“ gespielt hatte. So besetzte er Jeanette Nolan aus seiner Mercury-Theatertruppe, die noch nie in einem Film aufgetreten war. Zwar kannte sie die physische Naturgewalt ihres Regisseur-Hauptdarstellers, nicht aber die spezifischen Herausforderungen der Kamera.

Joel Coen dagegen hat für Lady Macbeth die angesehenste und mit zwei Oscars in vier Jahren auch erfolgreichste amerikanische Filmschauspielerin der Gegenwart gewonnen: Frances McDormand, zufällig auch seine Frau und seit „Blood Simple“, dem Coen-Brothers-Debüt aus dem Jahr 1984, ein festes Element des herrlich eklektischen Brüder-Kosmos. Um es gleich zu sagen: Sie spielt unglaublich.

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