#Das Impfen beim Hausarzt kommt zu früh! Nein, zu spät!
Inhaltsverzeichnis
„Das Impfen beim Hausarzt kommt zu früh! Nein, zu spät!“
„Da vergrault man die eigenen Patienten“
Dr. Guido Stöppel, Internist in Frankfurt, berichtet:
Wir haben in dieser Corona-Krise immer wieder die Situation, dass Projekte inszeniert werden mit großen Ankündigungen wie etwa jetzt: „Nach Ostern impfen die Hausärzte“, aber dann ist nichts dafür organisiert. Wenn ich jetzt nachfrage, woher bekomme ich eigentlich welchen Impfstoff nach Ostern, dann bekomme ich die Antwort, das sei alles noch nicht geklärt. Alles sei in der Schwebe. Aber ich bin zum jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich mit der Entscheidung, dass Hausärzte impfen sollen, nicht einverstanden. Denn das Problem ist aus meiner Sicht ja nicht die Verteilung, sondern die Tatsache, dass wir zu wenig Impfstoff haben. Da bringt es auch nichts, den wenigen Impfstoff auf noch mehr Orte zu verteilen.
Der Frankfurter Internist Dr. Guido Stöppel
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Bild: Foto privat
Wir haben mit viel Aufwand und Geld Impfzentren aufgebaut, die sind noch gar nicht ganz ausgelastet, und schon schmieden wir neue Pläne. Das Problem ist eindeutig der Impfstoffmangel, deshalb führen wir die Diskussion um die Hausärzte zu einem viel zu frühen Zeitpunkt. Dann, wenn wir genügend Impfstoff haben und die Zentren ausgelastet sind, dann sind die Hausärzte natürlich mit gefragt. Dann packen wir auch an, gerne impfen wir dann auch einen ganzen Samstag unsere Patienten durch. Aber bis dahin sehe ich darin überhaupt keinen Nutzen.
Erst, wenn ausreichend Impfstoff da ist, ist es nämlich auch möglich, dass wir völlig unbürokratisch mitimpfen. Unbürokratisch heißt für mich unter anderem: Wir haben so viel Impfstoff, dass die Priorisierung nicht mehr eine so entscheidende Rolle spielt. Diese ist nämlich sehr sinnvoll. Wir sollten sie nicht wieder zur Diskussion stellen. Das war eine ethische Entscheidung, die ich immer noch für richtig halte, die ist aber in der Hausarztpraxis mit zu wenig Impfstoff nicht durchzuhalten. Wir haben das doch sehr gut beobachten können, als vergangenes Jahr erst der Impfstoff gegen Pneumokokken-Infektionen vergriffen war und dann der gegen die Grippe. Da gab es einen Sturm auf die Praxen. Das ist alles sehr emotional, die Leute haben ja Angst. Wir mussten da unendlich viele Diskussionen führen. Ich wurde im Herbst zum Beispiel beschimpft, weil einfach zu wenig Grippeimpfstoff da war. Den Schuldigen dafür sahen manche Patienten aber in mir.
Schon jetzt, nur nach der Ankündigung, dass Hausärzte bei Corona mitimpfen können, stehen die Patienten im Eingang und wollen Termine vereinbaren, rufen an und schreiben E-Mails. Die Patienten verstehen nicht, dass es da noch viele offene Fragen gibt – und jede Erklärung kostet mich als Arzt eine Menge Zeit. Da vergrault man die eigenen Patienten. Jetzt beim Corona-Impfstoff berufen die Patienten sich auf Headlines und Nachrichten, laut denen genug Impfstoff da sei. Ich bin zu wenig Insider, um diese sich oft widersprechende Nachrichtenlage zu durchblicken, aber alles, was ich höre, ist, dass die Lager leer seien. Ich habe es selbst erlebt, als ich im Impfzentrum zum Impfen war: Die Zentren sind nicht ausgelastet.
Wie gesagt, ich bin nicht dagegen, dass wir Hausärzte mithelfen, das machen wir gerne, aber eben erst, wenn es einen klaren politischen und logistischen Plan und genügend Impfstoff gibt. Da werden wir von der Politik sonst vorgeschoben und können gar nicht erfüllen, was die Politik den Bürgern verspricht. Wir können nicht ausbaden, was politisch nicht rundläuft. Solange ich nicht weiß, woher ich den Impfstoff bis zum Ostermontag bekomme, vergebe ich auch keine Termine. Das ist mir zu unsicher. Ich warte, bis es klare Regelungen gibt. Ich habe schon gehört, dass Hausärzte vielleicht gar nicht ihre Patienten impfen sollen, sondern nach Listen auch fremde Patienten, um eben die Priorisierung einzuhalten. Sollte das so kommen, dann fällt auch noch das Argument weg: ‚Hausärzte kennen ihre Patienten doch.’ Noch ein Grund mehr, jetzt noch nicht beim Hausarzt zu impfen. Protokolliert von Lucia Schmidt.
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