#Das neue Gesicht der Mode
„Das neue Gesicht der Mode“
Wer in diesen Tagen durch Manhattan spaziert, zum Beispiel die 33. Straße entlang, Ecke Neunte Avenue, in der Nähe der Penn Station, dem begegnen mitunter junge, große, schöne Frauen, manche mit einer Mappe unterm Arm. Eine bleibt stehen, ihre langen Beine stecken in stylishen Lederhosen, und sie begrüßt einen Mann mit zwei Küsschen. „How are you?“ – „I’m on my way to a casting!“ – „So nice to see you!“ Und so weiter.
An diesem Samstag nämlich geht es los, und wer die junge Frau mit den langen Beinen so fröhlich reden hört, könnte meinen, es sei eine ganz normale New York Fashion Week, für die diese Stadt nun mal bekannt ist: mit einer Woche voller Glamour, Glanz und Party. Eine Woche, in der man nicht an morgen denkt und an Infektionsschutz schon gar nicht, eine Woche in New York City eben, dieser unerhörten Ansammlung von Riesentürmen und Glaspalästen und feierfreudigen Besuchern. Eine Woche, in der die Models noch frisch und ausgeruht sind, aufgeregt wegen der anstehenden Saison und noch nicht so müde wie am Ende in Paris, nach Zwischenstationen in London und Mailand, wenn sie wochenlang nur gereist und gelaufen und viel zu dick geschminkt waren.
Eine elektrisierende Stimmung herrschte einst in den Städten dieser Welt, die sich auf die Modewochen vorbereiteten. Was gibt es Schöneres und Verschwenderisches als eine Woche voller Schauen, Partys und Spaß ohne tieferen Sinn? Nach zwei Jahren der Pandemie fragen sich Models und Agenturen, Veranstalter und Designer bang: Können wir in diesem Jahr wieder unbeschwerten Modespaß haben, ohne schlechtes Gewissen?
„Ich glaube schon“, sagt Julian Niznik. Er ist Director bei IMG Models, der größten Modelagentur, die in New York auch viele Laufstegschauen produziert. Aber: „Es gibt viele Hürden.“ Das fängt, klar, mit den Kontrollen an. Alle Models müssen geboostert sein, es gibt strenge Auflagen für Besucher und Teilnehmer. Ein französisches IMG-Model zum Beispiel ist frisch genesen, ihr Arzt will sie nicht boostern. „Sie muss sich jetzt an ein strenges Testprotokoll halten.“ Genesen ist eben nicht geboostert.
Für IMG: Julian Niznik
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Bild: privat
Ein anderes Problem, das die New York Fashion Week schon länger hat: Manch ein Designer kommt erst gar nicht. Calvin Klein zeigt keine Schau, Tom Ford hat seine New York Show kurzfristig abgesagt, Marc Jacobs zeigt lieber auf Instagram seine Backkünste, und viele amerikanische Designer planen ihre Schauen in Europa. Denn die alte Welt ist für viele Designer ein so wichtiger Markt, dass sie dort präsent sein wollen. Die deutschen Modewochen kennen das Problem: Viele einheimische Modemarken wollen sich lieber nicht in Berlin (oder Frankfurt) zeigen, was schlicht an mangelnder Coolness der deutschen Fashion Weeks liegt – die Modebranche wird in Deutschland seit jeher nicht so hochgehalten wie in Italien oder Frankreich.
An Coolness aber mangelt es New York mit Sicherheit nicht, am Glam-Faktor erst recht nicht. So wie in allen Lebensbereichen aber hat die Pandemie auch bei der New York Fashion Week ein Problem an die Oberfläche getrieben, das unterschwellig schon immer bestand: Die Stadt ist weit weg von den Modemetropolen Europas, sie ist riesig groß und sündhaft teuer. Dabei ist doch wirklich nichts so sehr New York wie lauter junge, bildschöne Frauen, die mit ihrem Portfolio unterm Arm und dem Starbucks-Becher in der Hand von Casting zu Casting eilen und trotzdem noch immer Zeit für ein Pläuschchen und ein Küsschen auf jede Wange finden.
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