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#Das Pferd passt auf die Reiterin auf

Das Pferd passt auf die Reiterin auf

Showtime hat auf seine Reiterin aufgepasst. Am Freitag und Samstag wagte sich die immer noch fragile Dorothee Schneider im Sattel des Wallachs ins Dressur-Viereck von München, und sie wusste, dass das vertraute Tier es ihr leicht machen würde. Ihr gebrochenes Schlüsselbein war mit einem Tapeverband gesichert.

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Eine Woche zuvor hatte sie sich zuhause in Framersheim trotz der Verletzung wieder in Showtimes Sattel getraut, angetan mit einer stabilisierenden Neoprenweste, die eigens für sie konstruiert worden war. Das Training mit ihrem noch nicht verheilten Bruch tat zwar weh – aber es gab ihr Selbstvertrauen für weitere Auftritte. Schließlich durfte sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio nicht aus den Augen verlieren.

Dorothee Schneider hatte Showtimes Kräfte seit der Europameisterschaft 2019 in Rotterdam, wo sie mit ihm den Mannschaftstitel und zwei zweite Plätze holte, geschont und kein einziges Turnier mit ihm bestritten. Darum fehlte das vom Weltverband geforderte „Confirmation Result“, die Mindestnote von 66 Prozentpunkten im Grand Prix vor einem internationalen Richtergremium. Weil es kaum internationale Startmöglichkeiten gibt, biss die 52 Jahre alte Reitmeisterin am Wochenende die Zähne zusammen. „Er war vorsichtig mit mir“, sagt sie. „Ich bin sehr stolz auf ihn.“

Ziel ist Olympia-Gold in Tokio

Showtime ist das einzige Pferd, das sie zurzeit reitet, und das mit Schmerzmitteln. Sie wagt es, weil sie ein sehr enges Verhältnis haben und weil er ein besonders rittiges Pferd ist – sie braucht mit den Zügeln in der Hand nur wenig Kraft und muss keine ruckartigen Bewegungen fürchten. Und alles ging gut. Die beiden wurden in München zweimal Zweite, mit 79,109 Prozentpunkten im Grand Prix und 82,468 Prozent im Grand Prix Special.

Auf dem Weg nach Tokio folgen nun noch zwei nationale Sichtungen, in drei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Balve und Ende Juni in Kronberg. Es sieht jetzt wieder gut aus für Dorothee Schneider und Showtime. Das Ziel der deutschen Mannschaft ist die olympische Goldmedaille – schließlich ist sie Titelverteidiger, und deutsche Dressurreiter gewannen 2019 bei der EM bis auf eine Ausnahme alle erreichbaren Medaillen. Auch in der Einzelwertung hätte sie eine Medaillenchance.

Vier Wochen liegt das traumatische Erlebnis erst zurück: Dorothee Schneider galoppierte mit ihrer Stute Rock’n’Roll beim Dressurturnier in Pforzheim an zur Ehrenrunde. „Plötzlich dachte ich, da stimmt was gar nicht.“ Das Pferd brach plötzlich unter ihr zusammen, sie stürzte mit. Minutenlang lag die Reiterin quer über ihrem Pferd, das wahrscheinlich schon tot war. „Alle haben gesagt, ich habe Glück gehabt, dass ich nach diesem Sturz noch lebe.“ Es wird vermutet, dass die Stute an einem Aortenabriss starb – ein plötzlicher Tod ohne jede Vorwarnung.

Die Reiterin wurde vorsichtig ins Krankenhaus gebraucht mit Verdacht auf eine schwere Rückenverletzung. Mit dem Schlüsselbeinbruch ist sie noch glimpflich davongekommen. Auf die Siegerehrungen verzichtete Dorothee Schneider am Wochenende in München. „Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht, ob mich das Erlebnis einholt“, sagt sie. Aber der hauptsächliche Grund für ihren Verzicht sei ein anderer gewesen: Ein Sprung zur Seite, ein Ruck am Arm – und ihre Verletzung hätte sich verschlimmern können.

Bis Balve, so hofft sie, wird das Schlüsselbein stabiler sein. Dann trifft sie auf die stärksten deutschen Paare, allen voran Isabell Werth mit Bella Rose. Auch dieses Pferd war seit anderthalb Jahren nicht mehr am Start – bei der EM in Rotterdam gewannen die beiden die Titel mit der Mannschaft, im klassischen Grand Prix Special und in der Kür.

Die internationale Grundqualifikation für das Pferd erwarb die Seriensiegerin aus Rheinberg Ende April beim Turnier in Mannheim mit zwei Siegen. „Ein bisschen mit gebremstem Schaum“ habe Isabell Werth das temperamentvolle Pferd nach der langen Pause vorgestellt, sagt Monica Theodorescu. Bella Rose ist schon 17 Jahre alt, Showtime 15. Das heißt, sie haben ihre Lektionen bereits gelernt und müssen hauptsächlich gesund erhalten werden.

Unklar ist das Schicksal von Cosmo

Dalera hingegen, die Stute, mit der Jessica von Bredow-Werndl aus Aubenhausen die beiden Hauptprüfungen von München jeweils vor Dorothee Schneider gewann, hat sich im vergangenen Jahr noch weiterentwickelt. Die 84,702 Prozentpunkte im Special waren persönliche Bestleistung. Einmal vorausgesetzt, es passieren keine unguten Zwischenfälle mehr, hätte Monica Theodorescu mit diesem Trio in Tokio geradezu eine Traummannschaft am Start – Olympia-Teams im Reiten bestehen neuerdings nur noch aus drei Paaren plus einem Ersatzpaar.

Unklar ist das Schicksal von Cosmo, dem Pferd des Bad Homburgers Sönke Rothenberger. Auf München verzichtete er überraschend. „Offenbar war das Pferd nicht in der Form, die nötig gewesen wäre“, sagt die Bundestrainerin vorsichtig. Was die letzte internationale Chance in zwei Wochen in Achleiten angeht, so wolle der Reiter sich einen Start mit Cosmo noch überlegen.

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„Auf dem Papier sieht das immer so einfach aus“, seufzt Monica Theodorescu angesichts ihres Spitzentrios, hinter dem noch eine ganze Reihe von starken Reitern auf eine Lücke warten oder sich um die Ersatzposition bemühen. Alle haben vor, sich bis zur nationalen Sichtung noch zu steigern. Besonders Dorothee Schneider, die trotz des Handicaps selbstkritisch auf ihre Ritte von München blickte. Ein paar Fehler hier und da, speziell in den fliegenden Galoppwechseln, kosteten ein paar Punkte. „Das lag wohl an meiner nicht immer hundertprozentig auf die Sekunde kommenden Reaktion“, sagte sie. Dressurreiter mögen Stürze überwinden und Schlüsselbeinbrüche auskurieren. Aber ihr Perfektionismus ist unheilbar.

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