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Das System Lukaschenko

„Fahr weg“ in Zeichensprache

Andrej Scharendo, Brest

Scharendo und seine Frau Polina sind Aktivisten des Europäischen Belarus, einer Organisation des im Londoner Exil lebenden früheren Präsidentschaftskandidaten Andrej Sannikow. Polina Scharendo-Panasjuk wurde im Januar verhaftet und im Juni zu zwei Jahren Strafkolonie verurteilt, weil sie gegen einen Polizisten Gewalt angewendet und den belarussischen Präsidenten beleidigt haben soll. Vor dem Gericht erklärte Scharendo-Panasjuk, die Vorwürfe gegen sie seien politisch motiviert und es sei die „ehrenvolle Pflicht eines Bürgers, einem Banditen entgegenzutreten“.

Die belarussischen Behörden verdächtigen Scharendo, er habe staatlichen Interessen geschadet, weil er in den Medien mit der Aussage zitiert wurde, mit einem terroristischen Diktator könne man nicht verhandeln. Seit Ende Mai stand er unter Hausarrest, durfte kein Internet benutzen, aber einkaufen und seine zwei Söhne in den Kindergarten bringen.

Ende Juni durfte Scharendo seine Frau im Gefängnis besuchen. Der Besucherraum sei unterteilt von einer schallundurchlässigen Glaswand, be­rich­tet er, man müsse sich per Telefon unterhalten, und in jeder Raumhälfte säßen vier Aufseher. Man habe ihn instruiert, dass er weder über die Lage im Land noch über andere Häftlinge reden dürfe, nur über Privates. Er habe seiner Frau gesagt, dass die Kinder sie vermissten und dass sie beaufsichtigt würden. Da habe sie begriffen, dass auch ihm eine Haftstrafe drohte, und ihm in Zeichensprache bedeutet: „Fahr weg.“ Ein Aufseher habe sofort auf den Tisch geschlagen und erklärt, Zeichen seien verboten.

Scharendo überquerte eines nachts die grüne Grenze nach Litauen, wo ihm auch illegale Migranten aus dem Irak, Syrien und Afrika begegneten. Heute lebt er in Vilnius. Seine Kinder seien in Sicherheit, sagt er, bald kämen sie zu ihm. Er dankt der belarussischen Diaspora für ihre Hilfe, hofft aber, dass die politischen Gefangenen in seiner Heimat bald freikommen und er nach Hause zurückkehren kann.

Konflikte mit den Kindern

Jelena Prichodko, Minsk

Jelena Prichodko lebte mit ihrem Mann, der in einer Baufirma arbeitete, und ihren vier Töchtern in der durch ein Zellulosewerk ökologisch belasteten Kleinstadt Swetlogorsk im Osten von Belarus. Die Medienangestellte berichtet, es habe die Leute empört, dass die Behörden die Umweltprobleme leugneten. Sie kümmerte sich als Volontärin um Suchtkranke und Opfer häuslicher Gewalt. Als sie voriges Jahr Unterschriften für den Präsidentschaftskandidaten Viktor Babariko sam­melte, traf sie auf viele Menschen unterschiedlichen Alters und sozialer Stellung, die Babariko unterstützen wollten. Leute in hohen Positionen un­terschrieben an versteckten Orten, um nicht gesehen zu werden.

Als nach der Wahl die Proteste und Verhaftungen begannen, zog die Familie zu Prichodkos Schwiegereltern nach Minsk. Kinder seien eine Schwachstelle, sagt sie. Mit ihrem Mann habe sie abgemacht, dass er sich von jeglichen Bürgerinitiativen fernhalte. Falls sie in Haft kä­me, sollten die Töchter einen Vater ha­ben. Ihre vierzehn Jahre alte Tochter Mascha habe ihr wegen ihres Engagements Vorwürfe gemacht, aus Angst, sie und ihre Schwestern könnten ins Heim eingewiesen werden. Die Kinder fühlten sich als Geiseln der staatsbürgerlichen Haltung ihrer Mutter.

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