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Das Tabu berühren

Flüchtig und dokumentierend, friedlich und dramatisch, spielerisch und idyllisch, abstrakt und barock, messerscharf und humoristisch: So muten die Blicke der Künstler im ersten Moment an, deren Werke gerade in einer Sonderausstellung zum Thema Suizid im Museum für Sepulkralkultur in Kassel gezeigt werden. Da ist etwa ein dem Verfall überlassenes Zimmer, in dem sich etwas Weißes, ganz Verschwommenes an die Wand unterhalb des Fensters drückt. Oder eine Karikatur, die eine ältere Frau am Fenster von hinten zeigt – im Vordergrund ihr Strickzeug. Oder eine futuristisch anmutende Kapsel, die zu einer Zeitreise einzuladen scheint.

Im zweiten Moment entpuppt sich das weiße Verschwommene als eine junge Frau im weißen Kleid. Ihr Gesicht bleibt schemenhaft. Es ist eine Fotografie aus dem Jahr 1975 der Amerikanerin Francesca Woodman, die ihre Person, ihren Körper immer wieder in unterschiedlichen Räumen inszeniert und so das Verschwinden oder Verschmelzen zum Thema macht. Im Wohnzimmer der ergrauten Frau mit Dutt, die Thomas Plaßmann gezeichnet hat, liegt neben dem Sessel eine aus grüner Wolle gestrickte Seilschlaufe – kein Schal oder Pulli. Und die Raumkapsel „Sarco“ schließlich stellt sich als ästhetische Selbsttötungsvariante für die über den Kopf gezogene Plastiktüte heraus, mit der Menschen nach ihrem selbstbestimmten Tod nicht aufgefunden werden möchten. Sie soll in Ländern wie der Schweiz, die mit dem Thema Sterbehilfe und assistierter Suizid liberaler umgehen, ihren Einsatz finden. Philip Nitschke hat sie zusammen mit der von ihm gegründeten Sterbehilfeorganisation „Exit“ entwickelt.

Vorurteile und Fakten

Die Ausstellung „Suizid – Let’s talk about it“ überrollt den Besucher nicht, sondern bietet in jedem der sechs Räume über zwei Etagen verschiedene Anknüpfungspunkte. Um sich auf die Gefühls- und Gedankenwelt lebensmüder Menschen, trauernder Angehöriger und einer Gesellschaft, die mit diesem existenziellen Thema konfrontiert ist, einzulassen.

Donna J. Wans „Golden Gate Bridge #5“ aus dem Jahr 2013



Bilderstrecke



Werke aus der Kasseler Schau
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Fotokunst, Plastik, Installation

Die Kunstwerke sind nur eine Perspektive, über die sich die Besucher dem oft tabuisierten Thema Suizid annähern können. Sie sind eingebettet in eine zweite Perspektive, vermittelt etwa auf Stellwänden von den beiden raumhohen Bannern gleich am Anfang der Ausstellung. In weißer Schrift auf schwarzem Grund begrüßt den Besucher eine lange Liste von Vorurteilen: „Suizid ist eine freie Entscheidung“ steht da, oder „Man muss etwas Schlimmes gemacht haben, wenn sich jemand Nahestehendes umbringt. Wer von Suizidgedanken spricht, spinnt bloß rum. Suizid stellt die Schuldfrage.“ Studierende des Instituts für Sozialwesen der Universität Kassel, die später als Sozialarbeiter und Psychologen arbeiten wollen, haben solche Sätze in Gesprächen mit Hinterbliebenen von Suizidopfern gesammelt. Zusammen mit dem Suizidologen Roland Lindner, der Kuratorin Tatjana Ahle und dem Museumsdirektor Dirk Pörschmann haben sie vor drei Jahren begonnen, die Ausstellung zu planen und zu entwickeln.

Wenige Schritte weiter hängt das zweite Banner, auf dem die Fakten die Vorurteile kontrastieren: „Wer Suizidgedanken anspricht, verleitet niemanden zum Suizid. Etwa achtzig Prozent aller Suizide werden irgendwie angekündigt. Alle neun Minuten verliert in Deutschland jemand einen ihm nahestehenden Menschen durch Suizid.“

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