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#Abe Frajndlich im Fotografie Forum Frankfurt

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Magazinfotografie ist Hintergrundmusik für die Augen – zum einen rein, zum anderen raus. Kaum hat man weitergeblättert, hat man die Bilder auch schon wieder vergessen. Und doch passiert es dann und wann, dass einen ein Foto ins Stocken bringt, der Blick länger als ein paar Sekunden darauf verweilt, und manchmal trägt man das Bild, ohne es zunächst zu bemerken, für den Rest des Lebens mit sich herum. Einige dieser Bilder hat Abe Frajndlich aufgenommen.

Freddy Langer

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das „Reiseblatt“.

Als Auftragsfotograf war es nicht immer an ihm, zu bestimmen, mit wem oder was er sich beschäftigt. Aber mit einem Faible für stark leuchtende Grundfarben und einem Witz, der mal intellektuell hintergründig, mal geradezu kalauernd in seinen Bildern steckt, ist es ihm gelungen, Ende der Achtzigerjahre binnen kurzer Zeit ein wiedererkennbares Moment in seine Aufnahmen zu packen, das man mit dem Terminus Bildsprache allein nicht zu greifen bekommt – das aber Art-Direktoren und Bildredakteuren, nicht zuletzt denen des „Frankfurter Allgemeine Magazins“, die Sicherheit gab, dass ihre Erwartungen erfüllt würden.

Fast alles hängt: Der Fotograf vor seinen Bildern.


Fast alles hängt: Der Fotograf vor seinen Bildern.
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Bild: Michael Braunschädel

„Überrasch mich“, scheinen sie die Aufträge für Frajndlich formuliert zu haben. Wobei das Überraschende war, dass er sich häufig ausgerechnet dem Naheliegenden bediente und es nicht selten ungeniert mit plakativer Wucht ausreizte. Dann hält sich der Schauspieler Jack Lemmon für ein Porträt zwei Zitronen vor die Augen. Dem Künstler John Baldessari verdeckt er mit einer roten Scheibe das Gesicht. Der Maler Roy Lichtenstein versteckt sich vor gelbem Hintergrund hinter einem breiten, rot verschmierten Pinsel. Und von Cindy Sherman, die sich für ihre eigenen Arbeiten im endlosen Maskenspiel tausendfach verwandelt hat, zeigt er das ungeschminkte Gesicht mit geschlossenen Augen – gleichsam als leere Leinwand. Frajndlich nennt die Aufnahme „Tabula rasa“.

Und jetzt einmal tief entspannen: die Fotokünstlerin Cindy Sherman, 1987


Und jetzt einmal tief entspannen: die Fotokünstlerin Cindy Sherman, 1987
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Bild: Abe Frajndlich

Mit mehr als hundertfünfzig Abzügen hat das Fotografie Forum in Frankfurt Abe Frajndlich jetzt eine Retrospektive eingerichtet, die mittels Kinderbildern zurückreicht bis zu Frajndlichs Schulzeit in Frankfurt, wo er 1946 in einem Lager für Displaced Persons zur Welt gekommen ist. Der Werdegang mit Stationen in Israel, Frankreich und Brasilien, bevor er sich in den Vereinigten Staaten niederließ, ist nur dem knappen Lebenslauf zu entnehmen, aber mit schwarz-weißen Aktaufnahmen sowie Straßenfotografien aus Paris, New York und Boston bildet sie die Anfänge der fotografischen Karriere in den Siebzigerjahren umfassend ab.

Momente surrealer Anmutung

Es sind vor allem Momente surrealer Anmutung, für die sich Frajndlich damals interessierte. Da tauchen etwa dort, wo sich der Putz von einer Fassade löst, die Schemen eines Menschen auf. Ein halb nackter Mann hat sich im Central Park zwischen Koffern wie in einer kleinen Burg eingerichtet. Oder es springt am Strand von Coney Island ein Kind zum Salto in die Höhe und wirft dabei den Schatten eines Dämons auf den Sand. In letzter Konsequenz und programmatisch hängt zwischen all dem eine Aufnahme aus dem Schlafzimmer des Galeristen Leo Castelli – über dem Bett ein Wortbild von Ed Ruscha an der Wand: „Dream“.

Ihren ureigenen Reiz aber entwickelt die Ausstellung dort, wo sie belegt, wie sehr es Frajndlich bei der Begegnung mit Künstlerkollegen über die ikonenhafte Darstellung um das Wesen des Menschen zu tun ist und wie er sie mitunter über Jahre hinweg immer wieder porträtiert, mal still, mal experimentell, aber stets überraschend. Und dort, wo es um Performances geht, bei Rosebud Conway etwa und Minami Azu, in engster Zusammenarbeit, als arbeite man an einem gemeinsamen Werk.

Abe Frajndlich. Chameleon. Fotografie Forum Frankfurt; bis 17. September. Der Begleitband „Abe Frajndlich – Seventyfive at Seventyfive“ ist im Hirmer Verlag erschienen und kostet 34,90 Euro.

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