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#Der dritte Anschlag auf das Umfeld von Kronzeuge Nabil B.

Der dritte Anschlag auf das Umfeld von Kronzeuge Nabil B.

Es waren fünf Schüsse, die das Land in einen Schockzustand versetzten: Am Dienstagabend, um 19.30 Uhr, wurde der bekannte und angesehene Investigativreporter Peter R. de Vries im Zentrum von Amsterdam niedergeschossen. Zeugen alarmierten sofort die Polizei, der 64 Jahre alte Mann wurde am Tatort wiederbelebt und ins Krankenhaus gebracht; am Mittwochmorgen kämpfte er um sein Leben. Die Polizei leitete umgehend die Fahndung ein und sperrte Teile der Innenstadt ab. Drei Personen wurden kurz darauf festgenommen. „Unter diesen Verdächtigen könnte der Schütze sein“, teilte die Polizei Amsterdam mit. Führende Politiker und das niederländische Königspaar sprachen von einem Angriff auf den Journalismus und den Rechtsstaat.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Nach allem, was sich bisher über den Fall sagen lässt, dürfte der Mordanschlag in Zusammenhang mit dem Marengo-Prozess stehen, dem größten Strafprozess der Niederlande, der ebenfalls in Amsterdam stattfindet. Der auf Kriminalfälle spezialisierte und aus vielen Fernsehauftritten bekannte Reporter de Vries ist Berater des Kronzeugen in dem Verfahren, Nabil B. Es richtet sich gegen ein kriminelles Netzwerk rund um Ridouan Taghi, der von den Behörden als gefährlichster Verbrecher des Landes eingestuft wurde. In Taghis Auftrag sollen mehrere Auftragsmorde begangen worden sein, darunter am Bruder des Kronzeugen im März 2018 und an seinem Anwalt Derk Wiersum im September 2019. Der jüngste Fall wäre der dritte Anschlag auf Personen aus dem unmittelbaren Umfeld von Nabil B.

Peter R. de Vries 2019 in Amsterdam: Er wusste um die Gefahr


Peter R. de Vries 2019 in Amsterdam: Er wusste um die Gefahr
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Bild: AFP

De Vries war am Abend in der Sendung „RTL Boulevard“ aufgetreten. Er befand sich auf dem Rückweg vom Studio zu einem nahen Parkhaus, als er in der Lange Leidsedwarsstraat angegriffen wurde. Nach Zeugenaussagen feuerte ein Mann aus unmittelbarer Nähe fünfmal auf den Reporter; die Schüsse sollen ihn am Kopf getroffen haben. In den sozialen Medien kursierten kurz darauf Bilder und Videos, die das Opfer in einer Blutlache am Boden zeigten.

Lesen Sie hier eine Reportage zu den Hintergründen der organisierte Kriminalität in den Niederlanden.

Die Polizei leitete umgehend die Fahndung nach einem Verdächtigen ein, den sie so beschrieb: „männlich, hellhäutig, klein, zierlich gebaut mit einer dunkelgrünen Jacke und schwarzer Mütze“. Frank Paauw, der Polizeichef von Amsterdam, teilte am späten Abend auf einer Pressekonferenz mit, dass ein Fluchtwagen auf der Autobahn 4 angehalten und zwei Verdächtige festgenommen worden seien: „Darunter ist der Schütze.“ Ein dritter Verdächtiger sei an einer anderen Stelle in Amsterdam festgenommen worden. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, ihr Bilder und Videos der Tat zukommen zu lassen, statt sie in sozialen Medien zu veröffentlichen. Schwer bewaffnete Polizisten sicherten am Abend auch das Haus des Rechtsanwalts Peter Schouten in Breda. Schouten ist der Anwalt von Nabil B. Die Straßen um sein Haus wurden abgesperrt.

Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema sprach auf der Pressekonferenz mit dem Polizeichef von einem „brutalen, feigen Verbrechen“. Sie nannte de Vries einen „Nationalhelden und unermüdlichen Journalisten“: „Er setzt sich für Menschen in Not ein, für die Eltern eines ermordeten Kindes oder für Menschen, die zu Unrecht verurteilt wurden. Er ist noch lange nicht fertig. Heute scheint die Gerechtigkeit auch in unserem Land weit entfernt zu sein.“

„Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit“

Ministerpräsident Mark Rutte sprach von einem „Angriff auf einen mutigen Journalisten“. Dies sei ein Angriff „auf den freien Journalismus, der für unsere Demokratie, für unsere Rechtsstaatlichkeit und unsere Gesellschaft so wichtig ist“. Rutte und Justizminister Ferd Grapperhaus kamen zu einer Notfallbesprechung mit der Anti-Terror-Einheit des Landes zusammen.

Auch König Willem-Alexander sprach bei seinem Staatsbesuch in Berlin von einem „Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit“. Der König sagte, er stehe an der Seite der Journalistenkollegen des Kriminalreporters. „Peter R. de Vries ist natürlich ein spezieller Journalist. Und das war ein Angriff auf den Journalismus, den Eckpfeiler unserer Rechtsstaatlichkeit. Und damit ein Angriff auf den Rechtsstaat.“

De Vries hatte dauerhaften Polizeischutz abgelehnt, obwohl er im Mai 2019 selbst mitgeteilt hatte, dass er auf einer Todesliste Ridouan Taghis stehe. Kurz darauf soll Taghi ihm brieflich versichert haben, dass er nichts zu befürchten habe. Das war allerdings, bevor de Vries sich entschloss, Nabil B. zu unterstützen. Im vorigen Monat sagte der Journalist in einem Interview, er habe keine Angst, wisse aber um die Gefahr: „Der Bruder des Hauptzeugen Nabil B. und sein ehemaliger Anwalt wurden ermordet, also muss man nicht hysterisch sein, um zu denken, dass etwas passieren könnte.“ Das Risiko gehöre zu seinem Job.

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