#Der heimliche Kapitän der Eintracht
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„Der heimliche Kapitän der Eintracht“
Sebastian Rode, die Nummer eins in der Frankfurter Hierarchie, konnte im Heimspiel gegen Bayern München nicht der Kapitän sein, weil er mit einer Verletzung ausfiel. Auch Makoto Hasebe kam diesmal als erster Stellvertreter für die Rolle des Führungsspielers nicht infrage. Der Japaner war in den 90 Spielminuten nur Ersatzspieler.
Und Martin Hinteregger, der dritte Kandidat? Zwar spielte der Abwehrchef von Anfang an, lehnt diese Aufgabe aktuell aber ab. Die Begründung lieferte dessen Trainer nach der 0:1-Niederlage. „Martin will sich auf seine Leistung konzentrieren“, sagte Oliver Glasner, der die Entscheidung seines Verteidigers, der in dieser Saison mit seiner Form kämpft, verstehen kann. Langsam stabilisiert sich der österreichische Nationalspieler zwar wieder. Den Kapitänsposten empfindet Hinteregger in schwierigen Zeiten jedoch als Bürde.
Einen Spielführer konnten die Frankfurter im Duell mit dem Meister und Bundesliga-Tabellenführer dennoch aufbieten: Kevin Trapp. Der Nationaltorhüter, der bereits vor seinem Wechsel nach Paris im Jahr 2015 die Frankfurter Mannschaft auf dem Platz angeführt hatte, musste als unumstrittene Nummer eins zwischen den Pfosten nicht zweimal gefragt werden.
Der 31-Jährige, der ein Aushängeschild des Klubs ist und der gerne vorangeht und Verantwortung übernimmt, kann sich voll mit dieser Aufgabe identifizieren. Sie passt zu seiner Persönlichkeit. Gleichwohl war Glasners Wahl vor dieser Saison auf Rode gefallen – mit der Begründung, dass der Fußballlehrer auf dieser Leitungsebene einen Feldspieler bevorzuge. Im November hatte Glasner nach dem Europa-League-Spiel bei Olympiakos Piräus gesagt, dass Trapp auch ohne einen hervorgehobenen Posten ein „wichtiger Führungsspieler“ sei.
Trapp beklagt sich nicht
Im Anschluss an das Bayern-Spiel brachte der Trainer Trapps Stellenwert so auf den Punkt: „Kevin war schon immer ein Kapitän in der Kabine.“ Nach Auffassung von Glasner ist die Aufteilung der Kapitänsaufgaben „intern“ sowieso kein Thema. Jeder, der es will und kraft seiner Persönlichkeit auch kann, trage dementsprechend zum Gemeinwohl bei, sagte der Trainer sinngemäß. Die offizielle Bezeichnung für eine Führungsaufgabe tritt dahinter offenbar zurück.
Trotzdem wäre Trapp als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung wohl gerne Kapitän geworden. Er hätte sich in seinem Ansehen bestätigt fühlen können. Dass andere den Vorzug erhielten, darüber hat sich der gebürtige Saarländer zwar nicht beklagt. Doch mit Freude wird er Glasners Personalwahl nicht aufgenommen haben, ohne dass das etwas mit der Person Sebastian Rode zu tun gehabt hätte. Auch der Mittelfeldspieler genießt in der Mannschaft eine hohe Reputation.
Ein gewisses Unverständnis über seine Nichternennung wird bei Trapp mitgespielt haben. Er ist das Gesicht der Eintracht und ein kluger Repräsentant des Vereins. Er findet den richtigen Ton und ist souverän im Umgang mit heiklen Themen. Trapp weiß, was er sagt, und muss hinterher seine Aussagen nicht bereuen. Und obwohl er als Torhüter ein Einzelkämpfer ist, hat er stets das große Ganze im Blick. Er kümmert sich und nimmt Anteil an den Dingen. Ihn als heimlichen Kapitän zu bezeichnen trifft es gut.
Eine seiner markantesten Eigenschaften ist sein großer Ehrgeiz. Dem Fußball und dem Erfolg ordnet der akribisch an sich arbeitende Trapp alles unter. Er geht als Vorbild voran und muss in seinem Streben nach Erfolg sogar gebremst werden. Nachdem auch der Torhüter in den ersten Saisonspielen mit seiner Leistung „nicht hundertprozentig zufrieden“ gewesen war, zeigte er beim 2:1-Sieg der Eintracht in München Anfang Oktober ein herausragendes Spiel.
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Trapp wuchs beim ersten Saisonsieg über sich hinaus. Dessen famoser Auftritt war zugleich sein persönlicher Wendepunkt. Seit Monaten wartet der Torhüter größtenteils mit Topleistungen auf. Beim 0:1 gegen die Münchner verhinderte er weitere Gegentreffer. Der schwache Rückrundenstart mit nur vier Punkten aus sieben Spielen nagt an ihm. „Wir haben zu wenig Punkte für den eigenen Anspruch. Wir müssen einiges draufpacken“, fordert er.
Der zwischenzeitlich in der Nationalmannschaft zur Nummer vier zurückgestufte Torwart hofft auf eine Einladung von Bundestrainer Hansi Flick für die Länderspiele Ende März gegen Israel und die Niederlande. An diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) im Bundesliga-Auswärtsspiel gegen die Hertha könnte Trapp abermals Kapitän sein. Dieser Aufgabe würde er sich mit Vergnügen stellen.
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