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#Der Mann, der Putin eine Arschgeige nennt

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Mit Brachialbotschaften kennt Jewgenij Prigoschin sich aus. In seinem öffentlich ausgetragenen Dauerringen mit dem russischen Verteidigungsministerium hat der Anführer der privaten russischen „Wagner“-Miliz wiederholt auf ukrainischen Schlachtfeldern vor toten Kämpfern posiert, um seine Forderung zu illustrieren, Russlands reguläres Militär solle den „Granatenhunger“ seiner Truppe stillen. Die trage die Hauptlast der Schlacht um Bachmut, den blutigsten Schauplatz des Kriegs in der Ukraine, aber weil sie von der Führung keine Munition bekomme, müssten ihre Kämpfer sterben.

Konrad Schuller

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Prigoschin hungert nicht nur nach Granaten. Die beinahe täglichen Videos und Audiobotschaften des 61 Jahre alten Geschäftsmanns aus Sankt Petersburg zeugen mindestens ebenso sehr von einem unstillbaren Hunger nach Aufmerksamkeit. Neuerdings schimpft er unter derben Flüchen über die Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schojgu und Generalstabschef Valerij Gerassimow. Früher hatte er das seinen Untergebenen überlassen.

Der Kampf der Günstlinge

Kürzlich könnte er den Bogen überspannt haben: Er schien nicht einmal mehr vor Präsident Wladimir Putin haltzumachen. Ausgerechnet am „Tag des Sieges“ im Zweiten Weltkrieg, dem 9. Mai, den Putin seit Jahren zur Rechtfertigung seines eigenen Kurses in Beschlag nimmt, veröffentlichte Prigoschins Pressedienst ein gut 27 Minuten langes Video. Darin schimpft der Geschäftsmann über das reguläre Militär, welches sein Versprechen, „Wagner“ Munition zu liefern, nur zu zehn Prozent erfülle. Er bezeichnet das Verteidigungsministerium als „Ministerium der Intrigen“ und stellt seine Gegner in den Ruch des Landesverrats. Eine Szene zeigt ihn bei einem angeblichen Truppenbesuch an der Front. Ein maskierter Kämpfer klagt vor einer Haubitze, die ukrainische Stellungen beschießen soll, wie wenig Geschosse er noch habe.

Das gibt Prigoschin Anlass für einen Ausfall, der selbst für seine Verhältnisse beispiellos ist. Breitbeinig steht er da, in Tarnkleidung und mit einem Aufnäher, auf dem nach dem Wort „Fracht 200“, dem Militärcode für Gefallene, noch der Satz „Wir sind zusammen“ steht. „Anstelle Geschosse auszugeben, um den Gegner zu töten, das Leben unseres Soldaten zu bewahren, werden unsere Soldaten getötet“, sagt er – und dann fügt er das Ungeheuerliche an: „Der glückliche Opa aber denkt, dass es ihm gut geht.“ Das sei kein Problem, solange der „Opa“ recht habe. Doch wie solle Russland den Krieg gewinnen, „wenn sich auf einmal, ich mutmaße einfach, herausstellt, dass dieser Opa eine vollendete Arschgeige ist?“


Wer aber ist dieser Opa? – Russische Regimegegner bezeichnen seit Langem Präsident Putin so, oft in der Variante, der umfassend abgeschottete Präsident sei ein „Opa im Bunker“. Über Prigoschins übliche Zielfiguren, Schojgu und Gerassimow, sind keine solchen Zu­schreibungen verbreitet.

Mit diesen Tiraden treibt Prigoschin seinen Streit mit der russischen Militärführung eine Stufe weiter. Der Konflikt schwelt schon lange, und bisher war er vor allem ein Ringen verschiedener Günstlinge um Putins Wohlwollen. In diesem Kampf hatten Prigoschin und seine Miliz im vergangenen Jahr eine Zeit lang Aufwind, als die ukrainische Armee Russlands reguläre Truppen vor Kiew, bei Cherson und Isjum in den Rückzug zwang.

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