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#Der schöne Pfau im Salon

Der schöne Pfau im Salon

Er fühlt sich an wie ein Kuscheltier und trägt im ungünstigsten Fall auf. Im besten Fall verliebt man sich mithilfe dieses Stoffes ein bisschen mehr in das Leben. Die Rede ist von Samt. Kleider aus diesem üppigen royalen Material sind der Gegenentwurf zu Jeans und Winterparkas. Samt fällt immer auf. Eine Frau in Samt ist keine irgendwie gekleidete Frau, sondern – eine Frau in Samt. Und ein Mann in Samt – ist im Zweifel ein geistiger Bruder von James Bond. Zur Premiere der jüngsten 007-Episode „Keine Zeit zu ­sterben“ trug Darsteller Daniel Craig eine himbeerfarbene doppelreihige ­Smokingjacke.

Doch Vorsicht. Samt schimmert wie die Verheißung des Glücks und macht aus einem gewöhnlichen Dienstag einen gefühlten Sonntag. Auf dem Bügel sieht er gut aus, nach Ball, Weihnachtsgeschenke-Auspacken und dem Knall von Champagnerkorken. Aber angezogen? Dann kann Samt den ungewollten modischen Absturz bedeuten, denn neben Cord ist er der gefährlichste Stoff von allen. Statt ätherisch-intellektuellen Bloomsbury-Schick auszustrahlen, rutschen Kleider aus diesem Material leicht in den Look des horizontalen Gewerbes ab oder erinnern an den Stil einer fein gemachten Handarbeitslehrerin.

Der erste Auftritt im Samtanzug: Gwyneth Paltrow 1996 bei den MTV Video Music Awards


Der erste Auftritt im Samtanzug: Gwyneth Paltrow 1996 bei den MTV Video Music Awards
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Bild: Getty

Samt lässt niemanden kalt, so wie Leopardenmuster und rote Schuhe. Als Verwandter von Velours und Plüsch hat er offiziell zwar den kürzesten Flor – nur zwei bis drei Millimeter lang –, dafür aber gefährlich spiegelnde Varianten wie den Pannesamt, bei dessen Einsatz man absolut stilsicher sein sollte.

Die Mode entdeckt den Samt wieder

Dabei wagen sich in diesem Winter fast alle großen Modemarken wieder an Samt: Gerade ist er bei Gucci, Saint Laurent, Max Mara und Prada zu sehen, aber auch bei kassenfreundlichen Labels wie Benetton und dem britischen Onlinehändler Boden, der die Samthaarreifen, die ultimativen Preppy-Accessoires der Neunziger, wieder auflegt. Das kalifornische Casual-Wear-Label Les Tien macht in dieser Saison Kapuzenpullover aus Samt, mit denen es vom Homeoffice auf die Party gehen könnte. Und von Tom Ford gibt es Plateausandalen aus Samt, für die man eine Akrobatenprüfung braucht. Samt verführt zum Ex­trem.

Alter Bekannter? Im November trägt Gwyneth Paltrow anlässlich der Gucci-Schau in Los Angeles einen roten Anzug aus Samt.


Alter Bekannter? Im November trägt Gwyneth Paltrow anlässlich der Gucci-Schau in Los Angeles einen roten Anzug aus Samt.
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Bild: AP

Das liegt auch daran, dass seine Geschichte mit Praxis und Vorstellung des Luxus verbunden war, und diese strahlt bis heute in die letzten Fetzen der billigen Kopien aus Kunstfaser ab. In der Renaissance war der kostbare Seidensamt für Interieurs und Gewänder der Status-Stoff überhaupt, angefangen bei den Königen. Italienische und französische Stilikonen beiderlei Geschlechts machten ihn in vorrevolutionären Zeiten weiter zur festlichen Grundausstattung der Oberschicht. Auch bei englischen Dandys waren Samtwesten, Samtmorgenmäntel und Samtslipper selbstverständlich Teil des Alltags. Doch wie bringt man es heute fertig, so effortlessly chic auszusehen wie die Malerin Frida Kahlo, die sich im Jahr 1926 in einem weinroten Samtkleid mit gemustertem Schalkragen porträtierte?

„Niemals Samt und Cord zusammen“

Die Bielefelder Designerin Maria Grefe warnt davor, Samt in einem festlichen Umfeld wie dem Theater anzuziehen. „Da wirkt er schnell spießig – vor allem in Blau oder Schwarz“, sagt sie. Aktueller Renner ihrer Kollektion sei ein gelber Samtblazer, kombiniert mit einer cognacfarbenen Nappalederhose. „Dazu trägt man am besten weißes T-Shirt, Rolli oder nur einen BH.“ Samt hat auch für ihre Kundinnen eine besondere Anziehungskraft: „Viele wollen Samt gerne probieren, besonders wenn es ausgefallenere Farben sind.“ Als Alternative zu Samt sieht Grefe den aus derselben Materialfamilie stammenden Cord, warnt aber: „Niemals Samt und Cord zusammen, das ist ein absolutes No.“ Auch rät sie, beim Kauf eines Kleidungsstückes aus Samt auf die Qualitäten zu achten. „Der glänzende dünne Pannesamt mit seinem changierenden Glanz sieht sehr schnell nach Zirkus aus. Und Finger weg von Synthetikstoffen.“ Außerdem sieht sie als besonders schwierigen Kandidaten den in sich gemusterten Brokatsamt, „das geht dann schnell in Richtung Sofakissen“. Der Königsweg für sie ist, wie es einst schon der Adel beherzigte, Seidensamt.

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